Barsbüttel. Zoff auf höchster Ebene: Nilgänse machen den Adebaren die angestammten Plätze streitig. Wann die ersten Jungstörche erwartet werden.

Im Vorjahr sorgten Stormarns Störche für einen Jahrhundertrekord: 49 Paare hatten sich im gesamten Kreisgebiet zwischen Reinbek und Reinfeld eingefunden. Damit hatte die vorangegangene Bestmarke mit 48 Paaren aus dem Jahr 2021 nur zwei Jahre Bestand. Nun sind die Hoffnungen groß, dass auch 2024 ein ähnlich erfolgreiches Jahr wird. In Barsbüttel und Umgebung sind jedenfalls schon zehn der elf angestammten Nester besetzt, so etwa in Stellau, Langelohe, Kronshorst, Papendorf und Meilsdorf. „Nur der neue Mast bei der Freiwilligen Feuerwehr Papendorf wartet noch auf Bewohner“, sagt Storchenvater Helmut Wolek, seit Jahren Projektleiter in der Stemwarder Aktionsgemeinschaft für Naturschutz und Landschaftspflege.

Neue Sitzecke als idealer Beobachtungspunkt

Besonders aufmerksam wird das Treiben der Adebare an der Bachstraße in Stemwarde beobachtet. Hier existiert bereits seit 2012 eine Sitzecke, von der aus das Storchenrevier am Regenrückhaltebecken aus nächster Nähe beobachtet werden kann. Weil Bänke und Tisch etwas in die Jahre gekommen waren, wurden sie im Frühjahr ersetzt.

Zwei Mitarbeiter einer Fachfirma installieren die neue Sitzecke am Storchenrevier in Stemwarde.
Zwei Mitarbeiter einer Fachfirma installieren die neue Sitzecke am Storchenrevier in Stemwarde. © HA | Uwe Soltau

„Wir hoffen, dass die neue Garnitur jetzt etwas länger hält. Weil sie aus recyceltem Kunststoff besteht, muss sie im Winter nicht mehr eingelagert und aufwendig gepflegt werden“, erläutert Wolek. Ermöglicht worden sei die Anschaffung durch „eine großzügige Spende“ der Haspa über 2500 Euro. Weitere 400 Euro habe die Stemwarder AG selbst aufgebracht. Für den fachmännischen Aufbau sorgten Mitarbeiter der Firma Brökel Service.

Ausbau der Nester als „erste Amtshandlung“

„Seit Anfang April steht die neue Sitzecke und wird von den Storchenguckern wieder gern genutzt“, sagt Wolek. Zu sehen gebe es jedenfalls schon jede Menge, da sich die Störche bereits mächtig ins Zeug gelegt hätten. Eifrig sei neues „Baumaterial“ wie Zweige herangeschafft worden, um das Nest auszubessern und zu verstärken.

Zuvor mussten sich die Adebare aber impertinenter Konkurrenz erwehren. Denn seit einiger Zeit machen aggressive Nilgänse den Störchen die Nester streitig. „Weil nach der Saison in Stemwarde auf das Aufsetzen eines Schutzgitters verzichtet worden ist, war das Nest tatsächlich zeitweise von Nilgänsen besetzt“, erzählt Wolek. Doch zum Glück hätten die Eindringlinge nicht gebrütet. Deshalb konnten die Störche das Nest letztlich ohne größere Kämpfe in Besitz nehmen.

Anfang Mai werden die ersten Jungstörche erwartet

„Da in den vergangenen Tagen zumeist nur ein Storch auf dem Nest zu beobachten war, liegt die Vermutung nahe, dass da schon gebrütet wird“, berichtet Wolek. Normalerweise betrage die Brutzeit etwa 32 Tage, weshalb voraussichtlich Anfang Mai mit Nachwuchs zu rechnen sei. „Wenn es weiterhin so gut läuft, werden wir hoffentlich ein gutes Storchenjahr mit viel Nachwuchs haben“, so der 77-Jährige.

Der Anbau einer akustischen Lockanlage am Schwalben-Hotel wird von einer Nilgans auf dem Dach aufmerksam verfolgt.
Der Anbau einer akustischen Lockanlage am Schwalben-Hotel wird von einer Nilgans auf dem Dach aufmerksam verfolgt. © HA | Helmut Wolek

Und die Nilgänse? Sie versuchen derweil das Schwalben-Hotel auf der anderen Seite des Regenrückhaltebeckens zu okkupieren. Entstanden ist der 4,50 Meter hohe „Pilzbau“ bereits im April 2019. Seinerzeit musste eine alte Scheune abgerissen werden, in der eine größere Kolonie Mehlschwalben nistete. „Um sie im Ort zu halten, haben wir das Schwalben-Hotel gebaut. Doch auf Gäste unter dem Pagodendach warten die Stemwarder noch immer“, bedauert Wolek.

Klangattrappe soll helfen, Schwalben anzulocken

Andererseits sei offenbar etwas Geduld erforderlich. Zum einen sei diese Schwalbenpopulation generell stark zurückgegangen. Zum anderen hätten Experten des Naturschutzbundes (Nabu) darüber informiert, dass eine schnelle Neuansiedlung ohnehin eher ungewöhnlich sei. In vielen Fällen könne es zwei bis drei Jahre dauern, bis die ersten Schwalben an einem neuen Standort nisten.

Um diese Entwicklung etwas zu beschleunigen, hat die Stemwarder Aktionsgemeinschaft für Naturschutz und Landschaftspflege jetzt rund 800 Euro in eine Lockruf-Anlage investiert. „Anderenorts sollen Vogelfreunde mit solch einer Anlage bereits nachhaltige Erfolge erzielt haben“, sagt Wolek.

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Deshalb hat er mit Helfern Ende März ein Baugerüst unter dem Schwalben-Hotel in Stellung gebracht, um die Klangattrappe am Pfeiler des Hauses zu installieren. „Programmiert ist sie schon und sendet nun viermal am Tag morgens, mittags, am Nachmittag und am Abend jeweils eine Stunde Schwalbenrufe aus, um die Koloniebrüter anzulocken“, erläutert Helmut Wolek.

Damit die Schwalben Material haben, um neben den bereits angelegten Nestern auch eigene zu bauen, soll nahe dem Regenrückhaltebecken noch eine Lehmpfütze angelegt werden. „Dann sollten eigentlich alle Voraussetzungen geschaffen sein, um das Beobachtungsprogramm aus unserer neuen Sitzecke noch abwechslungsreicher werden zu lassen“, so der Storchenvater von Stemwarde.