An 35 Grundschulen im Kreis herrschte große Aufregung - auch bei 111 Abc-Schützen in Bargteheide und 22 in Hamberge. Ein Protokoll.

Bargteheide/Hamberge. In allen Formen und Farben sind Schultüten zu sehen, große Kinderaugen und eine stolze Verwandtschaft: 2117 Erstklässler erlebten am Mittwoch an 35 Stormarner Grundschulen ihren ersten Schultag. Die Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn hat die kleinste Grundschule in Hamberge und eine der größten Grundschulen Stormarns in Bargteheide besucht.

Bargteheide, 9 Uhr : In der Turnhalle der Johannes-Gutenberg-Schule versammeln sich 65 Erstklässler. Sie sitzen auf den vordersten Bänken, die Schultüten im Arm, die neuen Ranzen auf dem Rücken. Mit dabei sind Omas und Opas, Eltern, Verwandte und Freunde. Aufregung liegt in der Luft. In zwei Stunden wird Schulleiter Jörg Peters weitere 46 Erstklässler in der Turnhalle begrüßen. Insgesamt werden hier 111 Kinder eingeschult. Nur an der Matthias-Claudius-Schule in Reinfeld sind es mit 115 Schülern noch mehr Erstklässler. Jetzt ruft Peters die Namen der Kinder auf und teilt sie ihren neuen Lehrern zu. Gleich beginnt die allererste Unterrichtsstunde.

Hamberge, 9.15 Uhr : Jedes Kindergartenkind aus Hamberge hat einen Wedel in der Hand und schwenkt ihn hin und her, dass die daran gebundenen Papierstreifen nur so flattern im Wind. "Die meisten Kinder begleiten wir im Dorf sehr lange. Fast alle, die jetzt an der Grundschule eingeschult werden, waren vorher bei uns im Kindergarten", sagt Erzieherin Antje Hammer. Die Abc-Schützen ziehen, immer zu zweit und Hand in Hand, an ihren Kindergarten-Freunden vorbei und winken. Karin Wigger, ihre neue Klassenlehrerin, geht voran. Die Glocken der Kirche läuten, gerade ist der Einschulungsgottesdienst beendet. Die Kinder der höheren Klassen stehen vor der Schule Spalier und überreichen Sträuße aus Sommerblumen. Die Schüler tragen fast alle das blaue Schul-Shirt und heben sich damit ab von den herausgeputzten Erstklässlern mit ihren Ranzen, die halb so groß sind wie sie selber. 22 Kinder werden heute hier eingeschult. Damit gibt es jetzt 75 Schüler an der Grundschule Hamberge, verteilt auf vier Klassen.

Bargteheide, 9.40 Uhr: Auf dem Schulhof versammeln sich Kinder, Verwandte und Bekannte. Väter mit geschulterten Profi-Kameras stärken sich an Kaffee und Kuchen. Wer hat je gesagt, dass nur die Kleinen aufgeregt wären? "Einschulung ist ein richtiges Event geworden", sagt Schulleiter Peters. An seiner Schule ein besonders großes. "111 Schüler", sagt er und freut sich. "Eine richtige Glückszahl." In vier Klassen und eine jahrgangsübergreifende Klasse wurden die Kinder aufgeteilt.

Hamberge, 9.42 Uhr: Auf dem Schulhof sind zwei Bänke aufgebaut, auf die sich acht Jungen und 14 Mädchen setzen. Manche blicken verstohlen zur Seite: Da steht der Schultütenbaum. In einem Gestell aus Holz stecken die meistens selbst beklebten und gebastelten Tüten. Schulleiter Stefan Beeg stellt Fragen: "Wer weiß, was in seiner Schultüte steckt?" Nur ein Junge meldet sich. Aber bei der nächsten Frage "Wer will heute schon Hausaufgaben machen?" schnellen alle Arme in die Luft. Viele Eltern lachen. "Daran erinnere ich dich noch. Hab ich alles auf Film", ruft ein Vater. Das Schnattern der Eltern, Großeltern und Verwandten klingt fast nervöser, als die Kinder aussehen.

Bargteheide, 10.18 Uhr: Geschafft! Die erste Stunde ist vorbei. Auf den Schulfluren Gewusel. Auch Erik kommt aus seiner Klasse. Der Sechsjährige aus Timmerhorn geht ab heute in die 1 a. Vor der Klassentür warten schon seine Eltern mit den drei kleinen Geschwisterkindern. Die blaue Schultüte hält Erik fest in beiden Armen, seine beiden kleinen Schwestern Hannah und Lilli haben natürlich auch eine bekommen. Eriks Mutter Gabriele hat sie in "Nachtarbeit" gebastelt.

Hamberge, 10.30 Uhr: Während ihre Kinder in der ersten Unterrichtsstunde pauken, bekommen die Eltern Kaffee und Kuchen. Kleine Geschwister toben auf den Spielgeräten, neben dem "Mein erster Schultag"-Schild sitzen jetzt Großmütter mit Kuchen in der Hand. "Tja, nun ist meine Laura kein Baby mehr", sagt Julia Schlabs und zuckt mit den Schultern. "Aber hier in Hamberge weiß ich auch, dass sie gut behütet ist und das Umfeld stimmt."

Bargteheide, 10.40 Uhr: Iris Gensel und Bianca Rasch treffen sich für eine Verschnaufpause im Lehrerzimmer. Auch sie haben ihre erste Stunde hinter sich. Schultüten wurden gefaltet und von außen bemalt. Hausaufgabe: Das Papier aufklappen und hineinmalen, was wirklich in der Schultüte war. "Die Kinder wollen unbedingt eine Hausaufgabe", sagt Iris Gensel. "Schließlich sind sie ja jetzt in der Schule und nicht mehr im Kindergarten." Bianca Rasch begleitet die Schüler ihrer 1 b von nun an vier Jahre. "Das ist auch für uns aufregend. Obwohl wir das nicht zum ersten Mal machen", sagt die Lehrerein. Als Schulleiter Jörg Peters fragte, ob sich jemand nicht auf die Schule freue, hob tatsächlich ein kleiner Junge die Hand. Raschs neuer Schüler. Als sich die Lehrerin mit den Kindern auf den Weg in die Klasse machte, standen Tränen in seinen Augen. "Er durfte dann unser Klassenmaskottchen, den Teddy, tragen. Und ich seinen Schulranzen", erzählt Bianca Rasch. In der Klasse waren die Tränen schnell wieder verschwunden.

Hamberge, 11.05 Uhr: Die Tür geht auf und die Kinder strömen auf den Schulhof. Für heute ist der Unterricht beendet. Der nächste Tag wird schon ernsthafter: Von 8 bis 12 Uhr wird gepaukt. "Aber erst einmal ganz in Ruhe", sagt Karin Wigger. "Wir lernen uns kennen, singen das Schullied und ich stelle Ben, den Biber vor. Das Klassenkuscheltier." Die erste Hausaufgabe gibt es auch. Karin Wigger: "Die Kinder haben eben angefangen, ihre Schultüte zu malen. Das Bild sollen sie beenden." Jasmin, 6, will endlich nach Hause. "Ich will die Schultüte aufmachen!", sagt sie aufgeregt.

Bargteheide, 11.15 Uhr: Jörg Peters begrüßt in der zweiten Zeremonie 46 Kinder. "Ich sage 'Hallo', ihr ruft 'Hier!'", sagt er. Beim zweiten Anlauf klappt's: "Hier!", schallt es aus 46 Kinderkehlen. "Wer freut sich auf die Schule?", fragt Peters. Alle Kinder heben die Hand. "Das ist aber ein gutes Zeichen."