Bei Kontrollen in Restaurants in Glinde und Reinbek nehmen Beamte zwei Küchenhilfen fest. Die Männer aus Indien sind illegal in Deutschland.

Reinbek/Glinde. Sonntag in einem Restaurant irgendwo in Stormarn. Während die Gäste an ihren Tischen aufs Mittagessen warten, betreten plötzlich Uniformierte die Gaststube, bahnen sich ihren Weg in die Küche. "Zoll! Ihre Papiere bitte!" Glücklich kann sich dort schätzen, wer in solch einer Situation Papiere zur Hand hat. Und, vor allem: Wer Mitarbeiter beschäftigt, die der Aufforderung der Zollbeamten nachkommen können.

Aber genau das können längst nicht alle. Am Sonntag haben sieben Zöllner in einem Restaurant in Glinde und in einem weiteren in Reinbek je einen Inder festgenommen. Beide Männer, Anfang 30, haben als Küchenhilfen gearbeitet. Beide halten sich illegal in Deutschland auf, zwischen beiden besteht nach Erkenntnis der Behörden aber kein Zusammenhang. "Solche verdachtsunabhängigen Kontrollen an Wochenenden sind für uns ganz normale Routine", sagt Stefan Littek, Sprecher des Hauptzollamtes Kiel. Am vergangenen Sonntag haben die grün-weißen Zollautos mit der Aufschrift www.zoll-stoppt-schwarzarbeit.de vor zehn Restaurants in Glinde, Reinbek und Ahrensburg gehalten. "An Wochenenden ist in der Gastronomie mehr los, wird mehr Personal beschäftigt", sagt Zollsprecher Stefan Littek.

Nur eben nicht immer nach Gesetz und Vorschrift. "Wir gehen von einem hohen Prozentsatz Illegaler aus", sagt Littek. Allein in diesem Jahr sind bei solchen verdachtsunabhängigen Kontrollen in den Küchen von Restaurants in den Kreisen Stormarn, Herzogtum Lauenburg und Ostholstein sowie in der Stadt Lübeck fast 30 Menschen ohne Aufenthaltsgenehmigung aufgegriffen worden.

Nach Informationen dieser Zeitung arbeiten besonders viele Illegale in Gaststätten im Hamburger Speckgürtel - in all den Orten, die von Hamburg aus mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen sind. Viele dieser Schwarzarbeiter sprechen kaum Deutsch, werden von Hintermännern an die Restaurants verteilt und müssen dort für einen Hungerlohn von oftmals nur zwei oder drei Euro pro Stunde schuften.

Für die Zöllner sind sie zunächst Menschen ohne Identität, denn sie haben keine Ausweisdokumente bei sich, zumindest geben sie das vor. Werden sie festgenommen, kommt die Kriminalpolizei ins Spiel, werden Fingerabdrücke genommen und Fotografien angefertigt. Sie werden dann mit bestehenden Datensätzen abgeglichen. Am Ende landen die Illegalen dann vor dem Richter, der zu entscheiden hat, ob sie in Abschiebehaft kommen. Oder wieder auf freien Fuß: Menschen, die sich illegal in Deutschland aufhalten, können in aller Regel nur mit einem gültigen Reisepass ihres Heimatlandes abgeschoben werden. Den durch die hiesigen Behörden zu organisieren kann mitunter mehrere Jahre dauern.

Während für die Illegalen selbst die Chance relativ groß ist, nach einer Razzia ungeschoren davonzukommen, hat die Geschichte für die betroffenen Restaurantbesitzer immer eine Nachspiel, auch wenn sie sich allzu oft rauszureden versuchen, zum Beispiel behaupten: Dieser Mitarbeiter habe heute seinen ersten Arbeitstag gehabt, sie seien noch nicht dazu gekommen, seine Papiere zu überprüfen. Sie werden sich wegen "Beihilfe zum illegalen Aufenthalt" vor einem Strafrichter verantworten müssen.