Das Abendblatt stellt die Nominierten für den Jugendprojektpreis vor. Heute: die Jugend-Offensive des TSV Bargteheide

Bargteheide. Über Bargteheide gibt es einige interessante und über die Stadtgrenzen hinweg bekannte Fakten. Etwa dass die Stormarner Kleinstadt eine der wenigen deutschen Kommunen ist, die keine Schulden hat. Oder dass aus Bargteheide diese ausziehbaren Leinen kommen, die weltweit Hunde und ihre Besitzer beim Spaziergang verbinden. Dass Bargteheider auch sehr gern turnen, das ist weniger bekannt. Ist aber eine Tatsache. Weil die Nachfrage an dem Sport in der Stadt mittlerweile so groß ist, hat der TSV Bargteheide eine Offensive initiiert hat. Mit dem Projekt, der Jugend-Offensive der Turnabteilung, ist der Verein nun für den Jugendprojektpreis nominiert.

Frauke von Seelen ist Bargteheiderin, turnt gern und hatte im Herbst die Idee zu der Offensive. Etwas länger leitet sie die Abteilung Turnen des Vereins. 1500 Mitglieder gibt es. „Etwa die Hälfte davon sind Jugendliche und Kinder“, sagt sie und erzählt, dass es mehr sein könnten. „Wir führen mittlerweile eine Warteliste, weil wir derzeit nicht alle Sportler aufnehmen können.“ Es fehle an Platz, aber mehr noch an Fachkräften für das Training. Frauke von Seelen will mit der Jugend-Offensive diese Lücke schließen. Doch sie verfolgt auch andere Ziele. Aber der Reihe nach.

Ziel des Projekts ist vor allem, dass junge Sportler zu Übungsleitern (ab 13Jahre) und später, wenn sie 16 Jahre alt sind, zu Trainern ausgebildet werden können. Zwölf Jungen und Mädchen sind bereits dabei. Sie unterstützen die Trainer dabei, die Kinder in der Sporthalle zu beaufsichtigen, helfen den jungen Turnern bei den Übungen, geben Tipps und leiten den Nachwuchs an. „Die Idee war, dass wir mit der Hilfe der Übungsleiter mehr Kindern ermöglichen können, mitzumachen“, sagt Frauke von Seelen. Ausbilden will sie „so viele Jugendliche wie möglich“, auch wenn dem Projekt finanzielle Grenzen gesetzt sind. 160 Euro kostet die Übungsleiterausbildung, 360 Euro der Trainerschein.

Doch mit der Qualifizierung der Jugendlichen, von der sie laut von Seelen auch im späteren Leben viel haben, will die Frau auch erreichen, dass die Mädchen und Jungen der Turnsparte erhalten bleiben. „In den meisten Sportvereinen wird der Generation im Alter zwischen 16 und 30 Jahren weniger angeboten als den anderen.“ Die Folge sei, dass viele Sportler nicht mehr zum Training kommen.

Jana Krimilowski, 21, und die 22 Jahre alte Denise Müller sind unter anderem mit der Rekrutierung der Übungsleiter und der Trainer beauftragt. Sie selbst sind die Jugendwarte der Abteilung Turnen. Jana Krimilowski erzählt, warum sie dem Verein die Treue hält: „Es macht Spaß, Verantwortung zu übernehmen.“ Denise Müller sagt: „Und natürlich ist es toll, neue Ideen zu entwickeln und sie umsetzen zu können.“ Die jungen Frauen bereiten zudem das Sommerfest, das ebenfalls Bestandteil der Offensive ist, vor. Denn „gemeinsam Spaß haben, das fördert die Lust am Sport und das Miteinander“, wie von Seelen sagt.

Bestandteil der Jugend-Offensive ist auch, dass das Angebot erweitert werden soll – um Trendsportarten. Sie sollen sich gezielt an den Interessen der Jugendlichen und jungen Erwachsenen orientieren. Richard Sucker ist 17, soll bald seine Trainerausbildung starten und trainiert bereits Gleichaltrige und den Nachwuchs in Parkour. Das ist eine Sportart, bei der es gilt, die Hindernisse in einer Stadt möglichst elegant und vor allem auf dem direktem Weg zu überwinden. In Bargteheide gibt’s Parkour auch in der Halle. Dort geht es über Kästen, Böcke und andere Hindernisse. Von Seelen: „Wir wollen das Angebot noch erweitern.“ Im Sommer soll es Cross-Training geben – im Wald beispielsweise. Sport ist wichtig, findet Richard Sucker. „Es fördert die Disziplin, man kann Dampf ablassen und etwas für die Seele machen“, sagt er.

„Als unser Projekt in der Planung Form angenommen hatte, habe ich dann über den Jugendprojektpreis gelesen“, sagt Frauke von Seelen. Das passt, habe sie dann gedacht. „Wir integrieren Jugendliche im Verein und qualifizieren sie nachhaltig durch die Ausbildung zum Übungsleiter oder Trainer.“

Und das Preisgeld, das könnten die Bargteheider Turner natürlich gut gebrauchen. Von Seelen: „Einen Großteil würde ich in die Ausbildung der Nachwuchstrainer investieren, den Rest könnten wir für das Sommerfest verwenden.“