Der Betrugsskandal in der Stormarner Kreisverwaltung weitet sich aus. “Die Schadenssumme liegt jetzt bei 480 000 Euro“, bestätigt Landrat Klaus Plöger.

Bad Oldesloe. Am vergangenen Freitag, als das Kieler Landeskriminalamt (LKA) den Fall öffentlich machte, war noch von 400 000 Euro die Rede gewesen (wir berichteten).

Der Beschuldigte ist Mitarbeiter des Fachbereichs Jugend der Kreisverwaltung. "Wir werden die fristlose Kündigung aussprechen", sagt Plöger. Der Mann war auch für die Auszahlung von Geld zuständig. Zugleich war er offenbar auch Systembetreuer für das Computersystem, mit dem die Überweisungen getätigt wurden. Nach Erkenntnissen des LKA soll der 30-jährige Oldesloer im Laufe der vergangenen vier Jahre immer wieder Geld aus den Kreiskassen auf eigene Konten umgeleitet und abgehoben haben. Wie hoch der Schaden tatsächlich ist, ist nach wie vor unklar. Nach Informationen der Stormarn-Ausgabe des Abendblattes soll der Beschuldigte, der in der Kreisverwaltung ausgebildet wurde, seit etwa zehn Jahren in dieser Position im Jugendbereich gearbeitet haben. Diese Jahre sollen nun nach und nach aufgearbeitet werden.

Landrat Plöger hat die Hoffnung, das veruntreute Geld, wie viel es am Ende auch immer sein mag, zumindest zu einem Teil zurückzubekommen. "Wir sind gegen solche Dinge versichert", sagt er. Außerdem hat das LKA bei dem Beschuldigten Wertgegenstände und zwei Autos sichergestellt. Der Wert soll sich auf einen Betrag im Bereich zwischen 100 000 und 200 000 Euro belaufen.

Unklar ist noch, wie es dem Oldesloer gelingen konnte, über Jahre hinweg Geld auf sein Konto umzuleiten, ohne dass es auffiel. Es gibt aber offenbar erste Hinweise darauf, dass der Mann abgeschlossene Fälle wieder aufleben ließ - also Zahlungen für die Betreuung von Jugendlichen weiterlaufen ließ, obwohl die Betreuung längst beendet war.

Die Meldungen über den Untreueverdacht haben auch bei einer Oldesloer Hilfsorganisation für Wirbel gesorgt. Dort hat sich der Beschuldigte ehrenamtlich engagiert. Gestern wurde er von seinen Aufgaben entbunden - "bis die Vorwürfe geklärt sind", so ein Sprecher der Organisation. Sollte sich die Schadenshöhe endgültig bestätigen, wäre dieser Fall von Untreue der folgenreichste für die Kreisverwaltung seit vielen Jahren. 1999 war die damalige Leiterin der Organisationsabteilung verhaftet worden. Sie hatte umgerechnet rund 230 000 Euro in die eigene Tasche gewirtschaftet. 2005 flog ein Mitarbeiter der Oldesloer Kfz-Zulassungsstelle auf, der 165 000 Euro für sich abgezweigt hatte.