Nach einer Razzia im Oktober droht den Dealern der Prozess in Lübeck. Stormarner in Portugal in Haft, Antrag auf Auslieferung möglich.

Oststeinbek/Lübeck. Nach dem Schlag von Polizei und Zollfahndung gegen einen international tätigen Drogenhändlerring Ende Oktober vergangenen Jahres, bei dem die Ermittler auch in Stormarn zugriffen (das Abendblatt berichtete), will die Staatsanwaltschaft Lübeck Anfang dieses Jahres Anklage gegen vier Beschuldigte erheben. Nach der Aktion gegen die Drogenhändler waren gegen drei Männer und eine Frau Haftbefehle erlassen worden; der gegen die Frau wurde außer Vollzug gesetzt. Die Männer sind derzeit in verschiedenen Justizvollzugsanstalten im Land untergebracht. "Wir werden in den nächsten ein bis zwei Monaten die Anklageschrift bei Gericht einreichen, derzeit dauern die Ermittlungen noch an", sagte Günter Möller, Sprecher der Lübecker Staatsanwaltschaft, auf Anfrage des Abendblatts.

Nach monatelanger Arbeit der Gemeinsamen Ermittlungsgruppe Rauschgift (GER) der Lübecker Kriminalpolizei und des Hamburger Zollfahndungsamtes hatten am 30. Oktober vergangenen Jahres rund 350 Polizeibeamte in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein 39 Wohn- und Geschäftsräume sowie drei Schiffe durchsucht. Bei der Aktion wurden sieben Indoorplantagen, in denen Cannabis-Pflanzen gezüchtet wurden, entdeckt.

Im Visier der Ermittler waren damals 19 Beschuldigte. Die vier Personen, denen nun eine Anklage droht, wurden festgenommen. Sie sollen die Cannabis-Plantagen betrieben und Kokain aus Südamerika und Haschisch aus Marokko mit Segelyachten nach Spanien und Portugal transportiert und von dort nach Deutschland gebracht haben.

Bei der Aktion gegen die Drogenhändler waren auch eine Wohnung in Oststeinbek und eine Segelyacht in einer Halle in Bargteheide durchsucht worden, um Beweismittel zu sichern. Der 32 Jahre alte Bewohner der Oststeinbeker Wohnung steht in dem Verdacht, seine Unterkunft als Lagerplatz für Drogen genutzt zu haben.

Aus Oststeinbek stammt auch ein weiterer Haupttäter in dem Kriminalfall, der 49 Jahre alte Volker B. Er soll zuletzt in Spanien gelebt haben und mit Segelyachten viel auf den Weltmeeren unterwegs gewesen sein. Bereits im Juli wurde er zusammen mit einem 44 Jahre alten Deutschen aus Halle und zwei Briten in der Nähe der portugiesischen Hafenstadt Olhao festgenommen. Auf seiner Yacht hatte die portugiesische Polizei rund 178 Kilogramm Kokain im Wert von etwa neun Millionen Euro entdeckt. Den Hinweis zur Festnahme gaben damals die Ermittler der GER aus Lübeck. Der Oststeinbeker soll Kontakt zu zwei der Ende Oktober verhafteten Drogenhändler gehalten haben.

Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Möller wird Volker B. wegen seiner Drogengeschäfte in Portugal vor Gericht gestellt werden und im Falle einer Verurteilung auch dort ins Gefängnis kommen. "Wir können dann später immer noch prüfen, ob wir einen Antrag auf Auslieferung nach Deutschland stellen", sagte Möller. Sollte es erforderlich werden, B. durch deutsche Ermittler zu vernehmen, sei dies auch in Portugal möglich. "Die Polizeien arbeiten auf europäischer Ebene eng zusammen, gerade bei Drogendelikten", so Möller.

Untersucht wird von der Staatsanwaltschaft derzeit noch, ob es zwischen dem Ende Oktober aufgeflogenen Drogenhändlerring und den drei Männern, die am 19. Dezember im sogenannten Karibik-Verfahren vom Landgericht Flensburg wegen Drogenhandels zu langen Freiheitsstrafen verurteilt wurden, eine Verbindung gibt. Das Gericht hatte das Trio für schuldig befunden, seit 2008 mit einer Segelyacht mehrmals Kokain von Südamerika nach Europa gebracht zu haben. Oberstaatsanwalt Möller: "Es ist nicht auszuschließen, dass sich die beteiligten Drogenhändler kannten."