Reinbek und Glinde sollen als Mittelzentrum zusammenarbeiten. Doch beim Thema Neuschönningstedter Einkaufszentrum endet die Eintracht

Glinde/Reinbek. Die Städte Reinbek und Glinde bilden seit fast einem Jahr offiziell ein Mittelzentrum mit der Gemeinde Wentorf. Jetzt hat auch eine Lenkungsgruppe mit jeweils einem haupt- und einem ehrenamtlichen Vertreter der drei Orte ihre Arbeit aufgenommen.

Basis ihrer Arbeit ist der im Mai geschlossene Kooperationsvertrag. Die Stadt Glinde, die durch Bürgermeister Rainhard Zug und Bürgervorsteher Eberhard Schneider vertreten wird, hat für das erste Jahr den Vorsitz übernommen. Die Stadt Reinbek, für die Bürgermeister Axel Bärendorf und der Hauptausschussvorsitzende Wilfried Potzahr in dem Gremium sitzen, wird eine gemeinsame Geschäftsstelle einrichten. Die Landesregierung hatte die drei Orte zum 1. Oktober 2009 als Mittelzentrum eingestuft.

"Für ein starkes Mittelzentrum ist eine vertrauensvolle, offene und konstruktive Zusammenarbeit aller Beteiligten gefordert. Der Grundstein hierfür wurde in der konstituierenden Sitzung gelegt", sagt Rainhard Zug. "Dies zeigt deutlich den Willen der Kommunen, das gemeinsame Mittelzentrum zum Erfolg führen zu wollen." Doch kaum gegründet, hat die Gruppe auch schon mit gegensätzlichen Interessen und Landesbürokratie zu kämpfen.

Kernpunkt ist das gemeinsame Einzelhandelskonzept, dessen Erstellung die Lenkungsgruppe bei ihrer ersten Sitzung beschlossen hat. "Dieses Handlungsfeld greifen wir offensiv auf", sagt Zug. "Das hat Priorität." Auch Reinbeks Bürgermeister Axel Bärendorf steht hinter diesem Schritt. Kritisch sieht er jedoch, dass dadurch die geplante Erweiterung des Einkaufszentrums (EKZ) in Schönningstedt in Verzug geraten könnte. Die dortigen Geschäfte Edeka, Aldi und Budnikowsky möchten ihre Verkaufsflächen um rund 3000 Quadratmeter erweitern und damit fast verdoppeln. Aldi plant einen Neubau, in die alte Filiale könnte ein Fachmarkt einziehen. In Glinde wird Konkurrenz zu den eigenen Einkaufsmöglichkeiten befürchtet. In der Innenstadt, nur zwei Kilometer von Reinbeks Angebot entfernt, entsteht zurzeit mit dem Mühlencenter ein eigenes Einkaufszentrum.

"Ich begrüße das gemeinsame Einzelhandelskonzept, es ist auf jeden Fall notwendig", sagt Bärendorf. Die Planungen für das EKZ sollten jedoch noch unabhängig von einem solchen Konzept abgeschlossen werden. "Dieses konkrete Investorenvorhaben ist noch zu anderen Bedingungen angelaufen, bevor wir überhaupt Mittelzentrum wurden. Es sollte auch nach den alten Spielregeln zu Ende gebracht werden." Ein Gutachten war zu dem Schluss gekommen, dass die Erweiterung zulässig sei - die Aufstufung zum Mittelzentrum noch nicht berücksichtigt. In einer Stellungnahme fordert die Stadt Glinde, die Pläne zurückzustellen, bis das gemeinsame Einzelhandelskonzept erstellt ist.

Nach den neuen Vorgaben müsste in allen am Mittelzentrum beteiligten Kommunen über die Erweiterung abgestimmt werden. "Das wäre ein Hemmvorgang", so Bärendorf. Er ist der Ansicht, dass eine Abstimmung auf Grundlage des Gutachtens im Interkommunalen Einzelhandelsforum, dem neben Reinbek, Glinde und Wentorf auch Hamburg-Bergedorf und Geesthacht angehören, ausreiche. Als Geschäftsführer des Forums habe er jedoch Hinweise von der Landesplanung erhalten, dass schon für das EKZ der erweiterte Abstimmungsprozess erforderlich sei. Von diesem konkreten Projekt abgesehen, hofft Bärendorf aber auf ein "vernünftiges Einzelhandelskonzept für das Mittelzentrum".

Die Lenkungsgruppe hat sich außerdem vorgenommen, ein gemeinsames Leitbild zu entwickeln. Weitere Themen: Siedlungs- und Gewerbeflächenentwicklung und Verkehr.