Jeden Sonnabend stellen wir einen Stormarner Verein und seine Mitglieder vor. Heute: Der Historische Arbeitskreis Ahrensburg.

Der 6. Januar 2009 ist ein wichtiges Datum der Ahrensburger Stadtgeschichte. Nicht etwa, weil epochemachende politische Beschlüsse getroffen oder sportliche Höchstleistungen erzielt wurden. An besagtem 6. Januar gründete sich der Verein Historischer Arbeitskreis Ahrensburg.

"Der Verein ist aus einem Gesprächskreis entstanden, der sich bereits sehr viel früher gebildet hat", sagt Wilfried Pioch, Vorsitzender des Vereins. "Wir sind heute ein offiziell anerkannter Verein, der nicht eingetragen ist, weil das einen ungeheuren bürokratischen Aufwand bedeutet hätte", sagt Dirk Müller-Brangs, Schriftführer des Historischen Arbeitskreises.

Den Arbeitskreis ohne Vereinsstruktur gibt es seit 1983, erst 2009 konstituierte sich aus seiner Mitte der heutige Verein. Vor knapp 30 Jahren trafen sich an der Volkshochschule zu einem Seminar Menschen, die an der Geschichte der Stadt interessiert waren. "Wir waren 14 Leute und hatten alle das gleiche Interesse", sagt Erika Hamann, die damals dabei war und heute Schatzmeisterin des Vereins ist.

Leiterin des Kreises war zunächst Christa Reichardt. Sie schrieb damals bereits historische Zeitungsartikel. Reichardt erinnert sich an das Seminar: "Es ging um Ahrensburg in preußischer Zeit, also nach 1864, und um die Zeit der Schauenburger." Geleitet wurde der Kursus von Erich Hagen, damals ehrenamtlicher Leiter des Stadtarchivs. Reichardt kam während des Seminars die Idee, sich privat über den Kursus hinaus weiter zu treffen. Seitdem kommen die Geschichtsinteressierten an jedem ersten Dienstag im Monat zusammen und unterhalten sich über die Geschichte. Anfangs ist auch Stadtarchivar Hagen dabei. "Er fragte mich dann, ob ich nicht den Posten von ihm übernehmen wolle", erinnert sich Reichardt, die 13 Jahre lang dem Arbeitskreis vorstand. 1984 übernahm sie das Archiv. "So konnte ich viele Projekte verknüpfen und hatte viele Helfer", sagt sie.

Für die zweite Vorsitzende ist die Geschichte vor der Haustür wichtig

Auch für Karin Voß war das Seminar mit Erich Hagen der Anstoß, sich intensiv mit der Ahrensburger Geschichte zu beschäftigen. Heute ist sie zweite Vorsitzende des Vereins. "Mich interessierte auch die Geschichte der Schimmelmanns, weil mein Großvater noch direkten Kontakt zu Carl Otto Schimmelmann hatte, weil er von dem Grafen ein Haus gekauft hat", sagt Voß. Gerade diese persönlichen Berührungspunkte - in diesem Fall zu dem "letzten Ahrensburger" Schimmelmann, der 1932 aus dem Schloss auszog - machen für Voß den Reiz an der Lokalgeschichte aus. "Die Nachkriegsgeneration hat mit dem Heimatkunde-Unterricht auch noch eine ganz andere Schulbildung genossen als die Kinder heute", so die zweite Vorsitzende. Zu Fuß habe man sich damals die Umgebung erschlossen. "Heute kennt die kein Mensch mehr", so Voß. Das vermisse sie auch an der jungen Generation: das Interesse an der eigenen Umgebung. "Heute gehen Klassenreisen nach Paris oder London. In der Welt kennen sich die jungen Leute aus, aber nicht mehr direkt vor der eigenen Haustür." Dies zu ändern, und das Interesse an der eigenen Geschichte wach zu halten, ist eines der großen Ziele des Historischen Arbeitskreises.

Bei der ersten Veranstaltung wurde ein Film aus den 60er-Jahren gezeigt

"Wir engagieren uns dafür, die Bürger für die Geschichte der Stadt zu interessieren", sagt Wilfried Pioch. Christa Reichardt sagt: "Wir wollen wachrütteln und darauf hinweisen, wie schön unsere Stadt ist." Und so konzipieren die Mitglieder Ausstellungen, laden zu Vorträgen oder geben Gruppenführungen. "Unsere erste Aktion war im Sommer 1984 ein Vortrag von Herrn Hagen", erinnert sich Reichardt. Auch der Film "Ahrensburg, unsere Stadt" von 1963/64 wurde gezeigt. "Ich hatte wie immer Sorge, dass niemand kommen würde", so Reichardt. Doch der Raum in der Stormarnschule war schließlich brechend voll. Reichardt: "Das war für uns ein toller Ansporn."

