Die Bahn verbessert den Lärmschutz auf dieser Strecke. Baubeginn Anfang des Jahres. Einbau von besseren Fenstern wird bezuschusst.

Ahrensburg . Die Deutsche Bahn AG verbessert den Lärmschutz an der Strecke Hamburg-Lübeck. Geplant sind weitere Schallschutzwände in Ahrensburg, Bargteheide, Tremsbüttel, Bad Oldesloe und Reinfeld.

Für Ahrensburg hat das Eisenbahn-Bundesamt bereits die Genehmigung erteilt. Dort beginnt der Bau Anfang kommenden Jahres. Im zweiten Quartal 2014 sollen alle Wände stehen. In Höhe der Schillerallee soll eine 400 Meter lange Wand aufgestellt werden. An der Hamburger Straße ist eine 470 Meter lange Wand vorgesehen. Die Höhe liegt bei drei Metern. Der Lärmschutz wird in 3,30 Metern Entfernung zu den Gleisen errichtet - so nah wie möglich. Die Kosten für den Bau liegen allein in Ahrensburg bei rund 1,2 Millionen Euro, die der Bund komplett zahlt.

In Tremsbüttel sollen zwei Lärmschutzwände hochgezogen werden, in Bad Oldesloe eine und in Bargteheide ebenfalls zwei. Dort sollen die Ostpreußen- und die Westpreußenstraße auf jeweils fast 300 Metern Lärmschutz bekommen. Außerdem werden in allen genannten Gebieten und in Delingsdorf Verbesserungen an älteren Gebäuden mit bis zu 75 Prozent der Kosten bezuschusst. Möglich sind der Einbau von Lärmschutzfenstern oder Wandlüftern mit Schalldämmung.

Das Peter-Rantzau-Haus in Ahrensburg war bei der Vorstellung des Lärmsanierungsprogramms durch Vertreter der Deutschen Bahn bis auf den letzten Platz gefüllt. Deutschlandweit soll der Lärm auf einer Gesamtstrecke von 3700 Kilometern auf unter 60 Dezibel reduziert werden. Dafür stehen seit 2007 jährlich 100 Millionen Euro zur Verfügung. Zuerst wird auf sogenannte aktive Maßnahmen gesetzt. Dazu zählen Schallschutzwände. Nur wenn diese nicht ausreichen, kann auch direkt an den Häusern etwas verbessert werden. Christian Krenz, beratender Ingenieur des Programms: "Schallschutzwände sind in der Regel die bessere Alternative zu passiven Maßnahmen, da sie den Außenbereich schützen und auch bei geöffneten Fenstern Schallschutz gewähren."

Laut Bundes-Imissionsschutzgesetz von 1974 können alle Gebäude, die vor diesem Datum gebaut wurden, beim Umbau gefördert werden. Die Deutsche Bahn hat den Lärm neben der Strecke bereits gemessen. "Sobald es zu einer Überschreitung der Sanierungsgrenzwerte von 70 Dezibel am Tag beziehungsweise 60 Dezibel in der Nacht kommt, können in reinen und allgemeinen Wohngebieten Lärmschutzmaßnahmen ausgeführt werden", sagt Christan Krenz. "Bei Kern-, Dorf- und Mischgebieten beträgt der Sanierungswert 72 Dezibel am Tag und 62 Dezibel in der Nacht. Dabei ist für den Schutz von Schlafräumen die Überschreitung des Nachtwertes maßgeblich, für sonstige Wohn- und Arbeitsräume hingegen der Tageswert." Zum Vergleich: Ungefähr 60 Dezibel erreicht ein lautes Gespräch, eine Schreibmaschine oder ein vorbeifahrendes Auto. Im 80er-Bereich liegen beispielsweise Rasenmäher. Lärm in dieser Lautstärke kann zu gesundheitlichen Langzeitschäden führen.

In Ahrensburg wurden 383 Häuser untersucht. Bei 132 ist es zu laut. Die Eigentümer der Gebäude werden im Laufe des nächsten Jahres von der Bahn oder dem zuständigen Ingenieurbüro angeschrieben. Dem Brief liegt ein Antrag bei. "Es handelt sich um ein Sonderprogramm des Bundes - es ist eine freiwillige Förderung der Lärmsanierung", sagt Sabine Müller vom Team Lärmsanierung/Deutsche Bahn Projektbau. Falls der Eigentümer einen Antrag stellt, besichtigt ein Gutachter die Wohnung und legt fest, was alles gemacht werden soll. Er untersucht unter anderem die Raumnutzung und -größe sowie die Wandstärke. Diese Leistungen sind für den Eigentümer kostenfrei. Anschließend werden drei Vergleichsangebote von Handwerkern eingeholt, bevor der Wohnungseigentümer den Auftrag erteilen kann. Sabine Müller: "Auf der Basis des günstigsten Anbieters werden 75 Prozent der Kosten finanziert. Die restlichen 25 Prozent trägt der Wohnungseigentümer selbst. Diese Eigenbeteiligung berücksichtigt die Wertverbesserung des Gebäudes."

Die Ahrensburgerin Susanne Fritz wohnt nur zehn Meter von den Bahngleisen entfernt. Die 53-Jährige hat ihr Haus erst kürzlich grundsaniert. Sie hat kein Verständnis dafür, dass sie ein Viertel der Kosten für eine weitere Sanierung zahlen soll. "Die Deutsche Bahn ist ein Konzern und eine Aktiengesellschaft. Sie verursacht den Lärm, nicht wir oder der Bund. Deshalb sollte sie für die gesamten Kosten aufkommen." Susanne Fritz will ihren Anwalt einschalten, um die Sanierung ohne Eigenbeteiligung durchzusetzen.

Bei den Lärmschutzwänden hatte die Bahn Ahrensburg sogar empfohlen, den gesamten innerstädtischen Streckenabschnitt mit Schallschutzwänden auszurüsten. Das Rathaus habe den Vorschlag aber abgelehnt. Christian Krenz: "Die Verantwortlichen sagten, dass es den Denkmalschutz gefährden würde und die optische Zerstörung der Stadt bedeute." Eine Entscheidung, die einige Bürger im Rantzau-Haus mit großem Unverständnis kommentierten. "Es gab eine klare Empfehlung der Deutschen Bahn, über die das Bauamt nicht informierte. Die Stadt Ahrensburg hat einfach beschlossen, und das in Zeiten, in denen von Transparenz gesprochen wird. Das kann man nicht so hinnehmen", sagte Cord Brockmann, 46. Er möchte nun eine Bürgerinitiative gründen, für die er an dem Abend bereits Kontaktdaten sammelte.

Zu Fragen auf die Planung der S 4 konnten die Deutsche-Bahn-Vertreter keine genauen Aussagen machen. Die beiden weiteren Gleise würden ohnehin erst 2020 errichtet. Sabine Müller: "Das Lärmsanierungsprogramm hat nichts mit der S 4 zu tun. Wenn sie gebaut wird, wird es Lärmvorsorgemaßnahmen geben. Nach unserem heutigen Stand bleiben die jetzigen und geplanten Schallschutzmauern aber mindestens zehn Jahre stehen."