Ahrensburg hat eine neue Sehenswürdigkeit: ein Haus am Weißdornweg, das Zeichen gegen das Alltagsgrau setzt. Familie Möller hat es bemalt.

Ahrensburg. Wäre das Leben doch etwas bunter, etwas weniger Dezember-grau und waschbetonfarben. So mag der eine oder andere in diesen Tagen in sein nachweihnachtliches Feierabendbier flüstern - um dann vielleicht von seinem Tischnachbarn erwidert zu bekommen: Wäre unser Ahrensburg doch nur ein wenig interessanter, hätte es doch noch eine weitere Attraktion außer dem Schloss.

Menschen wie diesen fiktiven Melancholikern kann geholfen werden - sie müssen sich nur einmal in den Weißdornweg begeben. Dort steht ein Gebäude, das kaum durch seine Architektur, wohl aber durch seine Farbgebung hervorsticht. Es ist das Haus der siebenköpfigen Familie Möller - und die hat ihr Domizil mit Farbe und Pinsel kürzlich radikal neu gestaltet. Regenbogenbunt leuchtet es seine Betrachter an - und verändert ihr Verhalten. "Manchmal halten Autos an, Menschen steigen aus und sehen sich das Haus an. Jugendliche machen Fotos mit ihren Handys", sagt Silke Möller, "und oft werden wir auch angesprochen. Wir haben viel mehr Kontakte als früher."

Sie hatte die Idee zu der Fassadengestaltung, zeichnete auch den Entwurf, nach dem das 1956 errichtete Gebäude die Auffrischung zu einer Art Villa Kunterbunt erhielt. Entfernt erinnert es nun an eines der Häuser, die der Künstler Friedensreich Hundertwasser gestaltete - doch Silke Möller, die gelernte Reprofotografin ist und in einer Druckerei arbeitet, betont, dass es im "Möller-Stil" angemalt ist. Sie ist seit Jahren selbst als Malerin und Zeichnerin tätig und hat einige Bekanntheit erlangt, besonders durch ihre "Ampelburg"-Hefte. In denen geht es um einen Ort, der einige Parallelen zur Schlossstadt aufweist. Im zweiten der drei Bände wird das dortige Rathaus regenbogenfarben bemalt - in der Realität wohl eher undenkbar. "Da dachte ich, dann malen wir eben unser eigenes Haus bunt", sagt Silke Möller.

Gesagt, getan - doch bevor viele Pinsel und einige Liter Farbe verbraucht werden konnten, musste überprüft werden, ob Vorschriften den Plan nicht schon im Ansatz zunichte machen. "Ich habe mich schlau gemacht. Aber es gibt für diese Gegend keine Satzung, die besagt, dass man das nicht darf", sagt Ehemann André Möller, beruflich als EDV-Berater tätig.

Blieben die Nachbarn. Auch sie wurden gefragt und hatten, so Silke Möller, nichts gegen etwas Farbe im Viertel. Ganz im Gegenteil: "Die von Gegenüber möchten jetzt auch so ein buntes Haus haben."

Und die Bewohner? Haben die vielen Farben ihr Leben verändert? "Ja", sagt Vater André Möller, und zwar zum Positiven. "Ich muss immer lächeln, wenn ich nach Hause komme. Und das ist ja schon mal gut." Tochter Molina findet es praktisch, dass sie niemandem mehr beschreiben muss, wo sie wohnt. "Es reicht zu sagen, im bunten Haus", so die 15-Jährige. Auch im Freundeskreis ihres zwei Jahre älteren Bruders Max kam die Idee gut an: "Meine Freunde haben gesagt, das sieht ja aus wie auf einem Drogentrip. Aber sie fanden's gut."

Lediglich der zwölfjährige Julius findet es "ehrlich gesagt ein bisschen peinlich", wie sein Zuhause nun aussieht. Doch vielleicht ist das Haus ja einfach nur ein Trendsetter. Silke Möller jedenfalls würde auch anderen Familien die Häuser bunt anstreichen. Besonders einem Gebäude würde sie gerne ein neues Outfit verpassen: dem real existierenden Ahrensburger Rathaus.