Arvind Rawat ist Koch in einem Ahrensburger Restaurant. Das heutige Diwali-Fest muss er ohne seine Familie hier in Deutschland verbringen.

Ahrensburg. Currypulver kommt aus Indien und Bratwurst aus Deutschland. Zusammen ergibt das Currywurst und ist in bei uns ein Hit, in Indien aber praktisch unbekannt. Arvind Rawat aus Delhi hat den Imbissklassiker schon mal probiert. "Das esse ich hin und wieder, mit indischer Küche hat das aber trotz Curry nichts zu tun." Er weiß wovon er redet, denn Rawat kam vor drei Jahren aus seiner Heimat, um in Ahrensburg indisch zu kochen.

"Ganz klar, in Deutschland verdient man viel mehr Geld. Deswegen bin ich hierher gekommen", sagt Rawat. Der indische Durchschnittslohn liegt bei 3500 Rupien im Monat, das sind knapp über 50 Euro. Mit seinem Monatsgehalt von 2100 Euro kann er seiner Familie in der Stadt Delhi ein besseres Leben ermöglichen. Rawats Ehefrau ist nämlich mit den beiden Kindern, die drei Jahre beziehungsweise sechs Monate alt sind, in Indien zurückgeblieben,. Den Kontakt hält er über das Internet. "Zum Glück gibt es Webcams und Facebook, da ist es eigentlich ganz leicht, nicht den Anschluss zu verlieren."

Dennoch ist das Netz natürlich kein Ersatz. Zum Beispiel wird am heutigen 13. November in Indien Diwali gefeiert. "Für Hindus ist dies das wichtigste Fest des Jahres. Vergleichbar mit Weihnachten hier in Deutschland, wenn die ganze Familie zusammenkommt", sagt Rawat. Und er kann nicht dabei sein. Etwas wehmütig erzählt er vom typischen Tagesablauf an diesem Tag: "In meiner Familie starten wir mit einem gemeinsamen Gebet. Dann treffen wir uns entweder in meinem Haus oder bei Verwandten und essen. Da sind wir dann auch schnell mal 20 Leute. Nach dem Essen gibt es dann Geschenke und wenn es dunkel wird, machen wir ein Feuerwerk. Schließlich heißt Diwali auf Deutsch ,Lichterfest'." In diesem Jahr, wie auch in den vergangenen Jahren, wird der Koch mit der Familie seines Chefs feiern, der ebenfalls aus Indien stammt. Seine Gedanken werden aber in der Heimat sein: "Es ist schade, dass ich nicht da sein kann, aber so kann ich meiner Familie besser helfen."

Um genau das zu tun kam der 32-jährige vor drei Jahren aus der Metropole Delhi ins beschauliche Ahrensburg. "In Indien war ich in der Großküche eines Hotels angestellt. Die Arbeit dort kann man aber nicht mit hier vergleichen", sagt er mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. "In Indien gibt es auch für den kleinsten Job noch einen Angestellten", sagt Rawat. "Hier muss ich alles alleine machen." Mehr Stress habe er deswegen aber nicht. "Ich habe mich schon immer für das Essen interessiert und liebe meinen Job. Wenn viele Bestellungen gleichzeitig kommen, dann wird es zwar schwierig, aber bisher hat das immer geklappt."

Jeden Tag ab 11.30 Uhr steht Rawat in der Küche des Ahrensburger Restaurants "Taj Mahal" und kocht. Seine 15 Jahre Berufserfahrung sieht man ihm an, als eine Bestellung reinkommt. "Ich mache jetzt Fish Bhuna. Dazu muss ich den Fisch zerschneiden, anbraten, mit Knoblauch und Ingwer würzen und mit Zucker bestreuen." All dies tut er in einem Tempo, bei dem jedem Hobbykoch schwindelig werden dürfte. Richtig gefährlich wird es, als er dann Gemüse, Zwiebel und Paprika in die Pfanne hinzu gibt und Öl nachgießt. Eine große Stichflamme schießt in die Höhe. "Das ist gar nichts, so etwas mache ich den ganzen Tag", sagt Rawat. Er habe sich zwar schon oft verletzt, aber keine Angst weiterzumachen. Er sieht das auch pragmatisch: "Wenn ich nicht zur Arbeit komme, kommt morgen jemand anderes und nimmt meinen Job. Das ist in Deutschland genauso wie in Indien."

Ein Jahr will Rawat noch in Deutschland bleiben. Denn er vermisst seine Familie. "Mein kleines Baby habe ich bisher nur über die Webcam gesehen", sagt er . Ein Urlaub, wie zuletzt im Sommer 2011, könne die Heimat nicht ersetzen. Das süffisante Lächeln auf den Lippen verschwindet, wenn er das sagt. Aber nur kurz. Für die Zeit nach seiner Rückkehr nach Indien hat er einen Traum: "Ich würde gerne ein Restaurant in Delhi aufmachen, mein eigenes Lokal mit mir als Chef." Kochen will er auch dort typisch indische Hausmannskost, wie er sie auch in Deutschland serviert. An den deutschen Geschmack angepasste Gerichte gibt es bei ihm nicht. "Ich koche so, wie ich es selber gerne mag. Natürlich passe ich beim Chili ein bisschen auf, aber ansonsten koche ich nur echt indisch", sagt er und lacht. Er habe nie viel deutsches Essen gegessen. Aber ausschließen, dass das eine oder andere deutsche Gericht auf der Speisekarte seines Traumlokals landet, will er nicht. Arvind Rawat sagt: "Vielleicht biete ich den Indern dann einfach mal eine Currywurst an."