Zwei Hamburger wollen auf die Alte Reitbahn. Sie prognostizieren 150.000 bis 180.000 Besuchern pro Jahr

Der Plan ist ehrgeizig, ihrer Sache sind sie sich sicher: Mathias Kemme und Christof Gläser möchten in Ahrensburg ein Kino mit bis zu sechs Sälen und rund 800 Plätzen eröffnen. Mit angeschlossener Gastronomie mit Außenplätzen. Rund 1,5 Millionen Euro wollen die branchenerprobten Geschäftsführer der K-Motion GmbH in Ausstattung und modernste Digital-Technik investieren, wenn an der Alten Reitbahn neu gebaut wird. Etwa 30 Arbeitsplätze wollen sie schaffen. Aus der Politik und von der Verwaltung gebe es überwiegend positive Signale, sagt Mathias Kemme, der in Hamburg-Marienthal lebt und im Norden der Republik 14Lichtspielhäuser betreibt. Ihre Chancen bewerten sie derart positiv, sagt Christof Gläser aus Sasel, dass sie einen Pachtvertrag mit einer Laufzeit von „mindestens 15, eher 20 Jahren“ abschließen wollen.

„Wir sind von Ahrensburg begeistert“, sagt Mathias Kemme, der seine Pläne bereits den Fraktionen und der Verwaltung vorgestellt hat. Begonnen habe alles mit ersten Kontakten zu Projektentwicklern. Zunächst ging es um den Standort Lindenhofparkplatz an der Hagener Allee/Bahnhofstraße, später um das Gelände des ehemaligen Rohrbogenwerkes an der Brückenstraße. Auch das Gewerbegebiet Beimoor sei kurzfristig im Gespräch gewesen. „Aber ein Kino gehört dorthin, wo die Menschen sind“, sagt Kemme. Deshalb sei der Standort Alte Reitbahn ideal.

Doch nicht nur Schlossstädter würden das neue Kino mit dem Namen CineMotion Ahrensburg besuchen, sagen die Gesellschafter voraus. Nach ihren Prognosen, die sich unter anderem aus Erfahrungen in vergleichbar großen Städten speisen, würden sich je Jahr zwischen 150.000 und 180.000 Menschen für einen Kinobesuch in Ahrensburg entscheiden. „Und das“, sagt Gläser, sei „eher konservativ kalkuliert“. Christof Gläser berichtet von einer Erhebung der Film-Förderanstalt, wonach die Deutschen pro Jahr statistisch betrachtet zwar nur 1,6-mal ins Kino gehen. Zum Vergleich mit Ahrensburg zieht er die Stadt Schleswig heran. Mit rund 24.000 Einwohnern ist die Stadt an der Schlei deutlich kleiner als Ahrensburg mit rund 32.000 Menschen. Dennoch besuchten in Schleswig je Jahr etwa 100.000 Filmfans das dortige K-Motion-Kino. Das macht für Schleswig knapp 4,2 Kinobesuche pro Jahr.

Bei der Kalkulation sei auch das große Einzugsgebiet von Ahrensburg zu berücksichtigen. Aus der Präsentation, die der Stadt zur Kenntnis gegeben wurde, geht hervor, dass es von Bad Oldesloe im Norden Stormarns über Steinburg und Trittau an der östlichen Grenze des Kreises bis nach Jersbek im Westen und Großhansdorf reiche. Die Konkurrenz in Bad Oldesloe (OHO-Kino) und Bargteheide (Cinema Paradiso) fürchten Kemme und Gläser nicht. Sie sagen: „Herr Jansen macht in Bargteheide vor allem Programmkino.“ Kemme fügt an: „Und die Oldesloer haben viel zu spät auf digitale Technik umgestellt. Auch das Gebäude passt nicht mehr so richtig in die Zeit.“ Das Publikum sei anspruchsvoller geworden. Gläser: „Je mehr Säle, desto abwechslungsreicher. Unser Plan für diese Stadt ist einfach stimmig.“

