Awo schult Menschen mit ausländischen Wurzeln zu Lotsen für Neuankömmlinge

Ahrensburg/Bad Oldesloe. Sumane Al-Zoubeidi aus Ahrensburg hat viel vor. „Ich möchte Menschen helfen, die neu in Deutschland sind und sich noch nicht richtig zurechtfinden“, sagt die 16 Jahre alte Schülerin. So wird sie bald in Hamburg eine Veranstaltung über das Gesundheitssystem in Deutschland anbieten. Sie hat auch vor, Asylbewerbern zu helfen, die jetzt aus Staaten wie Syrien nach Ahrensburg und Bad Oldesloe kommen. Sie kann mit ihnen Arabisch sprechen – denn die Eltern der Schülerin, die in Deutschland geboren wurde, kamen einst aus dem Irak ins Land.

Um das nötige Detailwissen für ihre Vorhaben zu bekommen, hat Sumane an einem besonderen Projekt des schleswig-holsteinischen Landesverbandes der Arbeiterwohlfahrt (Awo) teilgenommen. Gemeinsam mit 13 anderen Teilnehmern aus Ahrensburg und Bad Oldesloe wurde sie acht Wochen lang geschult. Verschiedene Referenten sprachen über das Bildungs- und Gesundheitssystem, über politische und gesellschaftliche Teilhabe und über die die Möglichkeiten der Einbürgerung in Deutschland.

Das Angebot richtete sich speziell an Menschen, die selbst einen Migrationshintergrund haben und ihr Wissen in anderen Sprachen weitergeben können. „Wir hatten Teilnehmer aus ganz verschiedenen Herkunftsländern, etwa aus Brasilien und Polen, Frankreich und der Türkei, Ägypten und Afghanistan“, sagt Katharina Schmidt von der Awo, die das Projekt gemeinsam mit ihrer Kollegin Eilean Layden geleitet hat.

Unterrichtet wurde im Oldesloer Rathaus und im Peter-Rantzau-Haus in Ahrensburg. Zu den Referenten gehörte Oldesloes SPD-Fraktionschefin Maria Herrmann, die darüber sprach, wie sich Migranten politisch beteiligen können. Daniela Gonser vom Ahrensburger Stadtjugendring informierte darüber, wie bestimmte Projekte organisiert und finanziert werden können. Der Abschluss der Schulung wurde jetzt in Bad Oldesloe gefeiert. Auch Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach kam zur Feier. „Ich wünsche mir, dass der Lehrgang eine Initialzündung wird, dass das Wissen weitergegeben wird“, sagte er.

Zu den Absolventen des Lehrgangs gehört Ariya Kouchi. Der 21 Jahre alte Ahrensburger studiert in Hamburg Sozialwissenschaften. „Ich bin in Kabul geboren, im Alter von sechs Jahren kam ich nach Deutschland“, erzählt er. Nun möchte er sein Wissen weitergeben, „an die, die Hilfe brauchen“. Etwa an Migranten, die heute in Ahrensburg und Oldesloe ankommen. „Ich weiß, wie es am Anfang ist, in einem fremden Land. Insbesondere die Behördengänge fielen meinen Eltern schwer. Ich helfe ihnen noch immer dabei“, sagt Ariya Kouchi.

Das Dasein als Neuankömmling kennt auch Mohammed Ahmed, der in Bad Oldesloe lebt. Der 26 Jahre alte gebürtige Ägypter, der mit einer deutschen Frau verheiratet ist, kam erst vor einem Jahr nach Deutschland. Ahmed, der einen Universitätsabschluss in Handelswissenschaften hat, ist zurzeit dabei, sich seine Abschlüsse anerkennen zu lassen. Er sucht auch nach beruflichen Perspektiven, will als Industriekaufmann arbeiten. Und er will sich um Migranten kümmern, die schwierigere Startbedingungen haben als er: „Ich kann syrischen Asylbewerbern helfen. Wir haben dieselbe Sprache.“

In Stormarn ist das Teilhabe-Projekt beendet, weitere Schulungen laufen noch in Glückstadt und Wedel. Teil des Projekts ist es auch, neue Konzepte für Behörden zu erarbeiten – die sollen dabei helfen, dass eine „Willkommenskultur“ etabliert wird, wie Katharina Schmidt sagt. „Wir entwickeln zurzeit Handlungsempfehlungen. Die werden dann im nächsten Jahr in ausgewählten Kommunen erprobt.“

Welche Städte ihre Mitarbeiter teilnehmen lassen, stehe noch nicht fest. „Wir sind mit allen Kommunen, die mehr als 20.000 Einwohner haben, im Gespräch.“ In Stormarn erfüllen Ahrensburg, Reinbek und Bad Oldesloe das Kriterium. Möglich also, dass sich dort ab dem kommenden Jahr einiges ändert – probeweise.