Juni bringt erstmals mehr als 40.000 Übernachtungen in einem Monat

Ahrensburg. Hildegard Timmers und Anne Sievers sind mit dem Zug aus dem Münsterland in den Norden gekommen. Drei Nächte schlafen sie nun im Hotel am Schloss in Ahrensburg. "Wir besuchen eine Bekannte, die in Bargteheide wohnt", sagt Hildegard Timmers. Sie sitzt im Frühstücksraum des Hotels, trinkt Kaffee und Orangensaft. Von Ahrensburg aus machen die beiden Frauen Ausflüge nach Travemünde und Lübeck. "Außerdem kennt unsere Bekannte sich hier sehr gut aus, sie ist in der Gegend aufgewachsen", sagt Anne Sievers. Am Sonnabend geht es weiter nach Hamburg. Dort bleiben die beiden Frauen für drei Tage. "Wir werden uns die Internationale Gartenschau ansehen und in der Stadt shoppen", erzählt Timmers. Die Pläne für das Wochenende stehen also.

So ähnlich wie die beiden Frauen aus dem Münsterland macht ein Großteil der Gäste Urlaub in Stormarn. 40.558 Übernachtungen hat das Statistikamt Nord in Kiel für Juni dieses Jahres ermittelt. Erstmals überhaupt seien es mehr als 40.000 in einem Monat gewesen, sagt Stormarns Tourismusmanagerin Anja Schütz. Im Durchschnitt bleiben Gäste für zwei Nächte. Das verdeutlicht die Zahl der Ankünfte, die bei 20.020 liegt. Alles zusammen bedeutet ein Plus von 20 Prozent zum Vorjahresmonat.

Dabei war die Hotellerie im ersten Quartal eher schwach gestartet. Im April, Mai und Juni allerdings zog es immer mehr Touristen nach Stormarn. "So viele Gäste kamen im Frühjahr noch nie", sagt Anja Schütz. Insgesamt wurden im zweiten Quartal 108.400 Übernachtungen verzeichnet, das entspricht einem Plus von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Warum kommen so viele Touristen nach Stormarn? Anja Schütz meint, der Trend gehe zur Kurzreise. Darauf habe sie auch den Fokus ihrer Arbeit gelegt. Außerdem sei die Nähe zu Hamburg von Vorteil. Das sieht auch Andreas Falk, Direktor des Hotels Schloss Tremsbüttel, so. Die Internationale Gartenschau in Hamburg ziehe Touristen an. Trotzdem schliefen nicht alle in der Hansestadt: "Viele Gäste suchen ein ruhiges Hotel und möchten nicht im lauten Stadtzentrum Hamburgs nächtigen." Auch die Marketingleiterin des Hotels, Andrea Graf, nennt die Nähe zu Hamburg als einen der Gründe, warum viele Gäste in Tremsbüttel schlafen. Unter der Woche kämen viele Geschäftsleute, am Wochenende überwiegend Gäste, die aus privaten Gründen anreisten - etwa um mit Familien und Freunden zu feiern. Hinzu kämen Durchreisende, vor allem aus Skandinavien. Für sie dient das Hotel Schloss Tremsbüttel als Zwischenstopp, etwa auf dem Weg nach Italien.

Im Hotel Waldhaus Reinbek ist die Mischung ähnlich: in der Woche Geschäftsleute, am Wochenende Gäste, die privat kommen. Im Schnitt blieben sie, wie in ganz Stormarn, zwei Nächte. "Früher waren es 1,6 Nächte", sagt Moritz Kurzmann, Mitglied der Direktion. "Wir können in diesem Jahr bereits eine Steigerung von fünf Prozent verzeichnen." 13.000 Übernachtungen in 50 Zimmern seien es bisher gewesen. "In der Woche sind unsere Gäste sehr international", sagt Empfangsleiterin Sandra Martens. "Sie kommen aus den USA und England, und gerade im vergangenen halben Jahr hatten wir viele Gäste aus Spanien." Einige von ihnen seien vermutlich in Firmen aus dem nahe gelegenen Industriegebiet beschäftigt oder zu Besuch.

Knud Kistenmacher, Direktor des Hotels am Schloss Ahrensburg, vermutet, dass der lange Winter zu den guten Besucherzahlen beigetragen haben könnte. Sobald es wärmer wurde, seien auch die Gäste gekommen. "Im April stiegen die Buchungszahlen auffällig stark an", sagt er. Stormarn verzeichnete im April insgesamt 29.000 Übernachtungen, im Mai 38.000 und im Juni schließlich mehr als 40.000. "Das ist eine super Entwicklung", sagt Anja Schütz. "Nach dem mäßigen Jahresbeginn war ich davon schon überrascht."

Moritz Kurzmann vom Waldhaus Reinbek bemerkt außerdem, dass deutlich mehr Hamburg-Touristen kommen, als früher. Die gute Anbindung an die große Stadt ermögliche es, Ausflüge zu machen, aber dort nicht schlafen zu müssen. Abends gehe es dann wieder zurück in den Speckgürtel.

Anne Sievers und Hildegard Timmers machen beides: Sie nehmen sich Zeit für Hamburg und das, was Stormarn zu bieten hat, lassen sie sich nicht entgehen.