Standort Mühlenredder wird unisono favorisiert. Die Politik lehnt ihn aber weiterhin ab

Reinbek. Der lange geplante Neubau der Reinbeker Feuerwehrstation sollte auf dem Sportplatz am Mühlenredder, in der Nähe der dortigen Grundschule, entstehen. Diese Position vertreten die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr und die Stadtverwaltung. Sie bekommen jetzt Rückendeckung von Experten: Jörg Reimann von der Kreisfeuerwehraufsicht und Jürgen Kalweit von der Hanseatischen Feuerwehrunfallkasse Nord machten deutlich, dass sich dieser Standort aus ihrer Sicht gut eigne – andere kaum. Ähnlich äußerte sich Eggert Werk, Leiter der Polizeidienststelle Reinbek.

Die Verwaltung hatte die drei in den Feuerwehrausschuss eingeladen, in dem – zwei Wochen vor der mutmaßlich entscheidenden Abstimmung – noch einmal ausführlich über das strittige Thema beraten werden sollte. Die Fronten zwischen Politik und Verwaltung sind allerdings verhärtet und werden es wohl bleiben – auch das wurde in der Sitzung deutlich, die rund 100 Zuschauer besuchten. Immerhin soll es am Montag ein weiteres Treffen geben, an dem Vertreter aller Parteien teilnehmen. „Wir wollen nach wie vor am 28. November über den Standort entscheiden“, sagte der SPD-Fraktionschef Volker Müller dem Abendblatt.

Schwierig war bereits die Ausgangslage, vor der Sitzung des Ausschusses am Donnerstag. Die Verwaltung sollte den städtischen Bauhof an der Hermann-Körner-Straße sowie ein Grundstück am Kampsredder als Standorte für den Neubau prüfen. So lautete der Auftrag der Politik. Nicht geprüft werden sollte der Standort Mühlenredder – denn den hatte eine große Mehrheit der Politiker bereits abgelehnt, weil sich in der Nähe eine Schule befindet.

Die Verwaltung prüfte, zog externe Experten hinzu, legte landesweite Standards an. Und kam zu dem Schluss: Nur der Mühlenredder sei geeignet. Der Ort steht deshalb als einzige Variante in der Beschlussvorlage für die Sitzung am 28. November, was bereits für einigen Ärger aufseiten der Politiker gesorgt hat. Bauamtsleiter Sven Noetzel bemühte sich am Donnerstag ein weiteres Mal, die Position der Verwaltung deutlich zu machen.

„Vom Kampsredder aus ließen sich Hinschendorf und weitere Stadtteile nicht rechtzeitig erreichen“, sagte Noe-tzel. Er bezog sich auf die in Schleswig-Holstein geltende Hilfsfrist, nach der die Feuerwehr ab Alarmierung einen Brandort in zehn Minuten erreichen muss. Dass diese nicht eingehalten werden könne, hätten simulierte Einsatzfahrten deutlich gemacht. Und auch ein Computerprogramm der Landesfeuerwehrschule. Ähnlich sei es beim Baubetriebshof: „Unter anderem werden Teile von Hinschendorf nicht erreicht.“

Gegen beide Standorte hatten auch die Feuerwehrunfallkasse und die Kreisfeuerwehraufsicht Bedenken geäußert. Jürgen Kalweit bekräftigte: „Ein Neubau muss Erweiterungsmöglichkeiten haben. Die wären beim Baubetriebshof äußerst ungünstig.“ Auch Jörg Reimann sagte: „Ein Neubau auf diesem Gelände wäre aus unserer Sichtgrenzwertig.“ Er bestätigte auch, dass am Kampsredder die Hilfsfrist nicht eingehalten werden könne. Jörg Reimann räumte ein: „Viele Feuerwehren im Land können diese Frist nicht einhalten.“ Doch er wies auch darauf hin, dass Reinbek ja einen Neubau plane.

Volker Müller nannte Reimanns Äußerungen „hilfreich“. Aber es gebe keinen Grund, die Ablehnung des Mühlenredders zu überdenken. Günther Herder-Alpen (Grüne) bezeichnete die Berechnungsvariante der Landesfeuerwehrschule als „Hilfslinie“, seine Fraktion werde sich für den Standort Bauhof aussprechen. Vonseiten der CDU gab es deutliche Kritik an den Argumenten der Feuerwehrunfallkasse.

Bürgermeister Axel Bärendorf mahnte, dass es Zeit sei, „den Rat von Experten anzunehmen“. Deutlicher wurde Björn Grüßer (FDP) „Ich schäme mich dafür, dass meine Politiker-Kollegen so beratungsresistent sind.“