Ahrensburg will Delingsdorf 750 000 Euro für die Zustimmung zum Bau der Tangente zahlen. Einige Flächen wechseln die Eigentümer.

Ahrensburg. Kommt nun doch noch Bewegung in das Vorhaben zum Bau einer Umgehungsstraße im Norden Ahrensburgs? Vertreter aus Politik und Verwaltung der Gemeinde Delingsdorf und der Stadt Ahrensburg haben sich auf einen Kompromiss für die geplante Nordtangente geeinigt. Die Eckpunkte sind eine Ausgleichszahlung von 750 000 Euro an Delingsdorf sowie der Tausch von Flächen, die insgesamt rund 20 Hektar groß sind. Morgen diskutieren zunächst die Gemeindevertreter Delingsdorfs den Vorschlag, am Montag dann die Ahrensburger Stadtverordneten. "Ich schätze die Erfolgsaussichten als gut ein, weil die Verhandlungen unter Federführung der Politik geführt wurden", sagt Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach. Offenbar zeichnet sich eine Mehrheit aus CDU und SPD ab. Positiv sieht auch sein Delingsdorfer Kollege, Randolf Knudsen, den Vorschlag: "Die Delingsdorfer Politiker dürften ihn unterstützen."

Ahrensburg erhofft sich von der neuen Straße eine Entlastung für das Industriegebiet Beimoor. Sarach sieht den Bau als Investition in die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts. Derweil fürchtet Delingsdorf eine zusätzliche Belastung durch Lärm und Verkehr. Knudsen: "Wir müssen unsere Ortsdurchfahrt an der Bundesstraße 75 ausbauen. Dazu gehören auch Fuß- und Radwege." Ein Teil der Ahrensburger Zahlung soll in diesen Ausbau fließen. "Das Geld ist projektgebunden und kann nur für die B 75 verwendet werden und nicht etwa, um damit Haushaltslöcher zu stopfen", erläutert der Delingsdorfer Bürgermeister. Daher halte er das Wort Ausgleichszahlung für falsch.

"Es ist durchaus rechtlich zulässig, bei einem solchen Vorhaben für dessen Auswirkungen Geld zu zahlen", sagt Sarach. "Die Summe muss nun noch abgenickt werden. Der Rahmen ist aber vertretbar", so der Ahrensburger Bürgermeister. In der Sitzung des Hauptausschusses am Montag hatte Sarach einen Dringlichkeitsantrag gestellt, um dem Gremium den Kompromiss vorzustellen. Doch konnten sich die Mitglieder nicht zu einer Empfehlung für die kommende Stadtverordnetenversammlung durchringen. Erst gestern Abend hatten die Fraktionen Gelegenheit, sich bei ihren internen Sitzungen auf eine einheitliche Linie zu v Die erständigen.

+++ Nordtangente ist beschlossen +++

Roland Wilde (CDU) sagte am Nachmittag: "Vor dieser Sitzung kann ich zur Sicht unserer Fraktion nichts sagen." Der Bürgervorsteher selbst habe jedoch erhebliche Bedenken gegen die Nordtangente. "Für mich ist sie der falsche Schritt und erinnert an ein altes Umgehungs-Vorhaben, das durch ein Naturschutzgebiet verlaufen sollte", so Wilde. Auch hält er nichts davon, die Debatte öffentlich zu führen. "Meiner Meinung nach sind davon die Interessen Dritter, etwa der Bewohner der Gartenholz-Siedlung, betroffen. Daher habe ich massive rechtliche Bedenken, am Montag öffentlich darüber zu diskutieren", erläutert er. Wilde habe einen entsprechenden Antrag gestellt.

Anders sieht das Monja Löwer (Grüne). "Ich verstehe nicht, warum man um die Dinge so ein Geheimnis machen sollte." Ihre Fraktion werde den Kompromissvorschlag nicht mittragen. Löwer: "Ich kann mir auch gut vorstellen, dass es knapp wird für die Befürworter. Es wird eine spannende Geschichte."

Auch die WAB will nicht zustimmen. "Wir dürfen uns für das Projekt finanziell nicht dermaßen verausgaben", sagt ihr Fraktionschef Hinrich Schmick. "Wir werden zudem den Antrag stellen, dass die Baukosten genau spezifiziert werden. Wir vermuten nämlich, dass es nicht bei den veranschlagten acht Millionen Euro bleiben wird." Für die WAB gebe es wichtigere Projekte, etwa eine Entlastung im Süden der Stadt.

"Wir wollen die Nordtangente verhindern, weil die Investition nicht sachgerecht wäre", sagt Thomas Bellizzi, Fraktionsvorsitzender der FDP. "Wenn sich drei Fraktionen dem Vorhaben entgegenstellen, sind die Chancen nicht gering, dass es scheitert. Setzten würde ich angesichts der Mehrheit aus SPD und CDU darauf aber nicht."

Für mehrheitsfähig hält Hartmut Möller (SPD) den Kompromissvorschlag. "Vertreter jeder Fraktion waren eingebunden, als er mit Delingsdorf ausgearbeitet wurde", so Möller. Sein Fraktionskollege Rafael Haase kritisiert dennoch die Stadtpolitiker: "Um dieses Vorhaben zu realisieren, bedarf es Politikern, die groß denken können. Doch der Mehrheit ist das in Ahrensburg nicht gegeben." Für die Befürworter des Projektes drängt die Zeit. Ende 2013 läuft das sogenannte Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) aus, das Zuschüsse für den Bau der Nordtangente bringen würde.