Sol Gabetta, Gesicht des Schleswig-Holstein Musik Festivals, spielt in Ahrensburg. Wieder mehr Termine in Stormarn

Ahrensburg. Sie kommt tatsächlich nach Ahrensburg: Sol Gabetta. Die Weltreisende in Sachen Cello. Der Superstar mit dem durchtrainierten Körper einer Hochleistungssportlerin, die tagsüber joggt und abends in Highheels und Abendkleid auf die bedeutenden Bühnen geht. Sol Gabetta ist das Gesicht des Schleswig-Holstein Musik Festivals (SHMF) 2014. Dafür macht sich die aus Argentinien stammende Überfliegerin mit größter Selbstverständlichkeit auf ins eher verträumte Ahrensburg, um ein Familienkonzert im Marstall zu geben – und die Kleinen in den Bann der Musik zu ziehen. Denn um Musik geht es dem Star. Nicht um Personenkult.

„Sol Gabetta entwickelt ihre Programme alle selbst“, sagt SHMF-Pressesprecherin Bettina Brinker. Auch die Auftritte für das Festival, das am 6. Juli offiziell in Lübeck eröffnet wird, hat die Cellistin selbst konzipiert. Brinker: „Sie brachte gleich 40 Ideen mit. Die konnten wir natürlich nicht alle umsetzen.“

Musik schon früh zu vermitteln scheint Sol Gabetta wichtig zu sein. So wird sie nicht nur in der Lübecker Musik- und Kongresshalle, im repräsentativen Kieler Schloss oder der großen Hamburger Laeiszhalle spielen.

„Ich möchte Projekte entwickeln, die etwas erzählen“, hat Sol Gabetta in einem Interview für das Festival-Magazin gesagt. „Der Klang hat eine Geschichte, eine Seele. Mit Klangfarben kann man Magie machen.“ Auf die Nachfrage, welche Seele gemeint sei, antwortete die 32-Jährige schlicht und wirklich ein bisschen ergreifend: „Wenn ich spiele, meine ich.“

Vermutlich denkt die Cellistin bei den Familienkonzerten an ihre eigene Kindheit. Sie wusste bereits mit vier Jahren, dass nur das Cello für sie infrage kommt. Ihr Bruder spielte Geige. Das wollte sie nicht. Sie wollte das größere, das wärmere Cello. Und sie bekam, was sie wollte. Obwohl ihre Beinchen damals in der Luft baumelten, weil selbst die aus Japan beschaffte und vom Stachel befreite Mini-Version des Instruments für sie noch zu groß war.

Jetzt gehört sie selbst zu den ganz Großen, diese Blondine, über die zu hören ist, dass sie auf Haarpracht und -farbe gar nicht so viel Wert lege. Und dass ihr das Glamourgirl- und Klein-Mädchen-Image gleichermaßen auf die Nerven gehe. Dass diese Ausnahmekünstlerin auch noch ein unbezwingbares Lächeln hat und die Sonne im Namen trägt, hat ihr den Titel Cello-Prinzessin eingebracht. Da passt der Auftritt in der Schlossstadt perfekt. Sie selbst geht eher burschikos mit ihrem Image um. In einem Interview mit der Zeitung „Die Welt“ bekannte sie sinngemäß: „Ich rauche nicht, ich trinke nicht, ich nehme keine Drogen. Eigentlich bin ich ein ziemlich langweiliger Mensch.“

So langweilig, dass sie alle sehen und hören wollen. Das Ahrensburger Konzert (23.August, 16Uhr) war in Windeseile ausverkauft. „Die Wartelisten sind endlos“, sagt Festival-Sprecherin Bettina Brinker. Nur wer sich beeilt, könne die Cellistin noch in der Nähe erleben: mit dem Marinsky Theatre Symphony Orchestra unter Valery Georgiev am 21. August in Hamburg und am Tag danach in Lübeck.

17 Konzerte gestaltet die Gabetta während des norddeutschen Festivals. Das hat es bislang noch nicht gegeben. Die Idee, den bisherigen Länderschwerpunkt mit einem Künstlerporträt abzulösen, hatte der neue Festival-Intendant Christian Kuhnt.

„17 Konzerte von einer Künstlerin, das ist ein Risiko“, sagt die Festivalsprecherin. „Es muss ja auch die Nachfrage dafür da sein. Aber das Konzept scheint aufzugehen. Der Vorverkauf läuft sehr gut.“ 188.000 Karten gibt es für 164Konzerte, fünf Musikfeste und zwei Familienkonzerte – in 59 Orten an 84Spielstätten. Im vergangenen Jahr waren es 110.000 Tickets für 118 Konzerte. Während sein Vorgänger Rolf Beck auf Verknappung setzte, baut der neue Intendant das Angebot aus und rechnet bei einem Gesamthaushalt von 9,1 Millionen Euro mit Karteneinnahmen von fünf Millionen Euro.

Stormarn profitiert davon. Ahrensburg, Bad Oldesloe und auch Bargteheide sind wieder dabei. Im Schloss Reinbek gibt es zwei Termine, denn die Verleihung des Hindemith-Preises ist zurückgekehrt. „Wir freuen uns darüber“, sagt Schlossleiterin Elke Güldenstein. Aber ein Konzert mehr im nächsten Jahr wäre schön. „Wir bleiben dran.“