Frost in Todendorf statt Sonne in Madrid: Der erste Urlaubsrückkehrer 2013 hat sich in Sachen Reisetermin irgendwie verzockt

Todendorf. Er wollte wohl unbedingt der Erste sein. Keine Frage: Das ist Todendorfs Storch gelungen. Er ist zurück aus seinem Winterdomizil bei Madrid, ist wieder zu Hause. Und nun? Sitzt ein weißer Vogel inmitten einer weißen Landschaft auf seinem Nest und klappert vor Kälte.

Madrid: sonnig, am Tage zehn Grad über null. Todendorf: Winter im Frühling, in der Nacht zu Mittwoch 15 Grad unter null. Wie verkraftet Todendorfs Storch das? "Ganz gut", meint Andreas Hack aus Sprenge, ehrenamtlicher Storchenbeauftragter in Diensten des Naturschutzbunds (Nabu). "Den ganzen Winter über hat er sich auf einer Mülldeponie nahe der spanischen Hauptstadt den Magen vollgeschlagen. Da kommt er jetzt auch mal ein paar Tage ohne Nahrung aus." Er bewege sich wenig, das spare Energie. Friert er nicht? "Doch, schon", sagt Hack, "aber das macht nichts."

Dass der Todendorfer Storch eine Deponie bei Madrid als sein Domizil zum Überwintern auserkoren hatte, weiß der Mann vom Nabu deshalb, weil etliche Vögel GPS-Sender auf dem Rücken tragen. Nicht der aus Stormarn, wohl aber ein Vogel, mit dem er zusammen gereist ist und der jetzt im Norden Schleswig-Holsteins auf seinem Nest hockt und klappert. Etwa 235 Storchenpaare leben in Schleswig Holstein.

Andreas Hack und die Bargteheiderin Kerstin Kommer, auch sie ist Storchenbeauftragte, registrierten im vergangenen Jahr 44 Weißstörche in Stormarn. "Die meisten Störche, die hier leben, kommen nicht aus Spanien, sondern aus dem Osten und Süden Afrikas", sagt Hack. Sie fliegen die sogenannte Ostroute. Die ersten sind jetzt in Ägypten. "Sie werden noch etwa drei bis vier Wochen brauchen, bis sie bei uns sind", sagt Andreas Hack.

"Wir haben die Nester gesäubert und Schnüre entfernt, an denen die Vögel hängen bleiben und sich so verletzen könnten", sagt Kerstin Kommer. Mehr als 30 Nester gibt es in Stormarn - unter anderem in Ammersbek, Tremsbüttel, Bargfeld-Stegen, Großensee und Mollhagen. Auch die Betreuung verletzter Störche und die Beratung der Eigentümer der Nester zählen zu den Aufgaben der Storchbeauftragten. Kerstin Kommer: "Oft fühlen sich die Störche mit ihren Jungtieren überfordert, denken, sie könnten nicht alle ernähren. Deshalb schmeißen sie die Kleinsten und Schwächsten aus ihren Nestern." Die hauptberufliche Physiotherapeutin und ihr Mitstreiter versorgen die verwundeten Tiere - falls sie den Sturz überlebt haben sollten - und bringen sie in den Wildpark Eekholt im Kreis Segeberg. Dort werden die Tiere in der Vogelpflegestation medizinisch betreut, gepflegt und so wieder auf das Leben in der freien Natur vorbereitet.

Ganz gefährlich für Störche sind Strommasten. Auch an den Strapazen des langen Fluges gehen manche Vögel zugrunde. Ein weiteres Problem: das immer geringere Nahrungsangebot. Störche essen hauptsächlich Fische, große Insekten, Frösche, Mäuse, Schnecken und andere kleine Säugetiere. Sie nähern sich mit langsamen Schritten ihrer Beute und stoßen dann blitzschnell mit dem Schnabel zu.

"Die Artenvielfalt fehlt an vielen Stellen, das könnte auch ein Grund dafür sein, weshalb es im vergangenen Jahr so wenig Jungtiere gegeben hat", sagt Kerstin Kommer. 2010 und 2011 seien dagegen ziemlich geburtenstarke Jahrgänge gewesen.

Ende März, Anfang April erwartet das Duo Andreas Hack/Kerstin Kommer die nächsten Störche in Stormarn, die dann den Weg zurück in den Norden gefunden haben werden - getragen von ihren großen Flügeln, die eine Spannweite von bis zu 320 Zentimetern erreichen können.