Gebürtige Ahrensburgerin Angelika Klüssendorf spricht über ihren literarischen Erfolg

Ahrensburg. Angelika Klüssendorf hätte nie gedacht, dass sie einmal so erfolgreich werden würde, wie sie heute ist. Bereits zum zweiten Mal hat es die in Ahrensburg geborene Autorin auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises geschafft, der Anfang des Monats verliehen worden ist. Das heißt: Sie gehörte zu den sechs Finalisten unter den Nominierten. „Meine Sicht auf den Erfolg ist ambivalent“, sagt Klüssendorf. „Ich hätte das zwar nie gedacht, habe aber mit 18 gewettet, dass ich eines Tages den Nobelpreis gewinne.“

Bereits als Kind fing sie an, Tagebuch und Gedichte zu schreiben. „Das war für mich ein geschützter Raum“, sagt sie, die am Sonntag 56 wird. Heute habe sie die meisten ihrer Gedichte nicht mehr. „Die waren unfassbar schlecht.“ Ihrem neuesten Roman „April“ merkt man diese selbstkritische Schreibweise an. Kein Wort, kein Satz zu viel taucht auf. Rund 30-mal habe sie das Buch bearbeitet, indem sie immer wieder Sätze oder sogar ganze Kapitel strich, sagt sie. Und: „Ich bin wie ein Bildhauer, der einen Stein bearbeitet.“

Übrig geblieben ist die reine Beschreibung der jungen Frau April, die mühsam die ersten Schritte in ein selbstständiges Leben macht. Dabei spielt der Roman sowohl im Leipzig der 70er- als auch im West-Berlin der 80er-Jahre und handelt nicht nur in dieser Hinsicht von Gegensätzen und vor allem Grenzen, die überwunden werden müssen. Immer wieder erlebt April Rückschläge, immer wieder geht sie dennoch weiter auf ihrem Weg. Den Namen hat sie sich selbst gegeben – nach einem berühmten Song von Deep Purple. Aber die Autorin hatte bei der Namensvergabe auch den Monatsnamen im Kopf. „April trägt die Unberechenbarkeit des Monats in sich.“

Dies sind Wesenszüge, die Klüssendorf selbst auch in sich trägt. April ist nicht gleichzusetzen mit der Autorin, aber „sie ist eine mir sehr bekannte Figur“. Beispielsweise sei April eine Kämpferin wie die Autorin selbst, und zudem werde sie von der Literatur beziehungsweise von Gesprächen über Literatur gerettet. „Literatur hat einen ganz großen Stellenwert in meinem Leben“, betont Klüssendorf. „Ohne Bücher wäre das Leben sehr öde.“ Genauso wie April Trost und Hilfe in der Literatur findet, geht es ihrer Schöpferin. Die Autorin sagt, dass sie Bücher teilweise mehr geprägt hätten als Menschen. Ein Lieblingsbuch habe sie nicht, in letzter Zeit habe sie die Lektüre von David Vanns „Im Schatten des Vaters“ genossen. Momentan liegt „Verlorene Illusionen“ von Balzac auf ihrem Nachttisch.

Will man hier die Parallele zu April ziehen, könnte man sagen, dass beide Romane von Zielen im Leben beziehungsweise von dem Lebensweg und von Fortschritten und Glücksmomenten sowie Rückschlägen und Niederlagen handeln. Für Klüssendorf besteht das Ziel des Lebens darin, „ein mir gemäßes Leben zu führen“. „Ich möchte einfach einen guten Tag haben. Und morgen möchte ich, dass der Tag auch gut wird.“