Eicheder Kirchenmitglieder sammeln Unterschriften für Jochen Müller-Busse. Gemeinderat will nicht mit ihm arbeiten. Der Pastor will sich nicht dazu äußern, “was im Kirchengemeinderat abgegangen ist.

Steinburg. Viele der rund 90 Besucher des Morgengottesdienstes am Pfingstsonntag reihen sich in die Schlange vor dem kleinen Tisch ein. Beate Appel hat ihn vor dem Eingangsportal der Kirche in Eichede aufgestellt. Die Gläubigen setzen ihre Unterschrift auf bereitliegende Papierbögen und nehmen sich eine kleine Kerze. Die Lichter brennen bald darauf in einer Schale. Sie ist mit Sand gefüllt, in den das untere Ende der Kerzen gesteckt wird. Mit dieser Aktion setzen sich Mitglieder der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde in Eichede für den Verbleib von Pastor Jochen Müller-Busse ein. Ein paar Minuten später beginnt dessen - zumindest vorerst - letzter Gottesdienst in der mehr als 250 Jahre alten Dorfkirche.

"Pastor Müller-Busse hat mir seelsorgerisch sehr geholfen, als mein Mann an Krebs erkrankt und dann gestorben war. Er ist ein exzellenter Pastor", sagt Beate Appel. Als sie am Sonnabend erfahren habe, dass er die Pfarrstelle in Eichede verlasse, habe sie sich mit anderen Frauen aus der Gemeinde getroffen. "Dabei sind wir auf die Idee gekommen, Unterschriften für seinen Verbleib zu sammeln."

Dafür ist auch Antje Stoltenberg, die nach dem Gottesdienst auf den Pastor zugeht und ihm sagt, es tue ihr sehr leid, dass er die Gemeinde verlasse. "Es wird überhaupt keine Ursache genannt", sagt sie anschließend dem Abendblatt. Margitta Stapelfeldt meint ebenfalls, sie habe nichts über die Gründe erfahren. "Ich bin besorgt, weil die Gemeinde dabei keinen Einfluss auf den Kirchengemeinderat hat."

Auch Pastor Müller-Busse will sich nicht dazu äußern, "was im Kirchengemeinderat abgegangen ist". So drückt er sich jedenfalls zu seinem Abschied in den Abkündigungen während des Gottesdienstes aus. "Ich war sehr gerne hier in der Gemeinde und wäre gerne noch länger geblieben", sagt er weiter. Er habe jedoch am vergangenen Dienstag einen Brief bekommen, der von fast allen Kirchenvorstehern unterzeichnet worden sei. "Sie schrieben mir, sie sähen zukünftig keine gedeihliche Zusammenarbeit mit mir." Anschließend verlas er die von Propst Hans-Jürgen Buhl unterschriebene Pressemitteilung vom Freitag. Darin wird dem Kirchengemeinderat vorgehalten, er sei weder bereit gewesen, vorher eine Sitzung mit einem der Berater des Kirchenkreises zu halten, noch mit dem zuständigen Propst zu sprechen (wir berichteten). "Das ist falsch", behauptet Karin Kreutzfeldt, die nach dem Abgang des Pastors als stellvertretende Vorsitzende das Gremium führt. "Wir haben vielmehr angeregt, sich mit einer dritten Person vom Kirchenkreis zusammenzusetzen, weil wir an einer gedeihlichen Zusammenarbeit interessiert sind."

Zu den Gründen für den Streit mit Müller-Busse sagt auch Karin Kreutzfeldt nichts. "Nach Absprache mit dem Propst darf ich das nicht, weil es sich um ein schwebendes Verfahren handelt." Dazu der zuständige Propst Hans-Jürgen Buhl: "Das ist Unsinn. Es kann gar keine Rede von einem schwebenden Verfahren sein, weil Pastor Müller-Busse ja geht." Buhl bekräftigt, er hätte keinen Anlass gehabt, Müller-Busse aus der Gemeinde zu nehmen, wenn dieser nicht selbst darum gebeten hätte. "Die Vorwürfe aus dem Kirchengemeinderat lauten, er könne nicht gut mit dem Pastor arbeiten, man komme nicht miteinander aus."

Pastor Jochen Müller-Busse hatte im November 2011 seine Arbeit in Eichede als Vertretungsdienst aufgenommen. Nach einem Votum des Kirchengemeinderats berief ihn Bischöfin Kirsten Fehrs am 1. April vergangenen Jahres auf die Pfarrstelle. Erst Ende August bezog er mit seiner Familie die renovierte Pfarrwohnung im Pastorat. Müller-Busse: "Wir genießen es, in diesem schönen Dorf zu leben." Wie lange er dort nun noch wohnen bleibe, sei nun allerdings offen.