Pfadfinderin, 23, aus Ahrensburg freut sich auf ein internationales Projekt am Baikalsee. Aber noch fehlt ganz viel Geld

Ahrensburg. 400 Pfadfinderinnen und Pfadfinder aus verschiedenen Ländern, die sich für etwa eine Woche auf eine Reise mit der transsibirischen Eisenbahn von Moskau nach Irkutsk an den Baikalsee begeben – das gab es bisher noch nie. Doch im August dieses Jahres heißt es für Anne Overbeck: „Alle einsteigen, bitte!“ Die Ahrensburgerin nimmt an dem internationalen Projekt „Scouting Train“ – das bedeutet so viel wie „Pfadfinderzug“ – teil, bei dem jugendliche Pfadfinder aus ganz Europa während der Reise gemeinsam an Projekten arbeiten, die sie unterwegs an verschiedenen Stationen präsentieren.

„Das ist ein ganz tolles Projekt, bei dem es darum geht, Grenzen abzubauen“, sagt Anne. Die Ahrensburgerin ist über Freunde aus Hildesheim auf den Scouting Train aufmerksam geworden. „Die sind sogar Schaffner in einem Waggon“, sagt Anne. Der Zug soll aus zehn Waggons bestehen, in denen jeweils etwa 40 Personen mitreisen. Jeder Waggon hat dabei ein bestimmtes Thema und bildet ein Projekt. Die Schaffner sind die Gruppen- und Projektleiter. Anne fährt im sogenannten „Orkestar-Waggon“ mit. „Wir werden gemeinsam Musikstücke schreiben und auf den Stationen Konzerte spielen“, sagt sie. Dabei gehe es darum, die verschiedenen Musikstile weiterzutragen und zu verbinden. „Das wird ein Stilmix aus ost- und westeuropäischen Liedern“, sagt Anne, die selbst Gitarre und Kontrabass spielt und leidenschaftlich gern singt. Ihrer Meinung nach eigneten sich gerade die Musik und das gemeinsame Musizieren, um Grenzen zu überwinden und abzubauen und neue Kulturen kennenzulernen. „Musik kannst du mit jedem Menschen machen. Sie berührt jeden, und jeder kann sie verstehen“, sagt die 23-Jährige.

Auch wenn die offizielle Sprache im Zug Englisch sein wird, hat die Psychologiestudentin extra an der Uni einen Russischkurs belegt. „Ich habe schon oft russische Lieder gesungen“, sagt sie. „Jetzt versteh’ ich endlich die Texte.“ Zudem sei es von Vorteil, dass ihr Mitbewohner Kasache sei. „Er übt mit mir die Aussprache und lacht mich aus, weil ich Probleme mit den vielen Konsonanten hintereinander habe“, sagt Anne. Doch das ist nicht die einzige Vorbereitung, die Anne getroffen hat. Da dem aus Spenden finanzierten Projekt noch viel Geld fehlt, hat sie schon konkrete Pläne, um die Reise unterstützen zu können. „Neben meinem Eigenanteil möchte ich ganz viel Geld durch Musikmachen verdienen“, sagt sie. Deshalb plant sie, im Sommer, bevor es nach Moskau geht, eine Eisenbahnrundreise durch Europa zu unternehmen und in verschiedenen Städten bei Straßenmusikauftritten Geld zu sammeln. „Bisher fehlen noch ein paar Hunderttausend Euro“, sagt Anne. „Wenn nicht genug Geld zusammenkommt, können nicht 400 Pfadfinder mitkommen, sondern vielleicht nur 150 bis 200.“ Auch wenn sie sicher ist, dass die Reise in jedem Fall eine Bereicherung sein wird, so denkt sie doch, dass es schöner wird, je mehr Teilnehmer dabei sind. „Das Projekt soll Wellen schlagen. Gerade wegen solcher Probleme, die es jetzt wegen der Krim-Krise gibt, ist es wichtig, dass wir jungen Ost- und Westeuropäer uns die Hand reichen“, sagt die Pfadfinderin. Und sie ergänzt: „Es ist ein Privileg unserer Generation, dass wir in Europa reisen können, wohin wir wollen. Wir kennen das nicht mehr mit dem Eisernen Vorhang.“

Da sich der Mauerfall dieses Jahr zum 25. Mal jährt, treffen sich die Scouting-Train-Reisenden am 9. November zu einer Großveranstaltung in Berlin wieder. Dort präsentieren sie ihre Projekte, erzählen ihre Geschichte und feiern. Ziel auch dabei soll es sein, „die Mauern in den Köpfen der Menschen abzubauen“, wie Anne Overbeck sagt.

Sie bittet darum, das Projekt finanziell zu unterstützen. Im Internet auf www.startnext.de/scoutingtrain können Spender einen beliebigen Betrag eingeben und erhalten dafür je nach Höhe der Spende ein kleines Dankeschön. „Die Bandbreite reicht vom Teepaket bis hin zum Wohnzimmerkonzert des Orkestar-Orchesters“, sagt Anne. Weitere Informationen über das Pfadfinderprojekt gibt es im Internet unter www.scoutingtrain.org oder bei Anne Overbeck, die unter ihrer E-Mail-Adresse anne-overbeck@gmx.de zu erreichen ist.