Wenn ein Hotelbesitzer für eine Übernachtung zum Beispiel 100 Euro kassiert, darf er davon nicht alles behalten. 19 Prozent Mehrwertsteuer gehören dem Staat.

Ab Januar könnte erheblich mehr in der Hotelkasse bleiben: Das Bundesparlament hat den Steuersatz für Hotelübernachtungen gestern auf sieben Prozent gesenkt, jetzt fehlt nur noch die Zustimmung des Bundesrats. Die Gäste profitieren kaum von der Gesetzesänderung. Eine Umfrage in Stormarn zeigt: Die Zimmerpreise werden nur in wenigen Fällen sinken.

"Die Freude über die Steuersenkung ist groß", sagt Axel Strehl, in Stormarn Chef des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga). Strehl, der ein Restaurant in Ahrensburg führt, findet nur eines schade - "dass die

Gastronomie hinten runtergefallen ist". In den Koalitionsgesprächen in Berlin war man offenbar zu dem Ergebnis gekommen, dass eine Steuerreduzierung für Restaurants nicht auch noch finanziert werden könne.

Also wurde es nur ein Sonder-Konjunkturprogramm für die Hotels. Und die können es brauchen, meint Oliver Deutsch, der Chef des Park Hotels in Ahrensburg. "Dieses Jahr ist katastrophal gewesen", sagt er. "Wir hatten eine Auslastungsquote von etwa 65 Prozent, sonst sind es über 70. Das ist das schwerste Jahr seit Bestehen des Hotels."

Ob er das Steuergeschenk an die Kunden weitergibt, weiß er noch nicht. "Noch ist es ja nicht beschlossen", sagt er. "Aber wir sind seit drei Jahren mit den Zimmerpreisen konstant. Und wir geben auch gern den Mitarbeitern mehr."

Auch Heinz-Joachim Hinz vom Hotel Vaterland in Bad Oldesloe sagt: "Wir haben in den letzten Jahren nie die Preise erhöht." Auch habe er keine Neuanschaffungen tätigen oder Renovierungen vornehmen können. "Wenn wir Mehreinnahmen erwirtschaften, werden wir jetzt wieder investieren können", sagt Hinz.

Auch beim Hotel Hamburger Wald in Großhansdorf und beim Hotel zur Windmühle in Stapelfeld werden die Übernachtungen nicht billiger. Im Hotel am Schloss in Ahrensburg sind ebenfalls keine Preissenkungen geplant. Geschäftsführer Knud Kistenmacher erwartet trotzdem keine Mehreinnahmen: "Die Firmen, die bei uns Übernachtungen buchen, sind jetzt schon am Handeln", sagt er. "Sie wollen auch was vom Kuchen abhaben und fordern zehn oder sogar die vollen zwölf Prozent Nachlass."

Mardin Al-Amiry, Geschäftsführer des Akzent-Hotels in Glinde, stellt dagegen günstigere Übernachtungen in Aussicht. "Unsere Preise sind eh flexibel. Sie richten sich nach der Auslastung", sagt Al-Amiry. "Wenn die Steuersenkungen kämen, hätten wir mehr Spielraum für die Preisgestaltung." Auch bei der Fischerklause am Lütjensee profitieren die Übernachtungsgäste. "Bei den Buchungsportalen im Internet hatten wir die Preise für 2010 bereits um sieben bis zehn Prozent erhöht", sagt Geschäftsführer Gerhard Retter. "Das haben wir jetzt rückgängig gemacht."

Regina Poersch, tourismuspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, hält übrigens nichts von der Mehrwertsteuersenkung. "Sie ist sinnlos und kommt das Land teuer zu stehen", sagt sie. Schleswig-Holstein hätte dadurch Einnahmeverluste von jährlich 15 Millionen Euro.