In unserer Serie stellen wir Betriebe in Stormarn vor. Was ist das Besondere in der Firma? Und wie denken die Mitarbeiter? Beim Flohmarktveranstalter C. Hochberg hat sich Michael Degenhard umgesehen.

Mehr als 850 000 Besucher stöbern Jahr für Jahr auf Flohmärkten der Ahrensburger Firma C. Hochberg Veranstaltung und Organisation nach Antiquitäten und allen anderen Dingen, die angeboten werden. Seit mehr als 30 Jahren organisiert die Firma Trödelmärkte zwischen Flensburg und Hamburg.

Angefangen hatte es mit dem Verkauf von Crêpes auf Wochenmärkten. Heute arbeiten beim größten Flohmarktveranstalter Norddeutschlands, der auch wirtschaftlich einen guten Stand hat, 16 Angestellte in den Büros und im Lager im Gewerbegebiet West. An den Wochenenden sind außerdem etwa 150 Schüler, Studenten und Nebenjobber als Ordner, Brötchen-, Wurst- und Crêpeverkäufer im Einsatz. "Die meisten fangen aber als Feger und Müllsammler bei uns an", sagt Geschäftsführer Kuck, der 1983 noch selbst Crêpes verkaufte, anschließend Marktleiter wurde und unter anderem die Standgebühr abkassierte. Seit 1996 ist der gelernte Bankkaufmann Mitgesellschafter und Geschäftsführer der Firma.

Einer der Angestellten ist der Ahrensburger Nikolaus Prinz, der, obwohl erst 25 Jahre alt, schon seit neun Jahren in dem Betrieb arbeitet. Auch er war erst Feger auf den Märkten, später folgte eine Ausbildung im Büro, jetzt ist er Projektleiter. "Bei ihm laufen alle Fäden zusammen", erklärt sein Chef, der einen lockeren Umgang mit seinen Angestellten pflegt. Ihn muss bei Hochberg niemand siezen - und das macht die Atmosphäre in den hellen Büros an der Bogenstraße auch so angenehm. Der Chef erzählt von einer weiteren Besonderheit der Firma: "Einmal im Jahr, immer im November, wenn zu Totensonntag und dem Volktrauertag keine Märkte stattfinden dürfen, geht es für fünf bis zehn Tage auf Betriebsreise mit den Auszubildenden", sagt Ralf Kuck und zeigt stolz auf eine große Weltkarte an der Wand des Büros. Mit Fähnchen wurden alle bisherigen Ziele der Gruppe markiert: Ägypten, Kalifornien, Türkei, mit dem Hausboot durch Frankreich, ins Blockhaus nach Schweden. Im vergangenen November ging es zum Tauchen nach Thailand.

"Angefangen hat es mit einer Paddeltour auf der Ilmenau", sagt Kuck, der als Jugendlicher viele Jahre bei den Pfadfindern in Ahrensburg aktiv war. Auch wenn er es nicht ausspricht, aber das gemeinsame Entdecken fremder Länder scheint ihn seitdem nicht losgelassen zu haben. "Die Fahrten sind übrigens auch alle beim Finanzamt angemeldet und ordentlich versteuert", sagt Kuck und muss ein wenig über diese bürokratische Regelung schmunzeln.

An den anderen Wänden der Büroräume hängen ebenfalls Karten, allerdings von weniger exotischen Zielen. Es sind große Ausdrucke von Parkplatz-Grundrissen norddeutscher Supermärkte. Darin eingezeichnet sind die Aufbauvarianten und Standanordnungen. Jeder Meter der Gelände ist genau verplant und kann im Voraus reserviert werden. Kuck betont: "Wir sind die einzigen Veranstalter, die eine Reservierung übers Internet anbieten." Auf den Meter genau kann so jeder, der einen Stand auf einem der Flohmärkte aufbauen möchte, seinen Platz vorbestellen. Seit dieser Service vor etwa 1,5 Jahren eingeführt wurde, nutzen die meisten Kunden diese bequeme Art der Reservierung.

Denn nach Angaben des Chefs hat jeder der Freizeithändler seine eigene Theorie, wo er seine Waren am besten verkaufen kann. Kuck: "Einige bevorzugen einen Stand in Toilettennähe, da sie meinen, dass dort jeder mal hin muss. Andere stellen sich gern an Ecken der Gassen, da sie dort die meisten Käufer vermuten. Wiederum andere versuchen ihren Tisch in die Nähe der Gastronomie aufzubauen." Welche Variante aber wirklich zum meisten Umsatz führt, mag auch der Chef nicht festlegen. Er selbst sei auch gar kein Sammler und schlendere nur gelegentlich über die Märkte.

Projektleiter Nikolas Prinz sieht das ganz ähnlich. "Ich habe den Blick für die Sachen auf den Tischen verloren und gucke eher darauf, wie viel Meter die Stände haben." Prinz kümmert sich auch um die Organisation der Dinge, die die meisten Besucher gar nicht bemerken. In einer Halle hinter den Büroräumen lagern Plastikbecher für die Getränkestände. Große Rollen mit Plakaten und Plakatständern warten darauf, an Straßenecken aufgestellt zu werden. Vor einer Waschmaschine liegt ein großer Berg neongelber Jacken, die die Ordner auf den Märkten tragen und die anschließend gewaschen werden müssen. In einem Regal liegen unzählige Kilometer mit weiße-rotem Absperrband. Für den größten Hochberg-Flohmarkt in Oststeinbek werden gut fünf Kilometer davon benötigt. Zahlreiche Verkehrsschilder müssen am Vorabend und in den frühen Morgenstunden von den Mitarbeitern aufgebaut werden. Nikolas Prinz ist Projektleiter für alle diese Dinge und kümmert sich um die Organisation.

Auf dem Oststeinbeker Flohmarkt sind mehr als 2000 Meter Standfläche zu vermieten. Etwa 500 Stände warten bei schönem Wetter auf bis zu 25 000 Besucher. "Für uns ist entscheidend, wie das Wetter am Freitag oder Sonnabend ist." Denn am Vorabend des Flohmarktes würden viele Händler ihr Auto schon mal vorpacken - wenn es dann regnen sollte, ließen sie das Beladen oft sein und blieben am Sonntag lieber zu Hause, so Kucks Erfahrungen.

"Die Hauptsaison für die Märkte beginnt so richtig im April", sagt der Geschäftsführer. An den Sommersonntagen sind die zwölf Fahrzeuge, Gastronomie-Anhänger und Verkaufstände an einem Tag auf bis zu sieben Märkten in ganz Norddeutschland unterwegs. Eine große logistische Herausforderung für den Projektleiter Nikolas Prinz, denn überall werden Schilder, Gastronomiestände und Helfer benötigt. Die Preise, die ein Händler für einen Meter Stand variieren von Markt zu Markt. Zwischen sieben und 21 Euro müssen für einen Meter Stand bezahlt werden. Die Wirtschaftskrise hat das Kaufverhalten laut Meinung der Hochberg-Mitarbeiter nicht besonders beeinflusst.

Wichtigster Faktor sei das Wetter - und das bescherte den Organisatoren 2009 mit mehr als 200 veranstalteten Märkten ein wirtschaftlich äußerst erfolgreiches Jahr. Ralf Kuck hofft daher, dass auch in diesem Jahr die Sonntage ihrem Namen gerecht werden. Dann strömen die Besucher auf seine Märkte und können stöbern, feilschen und vielleicht auch gute Geschäfte machen. Und Ralf Kuck kann sich mit den Auszubildenden ein neues Reiseziel auf der Weltkarte aussuchen.