Svenja Trepte siegt im Mehrkampf, Sandra im Spiraleturnen. Am Wochenende kämpfen beide um deutsche Titel.

Hamfelde

In der Dusche der Waldmann-Halle rieselte am Abend Sekt über die erschöpften Athletinnen, prickelndes Ende des Rhönrad-Märchens der Schwestern Svenja und Sandra Trepte. Berauscht von überwältigendem Erfolg versuchten sie zu begreifen, was mit ihnen passiert war in den Tagen im schweizerischen Baar, in denen sie von Außenseiterinnen zu Weltmeisterinnen aufgestiegen waren.

Svenja gewann bei den Damen Gold im Mehrkampf und Bronze in der Disziplin Sprung, Sandra Gold im Spiraleturnen und Silber im Mehrkampf der Juniorinnen, niemand hatte diesen Triumphzug vorausgesagt. Siege waren den Schwestern aus Hamfelde bislang allenfalls auf Landesebene gelungen, nun sind sie die Besten der Welt. "Dieses Gefühl, gewonnen zu haben, macht fast ein bisschen süchtig. Das möchte ich unbedingt noch einmal erleben", sagte Svenja. Am kommenden Wochenende schon könnte es soweit sein, wenn in Frankfurt am Main die deutschen Meister gekürt werden.

Vereinskameraden, Trainer und Freunde bereiteten den Treptes einen großen Empfang am Flughafen, mit Blumen, Sekt und Plakaten: "Ihr seid spitze!" Tränen des Glücks flossen, doch am nächsten Morgen schon mussten sich die Weltmeisterinnen auf ihre Pflichten besinnen. Studentin Svenja hatte einiges für die Uni aufzuarbeiten, für Sandra stehen am Gymnasium Trittau in dieser Woche zwei Klausuren in Kunst und Chemie auf dem Stundenplan.

"Für mich war es seit langer Zeit der erste Wettkampf, nach dem ich sagen kann, dass alles geklappt hat", sagte Sandra, "endlich hatte ich meine Nerven mal im Griff, obwohl ich sehr aufgeregt war." Höher noch als ihren Titelgewinn schätzt sie Rang zwei im Mehrkampf ein, den die Rhönradturner "Königsdisziplin" nennen.

"Als alles vorbei war, habe ich mich gefragt, wie ich das hinbekommen habe", sagte Sandra. Im Moment des Glücks gab die Hamfelderin sich aber auch sportlich fair. Im Einzelfinale Spirale hatte sie ihre deutsche Widersacherin Mareike Jochem nur um Haaresbreite bezwungen. "Aber ich bin der Meinung, dass sie sogar etwas sauberer geturnt hat als ich", sagte Sandra.

Nach den deutschen Meisterschaften wird sie in die Erwachsenenklasse aufrücken und damit zur Gegnerin ihrer älteren Schwester. "Mal sehen, ob sie mich gefährden kann, aber auf jeden Fall weiß ich, worauf ich mich gefasst machen muss", sagte Svenja. Sie freute sich über eine exzellente Musik-Kür und "einen Sprung, wie ich ihn noch nie hinbekommen habe", als kleiner Wermutstropfen blieb das knappe Aus im Kampf um die Qualifikation für das Einzelfinale im Spiraleturnen um fünf Hundertstelpunkte.

"Der Erfolg beflügelt und spornt an", sagte Svenja, das nächste große Ziel aber liegt noch weit in der Zukunft: 2011 bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land möchte sie zum ersten Mal auch für den Mannschaftswettkampf nominiert werden.

Sandra will bis dahin nicht nur für die Schule lernen, auch für die nächste Siegerehrung muss sie noch pauken. "Ich war schlecht vorbereitet", sagte sie. "Als die Flagge hochgezogen wurde und die Nationalhymne gespielt, konnte ich den Text gar nicht."