Mindestens 480 000 Euro soll ein Angestellter der Kreisverwaltung veruntreut haben. Die genaue Schadenshöhe steht immer noch nicht fest.

Bad Oldesloe. Seit Freitag, seitdem die Öffentlichkeit von dem verschwundenen Geld erfahren hat, stellen sich auch die Kreispolitiker eine Frage: Wie konnte es dem 30-Jährigen gelingen, über vier Jahre hinweg eine derart große Summe auf seine eigenen Konten umzulenken, ohne dass jemand etwas bemerkt hat?

Karl-Reinhold Wurch, der FDP-Fraktionsvorsitzende, sagt: "Ich möchte jetzt wissen, ob in der Kreisverwaltung wirklich alles getan worden ist, um solche Unterschlagungen zu verhindern." Immerhin gelte dort ja das "Vier-Augen-Prinzip". Das bedeutet: Wichtige Entscheidungen, auch über Geldauszahlungen, werden nie von einem Mitarbeiter allein getroffen, sondern von einem zweiten Kollegen geprüft. Wurch: "Da ist die Frage schon interessant, wie der Beschuldigte es hat machen können." Die Höhe des Schadens bezeichnet der FDP-Politiker als "immens". Er sagt: "Ich ärgere mich sehr darüber, dass man sich auf Mitarbeiter offenbar nicht verlassen kann."

Margot Sinning (SPD), die Vorsitzende des Kreissozialausschusses, sagt zu den Vorwürfen: "Ich bin völlig betroffen." Wie man so etwas tun könne, dafür fehle ihr jegliches Verständnis. "Der Mann hat seinen guten Arbeitsplatz in der Kreisverwaltung verloren. Der musste doch damit rechnen, dass er irgendwann auffliegen würde."

Der Beschuldigte ist seit mehreren Jahren im Jugendamt auch für Geldanweisungen zuständig (wir berichteten). Offenbar hat er nach dem Ende der staatlichen Betreuung von Jugendlichen einige Fälle einfach weiterlaufen lassen: also Geld überwiesen, das gar nicht mehr hätte ausbezahlt werden dürfen, und dieses Geld auch nicht an die betreuende Einrichtung gezahlt, sondern auf eigene Konten geleitet. Weil diese Betreuung teuer ist, konnte mit solchen Tricksereien durchaus eine ansehnliche Summe zusammenkommen. Ein Platz in einem Kinderheim kostet im Schnitt 4000 Euro im Monat, ein Platz in einer Pflegefamilie um die 1000 Euro im Monat.

Gerold Rahmann, Kreistagsabgeordneter der Grünen, zieht aus den bisher bekannten Details den Schluss: "In der Kreisverwaltung läuft offenbar zu viel auf Vertrauen. Der Landrat wird sich da etwas überlegen müssen." Und Joachim Wagner, der Fraktionsvorsitzende der CDU, vermutet: "Wenn so etwas über Jahre laufen kann und niemand etwas merkt, dann liegt der Verdacht nahe, dass da irgendein Kontrollmechanismus nicht richtig eingestellt ist."

Welcher Mechanismus das war, wie genau der 30-jährige Oldesloer an das Geld gekommen ist, werden auch die Politiker vielleicht schon bald erfahren: Landrat Klaus Plöger hat für heute zu einer Pressekonferenz geladen und will über den aktuellen Stand der Ermittlungen berichten.