Zahl der Asylbewerber steigt. Ahrensburg erwägt, Mietverträge mit Lebensrettern und TÜV-Nord zu kündigen

Ahrensburg. Bei der Suche nach Unterkünften für Asylbewerber hat die Stadt Ahrensburg nun eine neue Möglichkeit ins Gespräch gebracht. Ein Gebäude an der Straße Reeshoop, in dem bislang der Ortsverband der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) und der TÜV-Nord untergebracht sind, könnte künftig als Unterkunft für Flüchtlinge genutzt werden. Wie berichtet, sind die Asylbewerberunterkünfte in Ahrensburg, wie in anderen Gemeinden auch, komplett ausgelastet. Von den 64 Flüchtlingen, die derzeit in der Schlossstadt leben, sind 46 in städtischen Unterkünften am Wulfsdorfer Weg und am Bornkampsweg untergebracht. Für die übrigen hat die Stadt Privatunterkünfte angemietet.

In den vergangenen zwölf Monaten sind 30 neue Flüchtlinge nach Ahrensburg gekommen. Damit hat sich die Zahl der vom Kreis Stormarn zugewiesenen Asylbewerber in diesem Zeitraum nahezu verdoppelt. Eine aktuelle Prognose der Kreisverwaltung zeigt, dass bis Ende 2014 mit bis zu 30 weiteren Zuweisungen zu rechnen ist. Im Gebäude am Reeshoop 55b, in dem sich zwei Wohnungen befinden, wäre Platz für bis zu zwölf Menschen.

Der Mietvertrag mit der DLRG könnte zum 30. Juni 2014 gekündigt werden. Die DLRG zog im Oktober 2009 in die Räume am Reeshoop. „In unserem Vereinsheim halten wir unter anderem Schulungen und Tagungen ab. Die Lage ist besonders günstig, weil direkt gegenüber das Badlantic liegt und wir vieles auf kurzem Wege erledigen können“, sagt Monika Raddatz, die stellvertretende Vorsitzende der Ahrensburger Gruppe. Über eine mögliche Kündigung des Mietverhältnisses habe die Stadt den Verein bislang nicht informiert, sagt Monika Raddatz, die erst durch das Abendblatt davon erfuhr. Dass die Verträge mit DLRG und TÜV-Nord gekündigt werden könnten, hatte die Stadt in einer Amtlichen Bekanntmachung veröffentlicht.

Die DLRG habe mehr als 30 Jahre nach einem geeigneten Vereinsheim in Ahrensburg gesucht, sagt Monika Raddatz. Dann endlich sei die Gruppe am Reeshoop untergekommen. Raddaz dazu: „Natürlich ist es in Ordnung, dass die Stadt Wohnungen für die Asylbewerber schaffen will. Es kann aber nicht sein, dass man die sozial engagierten Vereine übergeht.“

Das Gebäude war ursprünglich für die Unterbringung von Asylbewerbern gedacht. „Weil damals der Bedarf aber nicht gegeben war, haben wir die Wohnungen anderweitig vermietet“, sagt Andreas Zimmermann, Sprecher der Stadtverwaltung. Nun habe sich die Situation gewandelt. Nun müssten vor allem Unterkünfte für diejenigen gefunden werden, deren Asylverfahren bereits positiv abgeschlossen sind.

Asylbewerber, die ein Bleiberecht haben, können sich eigentlich eine Unterkunft auf dem freien Wohnungsmarkt suchen. Das scheitert laut Zimmermann aber häufig an der finanziellen Situation der Flüchtlinge. „Wir streben natürlich an, die Menschen mit Angeboten aus dem freien Wohnungsmarkt zu versorgen. Wenn das aber nicht funktioniert, müssen wir andere Lösungen finden.“ Da sich der Vertrag mit dem TÜV-Nord, der am 1. November 2009 aufgesetzt wurde, jeweils um ein Jahr verlängert, wenn er nicht drei Monate vor Ablauf gekündigt wird, müsste sich der Mieter erst zum 1. Januar 2015 neue Räumlichkeiten suchen.

Am Dienstag, 29. Oktober, sollen die Mitglieder des Sozialausschusses das Thema diskutieren. Bela Randschau, Vize-Vorsitzender der SPD-Fraktion und Mitglied des Gremiums, geht davon aus, dass der Stadt keine andere Wahl bleibe, als die Verträge zu kündigen. „Natürlich stehen wir damit aber auch in der Verantwortung, eine Alternative für die DLRG zu finden“, sagt Randschau, der sich noch erinnert, wie der Verein „händeringend“ nach einem Heim gesucht habe. „Damals erschien uns die Lösung, die Wohnung zu vermieten, als gute Idee. Mit der extremen Steigerung der Flüchtlingszahlen hatte niemand gerechnet.“

Die Grünen werden sich laut Fraktionsmitglied Claas-Christian Dähnhardt, der das Bündnis im Ausschuss vertritt, am Dienstag beraten. Er sagt: „Die Tendenz geht dahin, dass die Wohnungen für die Asylbewerber freigestellt werden müssen. Dafür waren sie ursprünglich gedacht.“ Auch die FDP will noch beraten. „Es werden noch mehr Asylbewerber kommen, wir müssen eine grundsätzliche Lösung finden“, sagt Michael Stukenberg, Vize-Fraktionsvorsitzender und Mitglied des Sozialausschusses. Man müsse nun mit den Betroffenen sprechen. „Sicher ist es formal korrekt, die für Flüchtlinge gedachten Räume diesen auch zur Verfügung zu stellen. Aber wir müssen gegebenenfalls für Ersatz sorgen.“

In jedem Fall wird sich die Stadt um weitere Unterkünfte bemühen müssen. Wenn DLRG und TÜV-Nord auszögen, reichte der Platz trotzdem nicht aus. Hinzu kommt, dass die Holzhäuser am Wulfsdorfer Weg und am Bornkampsweg sanierungsbedürftig sind. Zimmermann: „Ob sich die Instandsetzung rentiert oder ob wir neue Räume schaffen müssen, gilt es ebenfalls zu klären.“