Schon sechs Klagen gegen Krankenhausplan des Landes. Ahrensburger Klinik droht die Schließung

Ahrensburg. In Stormarn tobt ein Kampf der Krankenhäuser um Bettenzahlen und medizinische Aufgaben. Der aktuelle Krankenhausplan des Landes Schleswig-Holstein hat nach Auskunft des Sozialministeriums zu sechs Klagen geführt. Sie kommen nach Informationen der Abendblatt-Regionalausgabe zum überwiegenden Teil aus Stormarn - und sorgen für eine zusätzliche Verschärfung des schon seit längerem schwelenden Streits zwischen der Klinik Ahrensburg und der Park-Klinik Manhagen in Großhansdorf.

Leidtragende sind die Patienten und die 58 Beschäftigten des kleinen Krankenhauses an der Hagener Allee in Ahrensburg. Es wird nach derzeitigem Stand Ende Juni kommenden Jahres schließen müssen. Der geplante Klinikneubau am Ostring steckt noch in der Planungsphase. Eine Fertigstellung innerhalb von rund zehn Monaten erscheint unrealistisch. Klinik-Chef Martin Zellner sagt: "Wahrscheinlich verfehlen wir das Ziel."

Die Park-Klinik Manhagen und die Klinik Ahrensburg liegen nur ein paar Hundert Meter voneinander entfernt - und sind dennoch seit langer Zeit in inniger Abneigung miteinander verbunden. Der Grund ist einfach: Hans-Heinrich Rüschmann, der über seine "Gesellschaft für Systembetreuung im Gesundheitswesen" Eigentümer der Park-Klinik ist, hat über Jahre hinweg die Landesregierung bei der Krankenhausplanung beraten - und dabei unter anderem auch verlangt, dass die Klinik Ahrensburg geschlossen werden müsse.

In Krankenhauskreisen ist Rüschmann wegen seiner extremen Positionen gefürchtet. So empfahl er in einem Gutachten von 1988, rund 1500 Krankenhausbetten zu streichen. Im Jahr 2000 setzte er noch einen drauf: Die Park-Klinik sollte zwar 20 Betten mehr bekommen, landesweit sollten aber 1916 Betten gestrichen werden, darunter zwölf der 40 Betten der Klinik Ahrensburg. Die sah sich daraufhin in ihrer Existenz gefährdet.

Weil sich weite Teile der Ahrensburger Politik mit der Klinik an der Hagener Allee solidarisierten, wurde dieser Rüschmann-Vorschlag nicht umgesetzt. Landesweit protestierten Klinik-Chefs gegen die Kürzungen. Die damalige Sozialministerin Heide Moser (SPD) strich daraufhin statt 1916 nur 500 Betten. Ihr Vorgänger Günther Jansen (SPD) hatte 1989 den Abbau von 442 Betten (statt 1500) durchgesetzt.

Zugleich genehmigte Jansen damals die Gründung der Park-Klinik Manhagen mit zunächst 20 Betten. Im Juni 1991 kam der Minister zur feierlichen Eröffnung der Klinik nach Großhansdorf und überreichte Hans-Heinrich Rüschmann die Konzessionsurkunde und einen Landeszuschuss in Höhe von umgerechnet rund 2,5 Millionen Euro. "Wir wollen in Schleswig-Holstein eine bürgernahe Krankenhausversorgung", sagte Jansen.

Die Park-Klinik hat seitdem einen erstaunlichen Aufschwung erlebt. Ihr damals neues Modell der Fallpauschalen funktioniert augenscheinlich prächtig. Zunächst wurden dort nur einige orthopädische Operationen erledigt, später kamen Rehabilitation und bestimmte Augenoperationen hinzu - alles mit Genehmigung des Landes.

Die im Krankenhausplan festgelegte Bettenzahl, die in vielen anderen Kliniken regelmäßig sinkt, stieg bei der Park-Klinik kontinuierlich an. Die guten Kontakte zur Politik waren dabei wohl zumindest nicht hinderlich. 1995 wurde ein alter Bekannter von Rüschmann Geschäftsführer des aufstrebenden Großhansdorfer Krankenhauses: Günter Jansen, damals Ex-Minister, blieb sieben Jahre. In Folge der Schubladenaffäre hatte er 1993 zurücktreten müssen. In einem Interview des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblattes sagte Jansen viele Jahre später, die Ernennung sei "eine echte Überraschung" gewesen. "Die Chance, die mir Professor Rüschmann damals geboten hat, hätten mir nicht viele gegeben."

Um die Chancen für die Klinik Ahrensburg steht es hingegen nicht sehr gut. Das Gebäude an der Hagener Allee gehört seit 1997 dem großen Konkurrenten aus Großhansdorf. Der Pachtvertrag für die Immobilie läuft Ende Juni 2011 aus. Eine Verlängerung steht nicht zur Debatte. "Der Versuch einer gütlichen Einigung ist mehrfach gemacht worden, aber es hat nicht geklappt", sagt der Ahrensburger Klinik-Chef Martin Zellner.

Die Oldesloer Asklepios-Klinik will nun - wie berichtet - in Ahrensburg ein neues Krankenhaus bauen und an Zellner verpachten. Aber noch ist keine Entscheidung gefallen. Das Land hat es abgelehnt, das Projekt finanziell zu unterstützen. Zuletzt gab es auch Probleme bei dem ins Auge gefassten Grundstück am Ostring. Rund 15 Millionen Euro soll das neue Krankenhaus kosten.

Auch die Park-Klinik investiert gerade auf ihrem Gelände. Doch auf der Baustelle herrscht Ruhe. Grund: ein Rechtsstreit. Das Land will den 5,2 Millionen Euro teuren zweiten Teil eines Erweiterungsgebäudes mit 3,2 Millionen Euro fördern. Dagegen klagen Asklepios-Klinik und Martin Zellner vor dem Verwaltungsgericht. Ein Verhandlungstermin steht noch nicht fest.

Zellner hat mittlerweile auch gegen den aktuellen Krankenhausplan geklagt, der die Jahre von 2010 bis 2015 beschreibt. Der sieht schon wieder eine Aufstockung der Bettenzahl für den Großhansdorfer Konkurrenten vor.

Von 80 geht es auf nun 97 Betten, die Ahrensburger Klinik bleibt hingegen bei 37. Zellners Kritik: "Da sind Bettenqualitäten an die Park-Klinik verteilt worden, die anderen abgeschlagen worden sind." Außerdem habe die Klinik Ahrensburg zusätzliche medizinische Aufgaben übernehmen wollen, die dann aber vom Land nicht genehmigt worden seien.

Nach Informationen des Abendblatts zählt auch das Oldesloer Asklepios-Krankenhaus zu den Klägern. Sie muss laut Plan 19 Betten streichen. Asklepios-Geschäftsführer Achim Rogge mochte sich trotz mehrfacher Anfragen nicht zu diesem Thema äußern.

Unterdessen scheint die Park-Klinik immer noch gute Kontakte ins Kieler Sozialministerium zu haben. Eine beim dortigen Pressesprecher gestellte Anfrage dieser Zeitung zu den behördlichen Gründen für den Bettenzuwachs bei der Park-Klinik war schon am Tag darauf dem Klinikleiter Jan Zabel bekannt.