Der Start von Ekkehard Klug als Bildungsminister war ein glatter Fehlstart. Viel zu lange wollte er die Realschulen wieder einführen.

Der von ihm erarbeitete Schulgesetzentwurf soll das gemeinsame Lernen an Gemeinschaftsschulen zurückdrängen, obwohl das schon längst europäischer Standard geworden ist. Getoppt wird das Ganze noch von dem wirren Theater um die Dauer der gymnasialen Schulzeit: acht Jahre (G-8), neun Jahre (G-9) oder beides (G-Sowohl-als-auch). An den Schulen herrscht Unklarheit, Unruhe und Unmut.

Jetzt scheint Dr. Klug aber endlich auch einmal einen Treffer zu landen. Er will die Profiloberstufe an den Gymnasien verändern, und das ist gut so. Schüler sollen wieder mehr Wahlfreiheiten erhalten, die Zahl der Prüfungsfächer im Abitur von fünf auf vier reduziert werden. Zu Recht stoßen die bislang bekannt gewordenen Pläne bei Schülern und Lehrkräften auf ein positives Echo. Es wird auch höchste Zeit, dass mit dem altmodisch geprägten Begriff von Allgemeinbildung Schluss gemacht wird, wie er der bisherigen Profiloberstufe zugrunde liegt. Schüler müssen wieder die Chance erhalten, eigene Akzente bei der Fächerwahl zu setzen. Wie kann man von ihnen mehr Selbstständigkeit und Studierfähigkeit verlangen, wenn ihnen haargenau vorgeschrieben wird, welche Fächer sie zu wählen haben? Die völlige Überschätzung der klassischen Hauptfächer Deutsch, Mathematik und Englisch muss ebenfalls wieder auf ein vernünftiges Maß zurückgefahren werden. Die jetzige Struktur fördert darüber hinaus die Bildung von fast reinen Mädchen- wie Jungenklassen. Vereinfacht ausgedrückt: Mädchen nehmen die Sprachen, Jungen die Naturwissenschaften. Diesen strukturellen Missstand muss eine veränderte Obertstufe beseitigen.

Sinnvoll ist es auch, in der Oberstufe von einer großen Zahl zweistündiger Fächer zu mehr dreistündigen Fächern zurückzukehren. Es wäre wünschenswert, in allen Aufgabenfeldern über Schwerpunktsetzungen der Schüler zu einem vertieften Lernen zu kommen. Das erleichtert das Lernen in größeren Zusammenhängen und dürfte zu einer Anhebung des Niveaus führen. Mehr Prüfungsfächer bringen kein höheres Bildungsniveau. Deshalb ist es richtig, die Zahl der Abitur-Prüfungsfächer, wie vom Bildungsminister geplant, zu reduzieren. Vier Prüfungsfächer reichen völlig aus. Das wäre problemlos machbar, würde die Lehrkräfte entlasten und den Verwaltungsaufwand verringern. Nach Möglichkeit sollte es nicht mehr zur unnötigen Ballung von Prüfungen in den Fächern Deutsch Englisch und Mathematik kommen. Lehrerinnen und Lehrer in diesen Fächer leiden schon jetzt unter den enormen Korrekturbelastungen.

Wenn der Bildungsminister sich nun an eine Reform der Oberstufe macht, sollte er auch gleich die zentralen Abschlussprüfungen mit auf den Prüfstand stellen. Zentrale Prüfungen schaffen hohen Verwaltungsaufwand, führen zu inhaltlicher Verflachung und zu prüfungsorientierten Paukunterricht.

Bei der Reform der Obersstufe darf der Bildungsminister die Rahmenbedingungen für Schüler und Lehrkräfte nicht vergessen. Große Klassen und Kurse sind Gift für eine gute Schule, weil sie Schüler und Lehrkräfte belasten. Schlechterer Unterricht und schlechtere Lernleistungen sind die Konsequenz. Wer also eine erfolgreiche Reform will, braucht auch mehr Lehrerstellen, und zwar nicht auf Kosten anderer Schularten, denen es genauso schlecht, wenn nicht noch schlechter als den Gymnasien geht.

Deshalb halten wir es für zwingend erforderlich, dass die Landesregierung in den kommenden Jahren auf die angekündigte Streichung von rund 4000 Lehrerstellen verzichtet. Gute Bildung ist kein Luxus, sondern eine Notwenigkeit, die wir uns im Interesse unserer Kinder leisten müssen.