37 von 55 Kommunen im Kreis haben Schulden. Bargteheide als einzige Stadt im Plus

Bad Oldesloe. Die Summe ist kaum vorstellbar: 103 Millionen Euro. Mit so viel Geld steht Stormarn in der Kreide. Umgerechnet ist jeder Bürger des Kreises, vom Baby bis zum Rentner, durchschnittlich mit 441 Euro verschuldet. Das besagen die neuesten Zahlen des Statistischen Amtes für Hamburg und Schleswig-Holstein. Sie beziehen sich auf das vergangene Jahr. Ende 2012 war die Lage noch dramatischer. Zu jenem Zeitpunkt wurde auf kommunaler Ebene sogar um neun Prozent mehr auf Pump gelebt.

Die Unterschiede in den 55 Kommunen des Kreises sind groß. 18 von ihnen haben mit Krediten nichts am Hut. Sie sind schuldenfrei. Negativer Spitzenreiter ist Lasbek. Ende des vergangenen Jahres betrug die Pro-Kopf-Verschuldung in der 1194-Einwohner-Gemeinde 1128 Euro. Das sind 22 Prozent mehr als 2012. Bürgermeister Harald Lodders (SPD) erklärt die Steigerung so: „Wir haben die alte Schule, unser jetziges Gemeinschaftshaus, über drei Jahre für 1,1 Millionen Euro saniert und mit einem Teilanbau versehen.“ Inzwischen sind die Arbeiten abgeschlossen. „Jetzt beginnen wir Schritt für Schritt mit dem Schuldenabbau“, sagt Lodders.

Direkt hinter Lasbek auf Platz zwei rangiert Reinbek mit einer Pro-Kopf-Verschuldung von 992 Euro. Mit 26,2 Millionen Euro hat die Stadt bei den absoluten Zahlen den höchsten Schuldenstand im Kreis. Ganz weit oben bei der Pro-Kopf-Verschuldung liegen auch Trittau (810 Euro) und Grönwohld (685 Euro). Reinfeld, im Jahr 2008 noch bei 1476 Euro, ist inzwischen bei 29 Euro angelangt.

Oststeinbek finanziert neue Kindertagesstätte ohne Kredite

Beim Blick auf die Statistik macht sich bei Herbert Sczech, Büroleitender Beamter in Bargteheide, ein Lächeln breit. Die Stadt mit ihren rund 15.600 Einwohnern ist die einzige in Stormarn, die nicht auf Pump lebt. „Wir sind durch eine geschickte Bodenpolitik schuldenfrei geworden, haben Ackerland erworben und als Bauland verkauft“, sagt Sczech. Seit 2007 steckt Bargteheide nicht mehr in den Miesen. Und während andere Kommunen tilgen, kassiert die Stadt Zinsen. Das Konto ist mit neun Millionen Euro prall gefüllt.

Das sei laut Sczech auch Resultat der relativ hohen Steuerkraft der Gewerbetreibenden und Bürger. Er sagt: „Es wird angestrebt, auch künftig ohne Schulden zu bleiben.“ Politik und Verwaltung gingen mit Besonnenheit in die Investitionsplanungen bis 2017. In naher Zukunft hat die Stadt einiges zu stemmen: Der Neubau einer Feuerwehrwache kostet zwischen vier und viereinhalb Millionen Euro. Hinzu kommen rund 1,5 Millionen für das reparaturbedürftige Freibad.

Zu den Musterschülern im Kreis zählt auch Oststeinbek, das die neue Kita ohne Kredite finanziert – immerhin rund 3,3 Millionen Euro. Der Gemeinde geht es gut. 2013 betrugen die Gewerbesteuereinnahmen 16,3 Millionen Euro. „In diesem Jahr wird es noch mehr“, sagt Bürgermeister Jürgen Hettwer. Laut Verwaltungschef hat Oststeinbek eine Festgeldanlage von rund neun Millionen Euro.

Von diesen Zahlen kann Ahrensburg nur träumen. Immerhin hat die Stadt ihre Schulden im vergangenen Jahr um drei Prozent auf rund 20,4 Millionen Euro verringert, das Minus pro Einwohner beläuft sich auf 653 Euro. Für Norbert Leinius, Geschäftsführer der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS), hätte die finanzielle Situation durchaus besser sein können. Der Ahrensburger: „Das Neubaugebiet Erlenhof hätte die Stadt in Eigenregie machen sollen.“

In Ammersbek ist die Pro-Kopf-Verschuldung zwar nicht so hoch wie in Ahrensburg, doch das Minus stieg binnen eines Jahres wie nirgendwo im Kreis – um satte 76 Prozent oder auch von 275 auf 468 Euro pro Bürger. Grund sind Bauprojekte in Höhe von mehr als vier Millionen Euro, die größtenteils kreditfinanziert sind. Bürgermeister Horst Ansén: „Wir haben zeitgleich den Umbau der Kindertagesstätte in Hoisbüttel, den Anbau der Kita in Bünningstedt für vier Gruppen und die Sanierung der Sporthalle in Hoisbüttel gemacht.“ Ein Mehr an Verschuldung wird es 2014 laut Verwaltungschef nicht geben. Über die getätigten Investitionen sagt Ansén: „Das Geld ist nicht in den Schornstein geschmissen. Wir schaffen etwas Sinnvolles.“

Sparen im Kleinen: Der Landrat verzichtet auf einen Fahrer

Einer der größten Sparfüchse in Stormarn hat seinen Sitz in Bad Oldesloe. Es ist die Kreisverwaltung. Sie hat ihre Schulden bis Ende 2013 um 48 Prozent auf rund 10,8 Millionen Euro reduziert. Durch Sondertilgung konnte das Minus inzwischen um weitere fünf Millionen Euro gedrückt werden. Landrat Klaus Plöger: „Im Prinzip ist die Kreisverwaltung sogar schuldenfrei. Wir könnten auch den Rest tilgen, aber die Vorfälligkeitsentschädigung ist zu hoch.“ Also rosige Aussichten? Mitnichten. „Wir wissen ja noch nicht genau, was der neue Finanzausgleich bringt“, sagt Plöger.

Über Jahre hat der Kreis keine Kredite mehr aufgenommen. Stormarns Verwaltungschef: „Bei der Infrastruktur und den Gebäuden wurde trotzdem nicht gespart.“ Der Landrat ist auch persönlich mit gutem Beispiel vorangegangen und verzichtet auf einen Fahrer, der ihm zusteht. Ersparnis: ein hoher sechsstelliger Betrag in 15 Jahren. Auch die Politiker des Kreistags beteiligen sich. Bei den Aufwandsentschädigungen werden laut Plöger nicht die Höchstsätze abgerufen.