Jahresbilanz der Arbeitsagentur: Schulabgänger haben gute Chancen auf dem Lehrstellenmarkt

Bad Oldesloe. "Jugendliche haben heute auf dem Ausbildungsmarkt Chancen wie selten zuvor", sagt Heike Grote-Seifert, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit in Bad Oldesloe. Es gebe genügend und auch gute Lehrstellen und damit viele Möglichkeiten, Karriere zu machen.

Im abgelaufenen Ausbildungsjahr (Oktober 2011 bis September 2012) meldeten sich bei der Agentur 2300 Bewerber. Die Firmen boten in dem Zeitraum 2238 Ausbildungsstellen an - 344 weniger als im Vorjahreszeitraum.

Die Statistik spiegele die Situation jedoch nicht richtig wider, so Grote-Seifert. Der Rückgang basiere darauf, dass Unternehmen, die überregional ausbilden, anders als im Vorjahr zur Großkundenbetreuung gehören und statistisch anders erfasst werden. Heike Grote-Seifert: "In Wirklichkeit haben wir einen echten Bewerbermarkt. Die Jugendlichen werden von den Firmen umworben."

Das bedeute nicht, dass jeder seinen Wunsch-Ausbildungsplatz erhalte. "Wir empfehlen den Jugendlichen, ihre Perspektive auszuweiten und sich Alternativen zu überlegen", sagt die Agenturchefin. Gefragt ist die Ausbildung zum Bürokaufmann/-frau. Dort gibt es nur 58 Plätze für 169 Bewerber. Grote-Seifert: "Die Jugendlichen kennen viele Berufe gar nicht. Das wird noch stärker unsere Aufgabe in der Zukunft sein: unsere Hidden Champions vorzustellen."

4000 Schulabgänger gibt es jährlich in der Region. Rund 2000 melden sich bei der Agentur in Oldesloe, die für die Kreise Stormarn und Herzogtum Lauenburg zuständig ist. Grote-Seifert: "Viele Jugendliche lernen auch weiter." Katrin Thomas, Schulrätin im Kreis Herzogtum Lauenburg, bestätigt: "Nur ein ganz kleiner Teil der Schulabgänger wird nicht versorgt." So hätten auch Hauptschüler wieder eine Chance, sagt der neue Stormarner Schulrat Michael Rebling: "Zum Glück geht das Stigma verloren, dass man mit einem Hauptschulabschluss nur Hartz-IV-Empfänger werden kann."

Tatsache sei aber auch, dass viele Jugendliche noch nicht ausbildungsreif seien, meint Adelbert Fritz, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft. Es mangele an sozialem Verhalten und an Basiswissen in Deutsch und Mathematik. Fritz: "Deswegen müssen berufsvorbereitende Maßnahmen weiterhin angeboten werden." Das werden sie. Grote-Seifert: "Die Ausbildungsbegleitenden Hilfen wurden von 143 auf jetzt 160 Plätze erhöht." Auch Betriebe selbst werden aktiv. Ulrich Hoffmeister von der IHK Lübeck: "Manche Firmen stellen Ausbilder ab und geben regelrecht Nachhilfe." Die gute Situation für die Jugendlichen setze umgekehrt die Unternehmen auf der Suche nach Auszubildenden unter Zugzwang. Sie müssen für sich werben, um Kandidaten zu finden. Grote-Seifert: "Zumal Hamburg eine große Sogkraft hat." Da werde den neuen Lehrlingen auch schon mal ein Führerschein finanziert.