Im Jahr 2006 hatte Jürgen Batschulat auf Empfehlung von Beratern 500.000 Euro angelegt. Nun ist das Investment jedoch fast wertlos.

Reinbek. Jürgen Batschulat ist ein erfolgreicher Unternehmer. Besser gesagt: Er war es. 2006 verkaufte der Reinbeker seine Firma. Er erzielte einen ordentlichen Preis. Das Geld wollte er krisensicher anlegen. Jetzt kämpft er vor Gericht um dieses Geld. Batschulat droht wegen einer aus seiner Sicht falschen Beratung der HypoVereinsbank ein Verlust von rund 500 000 Euro. In der kommenden Woche wird das Landgericht Lübeck voraussichtlich das Urteil sprechen.

Batschulat, 60, wird dort von dem Oldesloer Anwalt Amadeus Greiff vertreten. Der hat in der Vergangenheit in ähnlichen Fällen schon mehrfach dafür gesorgt, dass die für die Kunden verlustreichen Bankgeschäfte rückgängig gemacht wurden. Das schlagende Argument: Die Kunden waren von den Bankberatern nicht darauf aufmerksam gemacht worden, dass sie erhebliche Provisionen für die Formen der Geldanlage einstrichen, die sie empfohlen hatten. Genau so ist es nach Einschätzung von Greiff auch im Fall Batschulat gelaufen. "Die Beklagte hat den Kläger im Rahmen der dargestellten Beratung in keiner Weise darüber informiert, dass sie für die Vermittlung des Fonds direkte Provisionen erhält", heißt es in einem Schreiben des Anwalts ans Gericht.

Die Gegenseite bestreitet genau das. Batschulat hat stets mit zwei Beratern zugleich gesprochen, mit Stefan K. und Oliver S. Beide beteuern, den Reinbeker über die Provisionen aufgeklärt zu haben. Die Beratung sei sogar "überobligatorisch" gewesen, schreibt der Anwalt der HypoVereinsbank in seinem Schriftsatz.

In dem Gerichtsverfahren geht es um einen Betrag von 500 000 Euro, den der Reinbeker 2006 anlegen wollte. Nach mehreren Gesprächen wurden für 100 000 Euro Anteile an einer Fondsgesellschaft gekauft, die in britische Lebensversicherungen investiert. Knapp 100 000 Euro gingen an die Blue Capital Metro Amerika GmbH & Co. 200 000 Euro wurden in einen weiteren Immobilienfonds deutscher Herkunft gesteckt, weitere rund 100 000 Euro in eine Firma, die Schiffsbeteiligungen hält.

Anfangs lief alles ganz gut, aber ab 2009 mehrten sich die Probleme. Bei dem Lebensversicherungsfonds und den Schiffsbeteiligungen ist mittlerweile "mit Ausschüttungen nicht mehr zu rechnen", schreibt Anwalt Greiff. "Bei diesen Fonds scheint derzeit sogar ein Totalausfall möglich." Mit anderen Worten: Das Geld ist eventuell weg. Den beiden Immobilienfonds gehe es etwas besser, dort seien aber die jährlichen Ausschüttungen gefährdet.

Außerdem hatte Batschulat das Geld so anlegen wollen, dass es "jederzeit verfügbar" ist. Tatsächlich erfuhr er später, dass die Verträge eine Mindestlaufzeit von 20 Jahren haben. Greiff: "Die Beteiligungen könnten daher derzeit allenfalls auf dem Zweitmarkt verkauft werden, dort jedoch lediglich zu einem Bruchteil der Kaufpreise."

Der Anwalt hat sich insbesondere über die Aussagen der beiden Berater von der HypoVereinsbank gewundert. "Stefan K. und Oliver S. haben vor Gericht behauptet, dass sie schon damals, also 2006, grundsätzlich alle Kunden immer auch über die zugunsten der Bank anfallenden Provisionen aufgeklärt hätten", so Greiff. "Ich halte das für extrem unwahrscheinlich." Grund: Die ersten Urteile des Bundesgerichtshofes zum Thema Provisionen stammten aus dem Jahr 2007. "Fast alle Kreditinstitute geben bei Gerichtsverfahren zu, dass sie noch bis Anfang 2007 davon ausgegangen waren, diese Aufklärung nicht vornehmen zu müssen - und es also auch nicht getan haben."

Die Anwälte der HypoVereinsbank, die Münchener Kanzlei Sernetz und Schäfer, argumentieren unter anderem mit der Tatsache, dass Jürgen Batschulat Neukunde gewesen ist. Deshalb habe er wissen müssen, dass es die Beratung nicht kostenlos gebe und dass Provisionen anfielen.

Am 20. November will das Landgericht Lübeck das Urteil in diesem spannenden Fall sprechen. Anwalt Greiff (Tel. 04531/5002-0) und sein Mandant Jürgen Batschulat (Tel. 0179/11 50 301) suchen noch nach Zeugen, die ebenfalls von Stefan K. und Oliver S. beraten worden sind. Die Frage ist: Kam dabei der Hinweis auf die Provisionen?