26-Jähriger vor Gericht, weil er SS-Wahlspruch auf seiner Brust vor Trittauer Disco präsentiert hat

Ahrensburg/Trittau. "Meine Ehre heißt Treue" ist auf der linken Brust zu lesen - für immer tätowiert auf seiner Haut. Ein Satz, der für Fremdenfeindlichkeit und Hass steht. Es war der Wahlspruch der SS (Schutzstaffel) des nationalsozialistischen Regimes und deswegen in Deutschland verboten. Jeder, der diese Worte verbreitet oder öffentlich verwendet, macht sich strafbar.

So wie der 26 Jahre alte Hamburger, der im August vergangenen Jahres mit freiem Oberkörper vor der Trittauer Diskothek Fun Parc stand. Am Freitag musste er sich dafür vor dem Amtgericht in Ahrensburg verantworten. Obwohl der gebürtige Kroate bereits einschlägig vorbestraft ist, unter anderem wegen fremdenfeindlicher Parolen, sprach der Richter ein mildes Urteil und verhängte eine Geldstrafe von 450 Euro.

"Ich bin stolz auf dieses Tattoo", sagte der Angeklagte: "Ich war auf Korsika in der Fremdenlegion in einer zwölfköpfigen Eliteeinheit. Wir alle tragen diesen Spruch auf der Brust." Einen nationalsozialistischen Hintergrund habe seine Tätowierung nicht. Richter Ulrich Fieber zweifelt jedoch daran. Nur zwei Monate vor der Entblößung in Trittau hatte er den 26-Jährigen zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, weil er vor der Ahrensburger Disco Le Disque laut "Sieg Heil" gerufen hatte.

Der Angeklagte möchte den SS-Spruch jetzt übertätowieren lassen

"Ich war gezwungen, mein Hemd auszuziehen. Ich hatte in der Disco eine Flasche an den Kopf bekommen", sagte der kräftig gebaute Mann mit den kurz geschorenen blonden Haaren und tippt sich dabei auf seine Stirn: "Ich habe sogar noch eine Narbe davon." Mit dem Hemd habe er sich vor der Tür das Blut aus seinem Gesicht wischen wollen.

"Dann müssen doch insbesondere Sie darauf achten, dass niemand dieses Tattoo sieht", sagte der Richter und schüttelt den Kopf: "Sie haben Bewährung, dass heißt, Sie müssen sich bewähren, der Justiz und mir zeigen, dass von Ihnen keine Gefahr mehr ausgeht."

Doch dies ist dem Hamburger bisher nicht gelungen. Hinzu kommt, dass er seine Bewährungsauflagen nicht erfüllt hat. Der junge Mann hat weder an einem Anti-Aggressionstraining teilgenommen noch eine Therapie gemacht. Und bei seinem Bewährungshelfer hat er sich bisher auch nicht gemeldet.

"Dennoch möchte ich die Bewährung nicht widerrufen", sagte der Richter in seiner Urteilsbegründung. Denn der junge Mann hat gerade eine Ausbildung in der Gastronomie begonnen. Zudem sagt der Hamburger, dass er die nationalsozialistische Parole, die er eigentlich voller Stolz auf seiner Brust trägt, übertätowieren lassen wolle und die Auflagen jetzt erfüllen werde. "Ich prügel' mich nicht mehr und trinke auch nichts mehr", beteuert der Mann mit dem Dreitagebart und dem karierten Hemd: "Denn ich weiß, dass ich sehr aggressiv bin, wenn ich Alkohol getrunken habe." Zwar wohne er noch bei seiner Mutter, habe jedoch eine Freundin und ein Kind, um das er sich kümmere.

Der Richter am Ahrensburger Amtsgericht hofft, dass der Angeklagte seinen Worten jetzt auch Taten folgen lässt - und, wenn der gestochene SS-Spruch von seiner Brust entfernt wird, auch das eingebrannte Gedankengut in seinem Kopf verschwindet.