Verein Für Integration und Toleranz erhebt Vorwürfe: Discothek „Nachtschicht“ in Bad Oldesloe weist weiterhin Menschen mit Migrationshintergrund ab.

Bad Oldesloe . Bei Einlasskontrollen vor der Discothek "Nachtschicht" in Bad Oldesloe werden noch immer Jugendliche mit Migratonshintergrund diskriminiert. Diesen Vorwurf erheben Mitglieder des Vereins Für Integration und Toleranz (FIT). Dessen Geschäftsführer Gerd-Günter Finck sagt, weiterhin werde einigen ausländischen Mitbürgern der Zutritt verwehrt.

Nach Austausch des Wachpersonals vor etwa zehn Tagen würden aber mehr von ihnen hereingelassen. "Das ist ein Schritt in die richtige Richtung und wohl eine Reaktion auf unsere Proteste." Hilfreich seien auch die Unterstützung von Politikern sowie Medienberichte gewesen, sagt Finck.

Die Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn hatte im Februar darüber berichtet, dass zum Beispiel der Bad Oldesloer CDU-Politiker Aygün Caglar von den Türstehern an der Industriestraße abgewiesen worden war. Caglar, der auch dem Verein FIT angehört, hatte beschlossen, sich selbst vor Ort ein Bild zu machen, nachdem er von vielen Jugendlichen mit Migrationshintergrund Beschwerden über die Einlasspraxis gehört hatte. Ihm sei gesagt worden, er gehöre nicht zur Klientel, weil er südländisch aussehe. Der deutsche Schüler Julian Emde berichtet nun Ähnliches. Der 18-Jährige sagt, er habe im Dezember mit zwei Freunden aus Costa Rica die "Nachtschicht" besuchen wollen. "Den beiden wurde ebenfalls gesagt, sie gehörten nicht zur Klientel."

Ahmet Temel, 19, ein kurdischstämmiger Türke mit deutschem Pass, sagt, er habe sich geschämt, als er vom Wachpersonal abgewiesen worden sei, während ein Freund von ihm eintreten durfte. "Wird nix", habe der in Deutschland geborene Türke Erkan Gülünoglu von den Türstehern zu hören bekomme, nachdem er ihnen seinen Pass zeigen musste. "Ein Freund versucht es immer wieder, dort reinzukommen. Aber er wird stets abgewiesen."

Betreiber der Discothek ist die Grand Royal Betriebs GmbH. Geschäftsführer ist Matthias Ohrt. An ihn hatte sich der Verein FIT im April schriftlich gewendet. Ohrt wurde aufgefordert, "sofort auf sämtliche rassistischen Einlasskontrollen zu verzichten". Daraufhin wurde FIT vom Hamburger Rechtsanwalt Lüder Gause mitgeteilt, dass er die Interessen des Betreibers vertrete, eine Stellungnahme erfolge. Auf Nachfrage dieser Zeitung kündigte Gause an, diese bis Anfang kommender Woche abzugeben.

Auf mehrfache Anfrage der Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn hat Ohrt bisher nicht reagiert. Der Verein FIT wandte sich auch an den Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga), die Industrie- und Handelskammer (IHK) Lübeck und Bürgermeister Tassilo von Bary. Rainer Hinz vom Dehoga-Ortsverein Bad Oldesloe teilte Finck mit, der Verband verurteile jede Form von Diskriminierung. Der Dehoga-Vorsitzende für Stormarn, der Ahrensburger Axel Strehl, ergänzt: "Unser Verband ist weltoffen und wir hoffen, dass sich jedes unserer Mitglieder auch so verhält." Zu den Einlasskontrollen wolle er nicht Stellung nehmen, da er sie nicht aus eigener Anschauung kenne.

Nils Thoralf Jarck, der den Geschäftsbereich Region bei der IHK Lübeck leitet, hebt ebenfalls die Weltoffenheit seiner Organisation hervor. "Die sollte auch in der Region gelebt werden." Die IHK habe aber keine Möglichkeit, direkt einzugreifen.

Bad Oldesloes Bürgermeister schickte Finck einen Vermerk über einen Erörterungstermin, der dieser Zeitung in Kopie vorliegt. Teilnehmer waren neben Tassilo von Bary die Leiter des Bürgeramtes und des Ordnungsamtes sowie vier Mitglieder der Nachtschicht-Geschäftsführung. In dem Vermerk heißt es, Ohrt habe wegen eines Krankheitsfalles in der Familie nicht persönlich erscheinen können. Und weiter: "Vonseiten der Vertreter der Discothek wurde klargestellt, dass potenzielle Gäste nicht aufgrund ihres Aussehens oder ihrer Herkunft am Eintritt gehindert werden beziehungsweise wurden."

Der CDU-Politiker Caglar hat unterdessen angeregt, dass sich abgewiesene Jugendliche und Geschäftsführer Ohrt beim Bad Oldesloer Bürgermeister zu einem Gespräch treffen. Finck: "Wir hoffen, dass dieser Vorschlag aufgegriffen und damit ein zweiter Schritt zur Lösung unternommen wird."