Die Schülerin aus Stemwarde hat alle der bislang sechs Wettkämpfe ihrer jungen Karriere gewonnen - darunter auch die Jugend-DM 2008.

Barsbüttel. Wer ganz nach oben will im deutschen Triathlon, und sei es fürs Erste auch nur im Nachwuchsbereich, kommt unterwegs manches Mal ins Straucheln, das geht sogar Charlotte Bauer (FC Voran Ohe) so. Sie ist ja bloß 1,63 Meter groß und bringt gerade einmal 54 Kilogramm auf die Waage, und als es am Start des Flensburger Fördetriathlons ein Hauen und Stechen um die beste Ausgangsposition gab, lag sie nach ein paar Metern schon auf der Straße. Am Schluss war sie doch wieder vorn, als Siegerin des Deutschland-Cups fährt sie in der kommenden Woche zu den Europameisterschaften der Juniorinnen nach Holten (Niederlande).

Ein paar Prellungen, an den Beinen Schürfwunden, von derlei Kleinigkeiten lässt sich eine wie die ehrgeizige Schülerin aus Stemwarde nicht aus dem Tritt bringen. Es ist erst ihre zweite Saison, aber schon plant sie für die Zeit nach dem Abitur 2010 ihre Karriere. Die Stormarnerin will Profi werden, und es sieht so aus, dass sie bessere Chancen haben wird als manche ihrer gleichaltrigen Konkurrentinnen, die schon mit eigenen Internetauftritten für sich werben.

Was ihr noch fehlt, ist die Erfahrung, ihre Nerven hingegen scheinen schon jetzt stark wie Drahtseile zu sein. Im Juli 2008 hatte sie aus dem Nichts die deutschen Jugendmeisterschaften gewonnen. Sie war dann verletzt in diesem Frühjahr und hatte nur diese eine Chance, ihr Saisonziel zu erreichen: Sie musste bei ihrem ersten Rennen seit elf Monaten den Sieg holen, um die EM-Qualifikation zu schaffen.

Es gab einige Probleme in Flensburg, vier Stunden vor dem Start machten die Veranstalter aus dem Triathlon einen Duathlon, das Wasser war zu kalt, nur elf Grad. Ein klarer Nachteil für Charlotte, die ehemalige Leistungsschwimmerin, und dann der Sturz am Start. "Ich habe das aber erst so richtig realisiert, als ich schon wieder vorn war", sagte sie. Nach 2,5 Kilometer Laufen, 20 Kilometer Radfahren und fünf Kilometer Laufen in 59:48 Minuten kam schließlich ein recht deutlicher Sieg heraus, mit 19 Sekunden Vorsprung auf fast die gesamte deutsche Nachwuchselite, darunter die viertplatzierte Bargteheiderin Rabea Ludwig.

Es war erst der sechste Triathlonstart für Charlotte, zum sechsten Mal war sie als Erste im Ziel und hat damit womöglich zugleich ihre erste Niederlage eingeläutet. So eine Siegesserie weckt Erwartungen, mit jedem Erfolg steigt der Druck, Charlotte versucht es gelassen zu sehen. "Ich spüre das schon", sagte sie, aber für ihre Premiere in einem internationalen Rennen der Juniorinnen kalkuliert sie ein Ende des Triumphzugs ein: "Ich gehöre ja zum jüngeren Jahrgang. Da wird es sicher eine ältere Konkurrentin geben, die mich plattmacht."

In der Schule sind die letzten Klausuren vor den Sommerferien geschrieben, nur ein paar Referate stehen aus. Zwischen Training und Wettkampf bleibt trotzdem wenig Zeit. Der Führerschein muss auch vier Monate nach ihrem 18. Geburtstag warten, ein paar Fahrstunden fehlen noch. Neben der EM haben die deutschen Meisterschaften Anfang August in Merzig Vorrang, dann hat Charlotte erstmals in ihrer Triathlon-Karriere etwas zu verteidigen. Die Krönung der Saison könnte im September folgen: bei der Weltmeisterschaft in Australien.