Seit August 2001 gibt es die Homo-Ehe. Volker und Jochen Kasch waren Stormarns erstes schwules Paar , das sich traute

Oststeinbek. "Ich würde sofort wieder Ja sagen", sagt Volker Kasch und blickt dabei tief in die blauen Augen seines Mannes Jochen. Die beiden Oststeinbeker waren das erste gleichgeschlechtliche Pärchen, das in Stormarn geheiratet hat. Denn heute vor zehn Jahren trat in Deutschland das Lebenspartnerschaftsgesetz in Kraft, das die sogenannte Homo-Ehe erlaubt. Noch 2001 ließen in Schleswig-Holstein 56 weibliche und 107 männliche Paare ihre Partnerschaft beurkunden. 2010 wurden mit 264 die meisten Homo-Ehen in einem Jahr geschlossen.

"Für uns war sofort klar, dass wir heiraten", erinnert sich Jochen Kasch, der den Nachnamen seines Mannes angenommen hat. Am 30. August 2001 war es dann im Standesamt des Oststeinbeker Rathauses soweit. Verlobt waren Volker und Jochen Kasch bereits seit 1995. "Wir waren gerade einmal ein Jahr zusammen, doch ich wusste, dies ist der Mann fürs Leben"; sagt Volker. Deswegen ging der heute 48-Jährige damals zu einem Juwelier in Hamburg-Wandsbek. "Ich suchte für uns Verlobungsringe aus. An der Kasse sagte ich dann zu der Verkäuferin: "Heiraten werde ich aber nie'", erinnert sich Kasch, denn vor 16 Jahren war es noch undenkbar, dass Schwule oder Lesben heiraten. "Dies hat sich aber zum Glück geändert", sagt Volker Kasch. Und er kann sich noch gut an den Tag erinnern, als er erneut zum Juwelier ging. "An diesem Tag war sogar dieselbe Verkäuferin im Laden. Ich fragte, ob sie sich noch an mich erinnern könne, und da fing ich an zu weinen." Heute tragen beide stolz ihren Ehering aus Edelstahl an der rechten Hand, besetzt mit einem kleinen Diamanten.

Probleme, zu ihrer Liebe zu stehen, haben beide nie gehabt. "Unsere Nachbarn und die Menschen in Oststeinbek insgesamt sind sehr tolerant", sagt Jochen Kasch. "Wir werden nicht schräg angesehen, wenn wir mit unserem Hund Teetje spazieren gehen", sagt der 42-Jährige, "ganz im Gegenteil."

Auch bei der Arbeit stießen beide nicht auf Intoleranz. "Ich arbeite seit 21 Jahren in einem kleinen Ahrensburger Familienbetrieb. Anfangs habe ich es verschwiegen. Doch irgendwann dachte ich, was für ein Blödsinn, und bin zu meinem Chef gegangen", erinnert sich Volker Kasch: "der sagte nur: ,Muss ich jetzt mit meinen dummen Witzen aufhören?'" Der kaufmännische Angestellte antwortete: "Nein, ich wäre traurig, wenn du das tätest."

Auch Jochen Kasch hatte keine Probleme. "Mir sieht man es offenbar an. Ich wurde von meinen Kollegen gefragt, ob ich schwul sei", sagt der Außendienstmitarbeiter. Beide Männer können es nicht verstehen, warum es beispielsweise für Fußballspieler immer noch so ein Problem ist, sich zu outen. Jochen Kasch: "Das ist doch lächerlich, Politiker können es schließlich auch. In der Regel wird niemand an der sexuellen Einstellung, sondern an seiner Leistung gemessen."

Damit es auch in weiteren Bereichen ein Umdenken gibt, gehen die beiden Oststeinbeker jedes Jahr auf den Christopher Street Day, kurz CSD. "Das ist nicht nur ein Festumzug, bei dem wir Party machen. Es ist eine Demonstration, bei der wir die Gleichstellung fordern", sagt Volker Kasch, "wir zeigen der Gesellschaft: Das Leben ist bunt."

Zwar ist die Homo-Ehe in Deutschland noch nicht mit der von Mann und Frau gleichgestellt, wie beispielsweise in den Niederlanden. Steuerrechtlich sind hierzulande gleichgeschlechtliche Paare schlechter gestellt.

Beide vermuten jedoch, dass sich dies in den nächsten Jahren ändern wird. "Es hat ein Umdenken stattgefunden. Unsere Eltern, das war noch die Nachkriegsgeneration, die sehr konservativ erzogen wurde." Die Kinder wüchsen jetzt damit auf. Für sie sei es nichts Fremdes. "Als beispielsweise mein kleiner Neffe anfing, die Familienverhältnisse zu hinterfragen, war es für ihn nicht ungewöhnlich, dass ein Onkel mit einem Onkel verheiratet ist", erinnert sich Volker Kasch. Auch die Nachbarskinder, die beim Gassigehen mit Teetje spielen, finden es nicht ungewöhnlich, dass der zwölf Jahre alte Mischlingshund zwei Herrchen hat.

"Selbst als wir dieses Jahr in einem kleinen bayerischen Dorf Urlaub gemacht haben, war es völlig normal, dass zwei Männer sich ein Doppelzimmer teilen", sagt Jochen Kasch, der ebenfalls seinen Partner immer wieder heiraten würde. "Viele sagen, die Ehe ändert nichts an der Beziehung. Das stimmt aber nicht. Es ist ein anderes Gefühl", sagt er. Sein Mann fügt hinzu: "Man übernimmt für den anderen Verantwortung. Uns war außerdem wichtig, denselben Nachnamen haben. Damit zeigen wir, dass wir eine Familie sind."

Beide freuen sich jetzt auf ihren zehnten Hochzeitstag. Volker Kasch. Eine große Feier ist nicht geplant. "Wir werden bestimmt schön Essen gehen. Aber in 15 Jahren wird groß gefeiert", sagt er. "Dann haben wir schließlich Silberhochzeit."