Mitglieder des Arbeitskreises begannen damals auch, ältere Ahrensburger zur Vergangenheit und eigenen Erlebnissen zu befragen. "Wir waren begeistert, wie viel die Menschen noch wussten und uns berichteten", sagt Karin Voß. "Und viele von ihnen haben uns bereitwillig alte Fotos überlassen, die wir für die Stadt archiviert haben." Reichardt gab 2003 sogar das Buch "Ahrensburg erzählt" mit Berichten von 24 Zeitzeugen heraus. Eine der Schilderungen stammt von zwei Schwestern, so Reichardt. "Als ich sie befragte, haben sie sich ständig gegenseitig widersprochen. Ich wusste überhaupt nicht, was ich daraus machen sollten", erinnert sich die ehemalige Stadtarchivarin.

Während sich der Arbeitskreis früher jeden ersten Dienstag im Monat im ehemaligen Bürgermeisterhaus neben dem heutigen Gebäude der Volkshochschule traf, kommt die Runde heute im Peter-Rantzau-Haus zusammen.

Nach wie vor stehen die Mitglieder im engen Kontakt mit dem Stadtarchiv, das mittlerweile von Angela Behrens geleitet wird. Einige Mitglieder des Arbeitskreises sind zugleich ehrenamtliche Helfer des Archivs. "Wir profitieren noch heute von der großartigen Sammlungsleistung der ehrenamtlichen Archivmitglieder", sagt Behrens über den Historischen Arbeitskreis. Bildarchiv und zeitgeschichtliche Sammlung seien kulturelle Schätze, die jedem Nutzer offen stehen, so Behrens. Und die Stadtarchivarin gibt auch zu: "Ich profitiere von dem Wissen über die Stadtgeschichte, das die Mitglieder des Historischen Arbeitskreises haben."

Behrens folgte 1996 auf Christa Reichardt im Amt der Stadtarchivarin. Reichardt erinnert sich: "Wir hatten damals mehr als 100 Bewerbungen. Eine Frage an die Bewerber war, ob sie mit dem Computer umgehen könnten." Behrens habe gesagt, so ihre Vorgängerin, dass sie im Internet surfe. "Das hat mir imponiert", sagt Reichardt. Der Respekt beruht offenbar auf Gegenseitigkeit und gilt nicht nur für Reichardt. "Ich freue mich über die gute Zusammenarbeit und auch auf gemeinsame Projekte in der Zukunft", sagt Behrens. Es sei gut, dass es einen Kreis interessierter Bürger gebe, deren Herz für die Geschichte schlägt und die sich auch aktiv für historische Themen einsetzen.

Ähnliches hört man von Tatjana Ceynowa, Leiterin des Schlossmuseums. "Die Arbeit des Historischen Kreises ist sehr wichtig. Sie sind für uns immer ansprechbar, wenn wir Hilfe brauchen", sagt Ceynowa. Einige Mitglieder des Vereins geben zum Beispiel Führungen durch den Schlosspark. Für die Ausstellung im Schloss hatte der Historische Arbeitskreis auch Informationstafeln angefertigt, die nach dem Umbau keinen Platz mehr gefunden haben. Ceynowa: "Das ist wirklich schade."

Der Arbeitskreis bereit sich auf das 700-Jahr-Jubiläum der Stadt vor

Doch stehen schon wieder neue Projekte vor der Tür. 2014 feiert die Stadt die erste urkundliche Erwähnung vor dann 700 Jahren. Der Arbeitskreis tüftelt bereits an einer Ausstellung zum Fest. "Wir stellen uns da eine 700-Stunden-Ausstellung mit 70 geschichtsträchtigen Punkten vor", erläutert Vereinsmitglied Götz Saballus. Damit besonders viele Menschen die Schautafeln anschauen, sollen sie an einer Stelle im Stadtzentrum präsentiert werden, an der viele Menschen vorbeigehen. Saballus: "Ich habe dazu bereits etliche Gespräche geführt, um einen geeigneten Raum zu finden."