Verkehrsclub ruft Bürger auf, Straßenschäden bei der Verwaltung anzuzeigen; die muss dann handeln. Zu wenig Investitionen in den Straßenbau.

Ahrensburg. Seit einigen Tagen sind Schnee und Eis von Stormarns Straßen verschwunden. Doch freie Fahrt haben Autofahrer im Kreis deswegen nicht. Frost hat auf einigen Fahrbahnen regelrecht Schlaglöcher in Asphalt und Beton gesprengt. Beispielsweise muss derzeit die L 92 durch Lütjensee wieder geflickt werden. Genauso wie die Hauptstraße (L 90), die Todendorf mit der B 404 verbindet. "Die Mitarbeiter der Straßenmeisterei Bargteheide verbrauchen täglich etwa eine Tonne Kaltmischgut, um Löcher zu stopfen", sagt Jens Sommerburg, Leiter des Landesbetriebs Straßenbau und Verkehr in Lübeck. Die Behörde ist für die Autobahnen, Landes- und Bundesstraßen im Kreis zuständig.

Für alle anderen Straßen sind die Kommunen selbst verantwortlich. "Und in den Städten und Gemeinden beobachten wir die größten Mängel", sagt Carsten Willms, Experte des ADAC Hansa in Hamburg: "Viele Bürger beschweren sich bei uns, dass Tempo-30-Straßen erhebliche Schäden aufweisen." Laut Willms sei die Situation in Stormarn genauso wie im Rest der Republik. "Wir appellieren an alle Bürger, Schlaglöcher bei der Verwaltung zu melden", so der ADAC-Sprecher. Die Begründung für seine Forderung ist einfach: "Denn hat die Behörde Kenntnis von den Straßenschäden, muss sie laut eines Gerichtsurteils innerhalb von 14 Tagen handeln." Dabei gebe es drei Möglichkeiten: Entweder die Straße reparieren, Warnschilder aufstellen oder das Tempo-Limit reduzieren.

Dass die Straßen in einem schlechten Zustand sind, liege laut Willms vor allem am Sanierungsstau. "Die vergangenen 20 Jahre ist viel zu wenig Geld in den Straßenbau investiert worden. Das rächt sich jetzt." Viele Fahrbahnen haben sogenannte Netzrisse. Regenwasser sickert an diesen Stellen in die Fahrbahn. Gefriert dieses Wasser, dehnt sich Eis im Straßenbelag aus und zerstört ihn. Taut es wieder, entsteht ein Loch mit losen Asphaltbrocken.

Damit es in Bad Oldesloe nicht soweit kommt, hat die Kreisstadt vor wenigen Jahren ein Computerprogramm eingeführt, in dem jede Straße erfasst ist und der Zustand regelmäßig dokumentiert wird. "Damit wollen wir teure Straßensanierungen verhindern", sagt Bürgermeister Tassilo von Bary. Denn werden Netzrisse festgestellt, verschließen Mitarbeiter des Baubetriebshofs diese wieder. "Straßen, die dringend saniert werden müssen, werden entsprechend neu gebaut", sagt von Bary. Zwischen 360.000 und 600.000 Euro gibt die Kreisstadt dafür jährlich aus.

Dass sich das Programm bewährt hat, bestätigt auch die Polizei. Sie sagt, dass sich der Zustand der Straßen in den vergangenen Jahren verbessert habe. "Natürlich gibt es auch bei uns vereinzelt mal Schlaglöcher, doch wir haben die Kommunalstraßen gut im Griff", so der Bürgermeister. Anders sieht es in den kleinen Dörfern um das Zentrum aus, die zur Kreisstadt gehören. "Auf diese Straßen wollen wir unser Programm ausdehnen", so von Bary.

In Ahrensburg hat die erste Frostperiode dieses Winters laut Verwaltung nur vereinzelt neue Schäden verursacht. Regelmäßig kontrollieren die Mitarbeiter der Stadtbetriebe die zusammengerechnet 125 Kilometer Fahrbahn. "Schäden werden, wenn möglich, sofort beseitigt", sagt Stefan Schnabel vom Bauamt. Ansonsten werde eine Prioritätenliste erstellt. Viel befahrene Straßen würden als erstes erneuert. Wie viel Geld die Stadt für Straßenreparaturen dieses Jahr ausgeben wird, konnte Schnabel noch nicht sagen. Klar ist aber, dass auch die Schlossstadt viele Millionen Euro in das teils marode Straßennetz stecken müsste.

Sicher ist aber auch, dass nicht alle kaputten Straßen in Stormarn dieses Jahr saniert werden können. "Dafür fehlt den Kommunen das Geld", sagt Carsten Willms vom ADAC. Er rechnet damit, dass der Sanierungsstau erst in zehn Jahren beseitigt werden könne. "Vorausgesetzt, die Gemeinden und Städte investieren in den kommenden Jahren entsprechend Geld", so Willms.

Im Winter können Schlaglöcher nur mit Kaltasphalt gestopft werden. Das ist zwar eine kostengünstige Reparatur für die Gemeinden. Die Plomben halten auf Straßen, auf denen nur wenig Lkw-Verkehr herrscht, bis zu einem Jahr - quasi bis zum nächsten Winter. Doch taut es dann wieder, entsteht eine neue Schlaglochpiste.

"Dieser Situation versuchen wir Herr zu werden", so ein Mitarbeiter der Stadtbetriebe Ahrensburg. Bisher sind dort zwei Beschwerde-E-Mails von Bürgern der Stadt wegen kaputter Straßen eingegangen. Regressansprüche wegen beschädigter Autos durch Schlaglöcher soll es in beiden Städten in jüngster Zeit nicht gegeben haben. "Autofahrer haben mit solch einer Klage aber auch nur wenig Aussicht auf Erfolg", sagt ADAC-Sprecher Carsten Willms. Denn laut Straßenverkehrsordnung muss der Fahrer seine Fahrweise den Straßen- und Wetterbedingen anpassen. Entsprechend muss er bei Tauwetter auch mit Schlaglöchern rechnen.

"Es ist sehr schwer zu beweisen, dass der Fahrer langsam gefahren und der Schaden durch ein Schlagloch entstanden ist", so Willms. Und sollte ein Gericht dem Autofahrer recht geben, bekommt er auch keinen neuen Reifen. "Dann wird der Zeitwert des alten ermittelt", sagt der ADAC-Sprecher. Er mahnt die Autofahrer auf maroden Straßen vorsichtig zu fahren, zumal der Winter noch nicht vorbei ist und die eine oder andere Frostperiode auf Stormarn noch zukommen könnte.