Neue Brücken und Bahnsteige, weniger Übergänge, mehr Schallschutz: Ingenieure stellen Pläne vor. Anwohner sind in Sorge vor Lärm.

Ahrensburg. Im Zehn-Minuten-Takt von Ahrensburg bis zum Jungfernstieg oder den Landungsbrücken - geht es nach den Planern der Landesweiten Verkehrsservicegesellschaft (LVS) könnte das 2020 Realität werden. Bis dahin soll die S-Bahn-Linie 4 zwischen Hamburg und Bad Oldesloe fahren und die Regionalbahn ersetzen, die derzeit bestenfalls im 15-Minuten-Takt den Hamburger Hauptbahnhof ansteuert. Fern- und Güterverkehr sollen auf anderen Gleisen fahren als die S-Bahn.

"Wir haben einen ehrgeizigen Zeitplan, zumal uns noch ein wichtiger Faktor fehlt: die Finanzierung", sagt Benjamin Schemala, Ingenieur der LVS. Mit den Ingenieuren Jörn Fenske von der Hamburger Firma Inros Lackner sowie Ulf Schmidt und Klaus Püllen vom Büro Vössing stellte Schemala in der jüngsten Einwohnerversammlung im Ahrensburger Marstall die Vorentwurfsplanung mehr als 100 Bürgern vor.

"Viele Ziele in Hamburg werden durch die S 4 direkt erreichbar", sagte Schemala. Bei den derzeit vorhandenen Gleisen sei eine Taktverdichtung nicht mehr möglich. "Der Hamburger Hauptbahnhof ist zudem überlastet, viele Züge sind verspätet und die Anforderungen werden sich noch verschärfen", so der Ingenieur der LVS. Durch die feste Fehmarnbelt-Querung, die 2021 fertig sein soll, rechnen die Planer mit einer Zunahme des Güter- und Fernverkehrs um 50 Züge pro Tag. Die Planer erläuterten ihre Überlegungen zu vier zentralen Punkten.

Haltepunkte: Neben den Bahnhöfen Ahrensburg und Gartenholz werden zwei zusätzliche Haltestelle in und in der Nähe von Ahrensburg geprüft. Delingsdorf und Ahrensburg West. Die Stadt würde sich einen Halt Ahrensburg West wünschen, weil die Fahrgäste dort schnell in die U-Bahn umsteigen könnten. Doch dämpfte Ulf Schmidt die Erwartungen: "Der Halt wird allerdings baulich schwierig und daher teuer." Kosten und Nutzen würden nun gegenübergestellt. Während der Ahrensburger Bahnhof nicht umgebaut werden muss, weil er genügend Platz für die zusätzlichen Gleise bietet, müsste der Haltepunkt Gartenholz umgebaut werden. So muss der Bahnsteig zu einem Mittelbahnsteig umgebaut werden. Zwei Gleise werden dort für die S 4 zur Verfügung stehen. Schemala: "Dort wird eine Ausweichstelle eingerichtet." Nördlich des Halts Gartenholz soll ein Betriebswerk entstehen. Nördlich des Halts Gartenholz ist dann ein Betriebshof geplant, wo die Züge abgestellt und gewartet werden können.

Bahnübergänge: Die drei Bahnübergänge Brauner Hirsch, Grävinghorst und Kuhlenmoorweg müssten durch Brücken ersetzt werden. Dabei ist der Braune Hirsch mit täglich 7000 Fahrzeugen der Übergang mit dem mit Abstand höchsten Verkehrsaufkommen. "Im Fall des Braunen Hirschen sind dabei mehrere Lösungen möglich", sagte Ulf Schmidt. So könnte die Brücke schräg gebaut werden. Schmidt: "Dann dürften Autos mit 70 Kilometern pro Stunde passieren. Ist die Brücke senkrecht, dürften sie dagegen nur 50 Kilometer pro Stunde fahren." Der Ingenieur nannte auch eine vierte Variante, nach der der Bahnübergang nach Süden hin verlegt wird. "Dann würde die Brücke als Verlängerung der Eulenkrugstraße gebaut werden", so Schmidt.

Über- und Unterführungen: Die Fußgängerüberführung am Moorwanderweg muss beim Ausbau ersetzt werden. "Für das breitere Gleisbett reicht die Brücke nicht", erläuterte Jörn Fenske. Dagegen bleiben die Brücken am Bahnhof Ahrensburg unverändert. Gleiches gilt für die Unterführung an der Schillerallee und die Überführung am Halt Gartenholz. Die Eisenbahnüberführung an der Manhagener Allee müsste laut Fenske kaum verändert werden. "Dort sind nur geringe Anpassungen etwa am Geländer nötig", so der Ingenieur. Der Übergang Bahntrasse soll laut Fenske optisch an die Bauten der Umgebung angepasst werden. An der Aue soll möglichst wenig verändert werden und am Ostring wird noch geprüft, wie sich ein Übergang auf die Kreuzung auswirken würde.

Schallschutz: Da Berechnungen zum Schallschutz noch laufen, konnten die Planer zu diesem Punkt noch wenig sagen. Verwendet werden jedoch nur Schutzvorrichtungen, die auch zugelassen seien, so Klaus Püllen. "Wir orientieren uns am Leitfaden des Eisenbahn-Bundesamtes", sagte Püllen. Derzeit ermögliche die Gesetzgebung allein den Bau von Schallschutzwänden und damit noch keine Verfahren der Gleisschalldämmung.

Gerade zum Thema Schallschutz hatten viele Bürger Fragen oder äußerten ihre Sorgen. Cord Brockmann sagte: "Leider sind die Entscheidungsprozesse beim Lärmschutz der Stadt Ahrensburg nicht transparent und offen. Bis heute wurden wir nicht aktiv angesprochen." Und Georg Rutenbeck sagte: "Der beste Lärmschutz ist die Lärmvermeidung."

Doch gab es auch Fürsprecher eines Ausbaus der Bahnstrecke und der Trennung zwischen Fern- und Güterverkehr auf der einen und Nahverkehr auf der anderen Seite. "Eigentlich ist mir 2020 viel zu spät. Gibt es nicht Chancen, das Projekt zu beschleunigen?", fragte eine Bürgerin. "Der öffentliche Nahverkehr muss erheblich verbessert werden." Ein Plädoyer für den Bau der S 4 hielt auch Jörg Sievers, Sprecher der S-4-Initiative. Wegen der schlechten Verbindung nach Hamburg sei er mittlerweile auf das Auto umgestiegen. "Jetzt brauche ich nur noch 30 Minuten statt zwei Stunden mit dem Nahverkehr."