Kreisweit ist jedes sechste Kind betroffen. Experte fordert 500 Euro Grundsicherung im Monat und kostenloses Schulessen

Ahrensburg. Mit einem Meer aus blauen Fähnchen direkt vor dem Ahrensburger Schloss hat der Deutsche Kinderschutzbund (DKSB) zum Weltkindertag auf die Situation armer Kinder in Stormarn hingewiesen. Rund 7000 Kinder leben in Armut. Sie kommen aus Familien, die Hartz IV oder andere Sozialleistungen wie Wohngeld beziehen oder die im Niedriglohnsektor (etwa 1600 Euro netto bei einer vierköpfigen Familie) arbeiten. Für jedes dieser Kinder wurde symbolisch ein Fähnchen eingesteckt.

"In einem der wohlhabendsten Kreise ist jedes sechste Kind von Armut betroffen. Und im Januar 2012 werden die Sozialgeldsätze für Kinder nicht erhöht. Das ist ein Skandal", sagt Ingo Loeding, Geschäftsführer des Stormarner Kinderschutzbunds. Loeding weist auch darauf hin, dass die Zahl armer Kinder in den vergangenen Jahren auf einem "konstant hohen Niveau" geblieben sei. Die finanzielle Situation habe erhebliche negative Auswirkungen auf die Ernährung und Bildungschancen der Kinder. Auch die soziale Teilhabe sei massiv eingeschränkt. Loeding fordert, dass Mahlzeiten in Schulen, Klassenausflüge und Lernmittel für arme Kinder kostenlos sein müssen. Des Weiteren verlangt er die Einführung einer Kindergrundsicherung von mindestens 500 Euro pro Kind. Gleichzeitig stellt Loeding fest, dass "Armut von Kindern Armut von Eltern" sei und dieses Problem "ganzheitlich" zu bekämpfen sei. Er hofft, "nächstes Jahr nicht mehr Fähnchen aufstellen zu müssen".

Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach meinte, es sei "Konsens in der Politik, dass alle Kinder am sozialen Leben teilhaben sollten". Die Kinderbetreuung müsse ausgebaut werden. Außerdem sollte man "bürokratische Hürden abbauen, um leichter an Sozialleistungen zu kommen".