Ein 62 Jahre alter Oldesloer soll im Juni seinen 27-jährigen Sohn in Sülfeld zerstückelt und in einer Jauchegrube versenkt haben.

Sülfeld. Diesen Anblick wird die Schwester niemals vergessen. Voller Sorgen über ihren 27 Jahre alten Bruder Henning, von dem sie seit einigen Tagen nichts gehört hatte, schaute sie sich auf dem Bauernhof ihrer Familie in der Gemeinde Sülfeld um. Sie warf dabei auch einen Blick in die Jauchegrube. Dort schwamm die Leiche ihres Bruders - zerstückelt in mehrere Teile.

Die grausige Tat hat die Menschen des 3300-Einwohner-Dorfes im Juni erschüttert. Voraussichtlich noch in diesem Jahr soll der mutmaßliche Täter vor Gericht stehen. Die Staatsanwaltschaft hat jetzt Anklage gegen den 62 Jahre alten Vater des Toten erhoben. "Wegen heimtückischen Mordes", sagt Oberstaatsanwältin Birgit Heß.

Die Polizei hatte den 62-Jährigen aus Bad Oldesloe am 17. Juni kurz nach der Tat festgenommen. Er gestand, die Leiche seines Sohnes zerstückelt zu haben, nicht aber, den 27-Jährigen zuvor getötet zu haben. Er wurde zunächst in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Nach Informationen des Abendblattes soll der Mann unter Depressionen gelitten haben. Eine Woche später wurde der Oldesloer jedoch wieder entlassen. Seitdem wartet er in einer Zelle der Untersuchungshaftanstalt in Neumünster auf seinen Prozess.

Als mögliches Motiv für die Tat nennt die Staatsanwaltschaft "familiäre Hintergründe". Vater und Sohn lagen offenbar seit Jahren im Streit miteinander. Wie der Täter sein Opfer umbrachte, warum er es zerstückelte und danach in die Grube hinter dem Hof warf, ist derzeit noch offen. In der Grube an der Elmenhorster Chaussee fand die Polizei die abgetrennten Arme und Beine sowie Kopf und Torso. Festgenommen wurde der Vater auf dem Gelände des Heinrich-Sengelmann-Krankenhauses in Bargfeld-Stegen. Er wollte sich offenbar selbst in die psychiatrische Klinik einweisen.

Oberstaatsanwältin Heß geht davon aus, dass der Prozess gegen den Frührentner vor der Schwurgerichtskammer des Landgerichts Kiel im Dezember beginnt. Der Mann war früher bei einer Druckerei in Ahrensburg beschäftigt und betrieb auf dem Sülfelder Hof einen Schweinemastbetrieb, den er sechs Wochen vor der Tat aufgab. "Es wurde ihm zu viel", hatte eine Nachbarin gesagt. Dennoch sei er fast täglich von seiner Wohnung in Bad Oldesloe zu dem Hof gefahren.

Nach der Tat hatten Sülfelder außerdem von einem heftigen Streit zwischen Vater und Sohn berichtet. Kurz vor dem Tod des 27-Jährigen soll es auf dem Gelände der Freiwilligen Feuerwehr beim Dorffest zu einer Auseinandersetzung gekommen sein.

Der 27-Jährige war bei seinen Eltern in Bad Oldesloe gemeldet, übernachtete jedoch oft auf dem Hof in Sülfeld und lebte in der Gemeinde von Gelegenheitsjobs.