Die von Katrin Heitmann und Anja Müller entwickelte Warnweste soll helfen, Fahrradfahren zu lernen

Siek. Die erste Warnweste für Kinder, mit der das Fahrradfahren lernen zum Kinderspiel werden soll, kommt aus Stormarn. An einem Griff, der am Rückenteil angebracht ist, können Eltern ihre Kinder festhalten. Die Erfindung ist TÜV-geprüft.

Die Idee hatten die Sieker Schwestern Anja Müller und Katrin Heitmann. "Eigentlich hat uns mein Kleiner erst auf den Gedanken gebracht", sagt Katrin Heitmann. "Vergangenes Jahr am Karfreitag wollte Keanu endlich ohne Stützräder fahren. Nach einer Stunde üben hatte ich Rückenschmerzen, und er auch keine große Lust mehr, weil ich ihn nicht richtig festhalten konnte."

Eine Maßschneiderin fertigte den Prototyp an

Dann kam die zündende Idee. "Mama, hol mir mal meinen Rucksack, dann kannst du mich oben am Griff festhalten", sagte der damals Vierjährige. "Das ist doch Blödsinn. Der Griff ist viel zu schlabberig", entgegnete seine Mutter. Holte den Rucksack aber trotzdem.

"Zunächst habe ich meiner Schwester davon erzählt", sagt die 33-jährige Katrin Heitmann, die gelernte Bürokauffrau ist. Und die, eine gelernte Grafikerin, sagt heute: "Ich war sofort begeistert, und wir haben gleich angefangen zu überlegen, wie wir die Idee umsetzen können." Mit ersten Skizzen machten sich die beiden auf die Suche nach einer Schneiderin, deren Aufgabe es sein sollte, die ersten Produktionsschnitte und einen Prototypen anzufertigen. Ihre Wahl fiel auf die Großhansdorferin Claudia Stölken, die sich vor zwölf Jahren als Schneidermeisterin selbstständig gemacht hatte. "Mir ist es wichtig, dass ich mit meinen Kunden zusammenarbeite. Nur so bekomme ich ein Gefühl dafür, was sie von dem Produkt erwarten", sagt die Schneidermeisterin. Von dem Vorhaben der Schwestern war auch sie gleich begeistert.

Die Prüfung durch den TÜV dauerte ein halbes Jahr

"Obwohl ich hauptsächlich Abendmode und Businesskleidung nach Maß schneidere, habe ich schon viel Erfahrung in anderen Bereichen gesammelt, in denen es eher auf den praktischen Aspekt von Kleidung ankommt", sagt Claudia Stölken.

"Im vergangenen Herbst konnten wir dann die Produktionsschnitte und den Prototypen zur Fertigungsstätte nach China schicken", berichtet Katrin Heitmann. Den Kontakt nach China stellte ein Freund der Schwestern her. Er betreut auch die Produktion vor Ort. "Ohne unsere Familie und Freunde wären wir aufgeschmissen gewesen. Jeder hat geholfen, wo er konnte, und uns aufgebaut, wenn es mal nicht so gut lief. Wir kannten uns in diesem Metier ja überhaupt nicht aus", sagt Anja Müller.

Mit dem ersten Modell aus Fernost ging es dann zum TÜV. Fast ein halbes Jahr dauerte es, bis alle nötigen Sicherheitsbestimmungen zertifiziert waren. "Die TÜV-Prüfung war zwar sehr zeitaufwendig, hatte aber erste Priorität. Denn es geht hier ja um die Sicherheit von Kindern", sagt Anja Müller. Mit dem verbesserten und geprüften Prototyp konnte die Produktion anlaufen.

Während in China produziert wurde, ließen sich die Schwestern in Hamburg ihre Idee schützen. "Wir waren schon mächtig stolz; unsere eigene Marke zu haben", sagt Katrin Heitmann. "Die erste Warensendung, 4000 Stück, haben wir auch selber vom Hamburger Freihafen abgeholt." Die Wasser abweisende und reflektierende Weste gibt es in Grün und Pink über die Internetseite www.firstbiker.de . Bislang betrachten die Schwestern das ganze noch als Hobby, aber für die Zukunft sind sie sich einig: Sie haben viele neue Ideen und können sich gut vorstellen, weiter auf diesem Gebiet zu arbeiten. Und dass die Westen nicht nur zum Fahrradfahren lernen taugen, hat der Freundeskreis der Siekerinnen schon ausgetestet. Anja Müller: " Sie eignen sich auch zum Laufrad, Ski- und Schlittschuhfahren lernen."