Ahrensburger sind verärgert über Kosten für Baustrom. Versorger SVA-Prokurist kontert: Betrag ist nicht ungewöhnlich hoch

Ahrensburg . Sandsäcke, Baucontainer, ein ungepflasterter Weg: An der Christel-Schmidt-Allee wird gebaut. Im Garten des Hauses neben der Baustelle sitzt Familie Wagner schon in der Sonne. Seit sie im Februar des Vorjahres einziehen konnten, sitzen die Bewohner des Dreigenerationen-Hauses aber auch auf einer ihrer Meinung nach viel zu hohen Baustromkostenrechnung. Sandra Wagner: "Ich weiß nicht mehr, was ich noch machen kann."

Die Kosten für den Baustrom, die Familie Wagner zu bezahlen hat, liegen laut Rechnung der Stromversorgung Ahrensburg (SVA) bei 3250,46 Euro. "Normal sind Kosten zwischen 700 und 1000 Euro", sagt Heiko Paasch. Er ist mit der Familie Wagner befreundet und engagiert sich in ihrer Sache. "Ich habe das nicht nur im Internet recherchiert, auch die beauftragte Baufirma JRG hat dem zugestimmt." Diese Firma war es auch, die Familie Wagner die Rechnung schickte. Sie ist Kunde der SVA.

Bevor die Rechnung an die Wagners weitergeleitet wurde, legte die Baufirma Widerspruch ein. In einem Schreiben heißt es: "Alle waren der Meinung, dass die Abrechnung sehr hoch sei und in unserer über 20-jährigen Erfahrung mit Baustromabrechnungen haben wir noch niemals solch hohen Betrag gezahlt." Schließlich schickte die SVA ein Foto des Stromzählers als Beweis. Die Baufirma lenkte ein und zahlte, das Geld ist ihnen nun die Familie Wagner schuldig. "Das kann doch ein X-beliebiger Zähler sein", sagt Sandra Wagner. Sie schenke dem Foto keinen Glauben und will nicht zahlen. "Natürlich zahle ich meine Rechnungen sonst", sagt sie. "Aber eben keinen utopischen, nicht gerechtfertigten Betrag. Dass die Höhe sehr unwahrscheinlich ist, haben wir ja nun schon von mehreren Seiten bestätigt bekommen." Sogar die Mitarbeiter der SVA seien überrascht von der hohen Rechnung gewesen, sagt Heiko Paasch. Da sein Büro gegenüber der Büroräume der SVA liege, sei er dort schon häufiger persönlich vorbei gekommen und habe nachgehakt.

Jonas Zander ist Prokurist bei der SVA. Er sieht die Sache ein wenig anders: "Als Einzelstromrechnung ist diese hier nicht so ungewöhnlich hoch", sagt er. Gebaut worden sei über den Winter. "Vielleicht wurde auf dem Bau geheizt. Dann können solche Kosten schon entstehen." Er weist darauf hin, dass ein Zähler nur abgebaut wird, wenn der Kunde anmeldet, ihn nicht mehr zu brauchen. "Es liegt in dessen Verantwortung, die Zählerstände bei der Installation und auch bei der Demontage zu überprüfen. Es werden ja keine Zahlen verschleiert, die sind immer sichtbar." Die Zählerstände habe aber nicht die SVA abgelesen: "Das macht der Netzbetreiber, die Schleswig-Holstein Netz AG." Diese gehört zum Konzern von E.on Hanse.

Laut Netzbetreiber wurde der Stromzähler mit einem Prüfzählerstand von acht kW aufgebaut. Bei der Demontage zeigte der Zählerstand 12.978,8 kW an. Der Verbrauch liegt also bei 12.970 kW innerhalb eines knappen halben Jahres. "Da wir über die Nutzung des Baustromanschlusses und das Bauobjekt keine Informationen haben, können wir den Verbrauch auch nicht beurteilen. Je nach Nutzung, etwa zum Trockenheizen oder zum Beheizen von Baucontainern, ist solch ein Verbrauch allerdings nicht unrealistisch. Besonders dann, wenn in den Messzeitraum Wintermonate fallen", gibt die Schleswig-Holstein Netz AG an. Sandras Mutter, Karin Wagner, wohnt mit ihrem Mann Franz Werner in einer der drei Wohnungen des Hauses. Sie sagt: "Jetzt, da die SVA ihr Geld hat, sehe ich für uns keine Hoffnung mehr. Keiner ist zuständig, niemand interessiert sich für uns. Wenn die ihr Geld haben, sind ihnen die Menschen dahinter völlig egal." Paasch sieht hinter der Rechnung vor allem eines: "System. Es ist einfach dreist, auf einem solchen Betrag zu bestehen, den niemand nachvollziehen kann." Der Betrag stehe im Raum. Eine Lösung scheint nicht in Sicht.