Protestzug zum sogenannten Thor-Steinar-Laden verläuft friedlich. 250 Polizisten sind vor Ort. Anwohner haben Ausschreitungen befürchtet.

Glinde. Der Aufmarsch des "Jugendbündnis ,Keine Zukunft für Nazis'" hat am Sonnabend in Glinde nach Polizeiangaben ein ruhiges Ende gefunden. Nach Aussagen der Veranstalter trafen gegen 14 Uhr circa 800 Personen, zum Teil Autonome, am Hamburger U-Bahnhof Steinfurther Allee ein. Dort bildeten sie einen Protestzug, der sich gegen 14.30 Uhr in Richtung Osten in Bewegung setzte. Die Teilnehmer demonstrierten gegen rechte Gewalt und den in Glinde ansässigen sogenannten Thor-Steinar-Laden.

Auf dem Marktplatz in Oststeinbek kam es zur ersten Kundgebung, eine zweite folgte unmittelbar vor dem Laden am Glinder Berg. Am Ende der Demonstration gab es eine Abschlusskundgebung. Auf einer Bühne auf dem Marktplatz im Glinder Zentrum traten zwei Bands auf.

Die Polizei begleitete die teilweise vermummten Demonstranten und sperrte die Marschroute abschnittsweise für den Verkehr ab. Holger Meier, Sprecher der Polizeidirektion in Ratzeburg, sprach von etwa 500 Teilnehmern. Die Polizei war ihrerseits mit 250 Einsatzkräften aus Schleswig-Holstein vor Ort. Die Demonstration endete laut Polizei um 21 Uhr.

Die Demonstration war aufgrund ihres unvorhersehbaren Ausgangs nicht bei allen Glindern willkommen. So äußerten im Vorfeld viele Bürger ihre Befürchtungen, es könne zu Ausschreitungen kommen. "Wir haben wirklich Angst vor denen. Die kommen doch nur her, um Frust abzuladen", sagte eine Anwohnerin. Und: "Das hier hat nichts mit unserer Mahnwache zu tun. Ganz im Gegenteil: Wenn Glinde heute Abend brennt, bekommt unser friedlicher Protest einen hässlichen Stempel aufgedrückt", fügte eine Nachbarin hinzu. "Hoffen wir mal, dass es auch nach der Demo ruhig bleibt." Die beiden Frauen möchten nicht genannt werden, aus Angst vor Repressalien.

Auch Teilnehmer der täglichen Mahnwache vor dem Geschäft zeigten sich skeptisch: "Das hier ist nicht unser Protest. Wir laufen zwar mit, aber einige Teilnehmer hätten wir lieber nicht hier." Verwundert zeigten sich unbeteiligte Anlieger ob der Tatsache, dass überhaupt Hamburger Demonstranten in die schleswig-holsteinische Kleinstadt gekommen waren. So sagte ein ansässiger Geschäftsmann, der ebenfalls nicht genannt werden will: "Was wollen die denn hier? Haben die in Hamburg nichts zu demonstrieren? Unsere Protestaktion läuft doch gut."

Aber die Veranstalter sahen sich in der Pflicht, in Glinde gegen rechts zu demonstrieren. "Die Macher von Thor Steinar geben auf ihrer Internetseite an, dass ihr Laden in Hamburg/Glinde ist. Und wenn die Glinde zu Hamburg rechnen, machen wir das auch", sagte Paul Neumann, Sprecher der Aktion Jugendbündnis gegen rechts, das seinen Sitz im Café Flop in Hamburg-Bergedorf hat. Die Sorgen der Bewohner könne er verstehen, er distanziere sich von willkürlicher Gewalt. Dennoch weisen die Veranstalter die Verantwortung für einige Splittergruppen gezielt von sich: "Wir haben einen sehr breit aufgestellten Protest organisiert", so Neumann. "Da kann man nicht für jeden die Hand ins Feuer legen. Aber wir wollen eine friedliche Demonstration."

Holger Meier, Sprecher der Polizeidirektion Ratzeburg, äußerte bereits im Vorfeld der Demonstration seine Zuversicht über einen friedlichen Ausgang, bestätigt aber, dass "man kann solche Aktionen immer schwer vorhersehen kann. "Daher waren wir auf alle Eventualitäten vorbereitet und mit ausreichend Kräften vor Ort." Aus den Reihen der Demonstranten heißt es, dass es aufgrund des sehr defensiven und kommunikativen Verhaltens der Polizei nicht zu Ausschreitungen gekommen war. So hatten die Einsatzkräfte zwar deutlich Präsenz gezeigt, waren aber im direkten Umfeld des Marsches nur mit wenig Personal aufgestellt.