Beiden werde immer wieder berichtet, dass sich viele Ahrensburger und Menschen aus umliegenden Gemeinden ein anspruchsvolles Kino in der Schlossstadt wünschten, um nicht die Fahrten ins CinemaxX nach Hamburg-Wandsbek oder ins UCI am Friedrich-Ebert-Damm in Kauf nehmen zu müssen. Wichtig sei selbstverständlich das Angebot an Filmen. „Wir wollen nicht nur das klassische Mainstream-Programm bieten“, sagt Mathias Kemme, „sondern auch anspruchsvolles Kino.“ Zielgruppe? „Fünf bis 80 Jahre“, sagt er. „Es soll auch Vorstellungen für Schulen geben. An ein Seniorenprogramm denken wir ebenso wie an eine Ladies-Night.“

Kemme und Gläser geben sich äußerst selbstbewusst. Ein möglicher Grund dafür ist ihre Erfahrung in diesem Geschäft. Mathias Kemme stieg nach sechs Jahren Tätigkeit bei der Firma CineStar aus. Dort war er für Immobiliengeschäfte zuständig gewesen. Er erinnert sich noch gut an die Zeit, als das Mini-Maxi im schmuddeligen Gebäude an der Klaus-Groth-Straße geschlossen wurde. Er sagt: „Seitdem geht mir Ahrensburg als Kinostandort nicht mehr aus dem Kopf.“ 2005 stieg er bei Union Kinobetriebe (30 Standorte) ein. Chef des Ganzen und damit ehemals größter mittelständischer Kinobetreiber Norddeutschlands war der Großhansdorfer Andreas Krugmann. Christof Gläser wurde 2011 Partner von Kemme, nachdem er nach 13 Jahren Standort-Akquise und Rechtsberatung bei CinemaxX aufgehört hatte.

Die Pläne von K-Motion stehen in direktem Zusammenhang mit der geplanten Bebauung des rund 6000 Quadratmeter großen Geländes an der Alten Reitbahn (wir berichteten). Die Fläche wird zurzeit als Parkplatz genutzt. Politik und Verwaltung haben bisher nur nichtöffentlich über das Bauvorhaben diskutiert. Die Schaffung von Wohnraum, Einzelhandelsflächen, Parkplätzen und eben eines Kinos sind im Gespräch. Der Bedarf an einem Kino ist bei weiten Teilen des Stadtparlamentes unumstritten. Großen Wert legt die Politik aber auf ein langfristiges und tragfähiges Konzept. Dass Kemme und Gläser genau das bieten können, auch davon sind beide felsenfest überzeugt. „Wir werden Massen in die Stadt bringen. Unser Kino wird das Zentrum beleben. Ein anspruchsvolles Haus mit ansprechender Gastronomie auf rund 300 Quadratmeter Fläche und ausreichend Parkraum – das wird funktionieren“, sagt Christof Gläser.

Bürgermeister Michael Sarach jedenfalls sei sehr angetan gewesen, als er davon erfuhr, dass der größte Kinosaal sogar mit einer Bühne ausgestattet und „vielfältig nutzbar“ gemacht werden könne. Zum Beispiel als Veranstaltungsort für Poetry-Slam-Abende, große Feiern oder Podiumsdiskussionen, sagt Mathias Kemme.

Ein mögliches Premieren-Szenario haben die Kino-Macher auch schon vor Augen. Mit einem Schmunzeln sagt Kemme: „Am liebsten im Oktober 2015, wenn der neue James-Bond-Film anläuft. Das wäre wirklich klasse, könnte aber eng werden.“ Vermutlich laufe alles auf Herbst 2016 hinaus. Die Lieblingsstreifen von Mathias Kemme, 50, und Christof Gläser, 49, – „Männerherzen“, „Billy Elliot – I will dance“ oder „Club der toten Dichter“ werden dann vermutlich nicht gezeigt. Aber darauf, ob es nach jahrelanger Diskussion endlich vorangeht mit den Kinoplänen, darauf darf Ahrensburg ebenso gespannt sein wie auf das Programm.