Eltern und Kinder haben kein Verständnis für das Neubauvorhaben. Bürgermeister: “Sind erst in der Planungsphase.“

Reinfeld. Mehrere Hundert Schüler und Eltern haben gegen die Pläne der Stadt Reinfeld protestiert, die Voraussetzungen für den Bau eines Penny-Marktes am Marktplatz zu schaffen. Denn für den Bau des Discounters soll rund ein Drittel des Schulhofs der Matthias-Claudius-Schule weichen. Die aufgebrachten Familien stürmten die Sitzung des Finanz- und Hauptausschusses.

Mit Trillerpfeifen und selbstgebastelten Plakaten mit Parolen wie "Baut Penny woanders", "Hände weg von unserem Schulhof" oder "Unser Schulhof ist genial, und Ihr nehmt ihn uns weg" demonstrierten Erwachsene und Kinder gegen das Neubauvorhaben. "Wir wollen kein' Penny", schrie die Masse im Sitzungssaal, auf den Fluren, der Treppe und vor dem Rathaus immer wieder. "Es ist unglaublich, wie viele Menschen gekommen sind", sagte Christina Kahle vom Schulelternbeirat. Im Sitzungssaal des Rathauses musste sich Bürgermeister Gerhard Horn den Fragen der Kinder und Eltern stellen. "Sie hätten diesen Weg nicht einschlagen dürfen", sagte Kahle zum Verwaltungschef, "das macht uns alle wütend."

Gerhard Horn versuchte, die aufgebrachte Menge zu beruhigen: "Es ist noch nichts beschlossen, wir sind erst in der Planungsphase, und die Bürger sind jetzt an der Reihe, ihre Bedenken zu äußern." Doch die Grundschüler und Eltern ließen nicht locker. "In Ihren Köpfen ist der Bau des Penny-Marktes schon beschlossene Sache!", rief ein Mann aus der Menge.

Die Eltern haben gar kein Verständnis für die Pläne, weil erst vor rund zwei Jahren der Bau des Schulhofs abgeschlossen worden war. "Die Eltern haben jahrelang mitgearbeitet. Mehr als 100 000 Euro hat der Umbau gekostet", sagte Christina Kahle: "Die Kinder haben Geld gesammelt, Sponsoren haben etwas gespendet, und jetzt soll ein Teil wieder plattgemacht werden." Für den Penny-Markt müssten die eingezäunten Fußballfelder, ein Klettergerüst, ein Sandkasten und zahlreiche Beete verschwinden. "Wir haben auch Fördergelder in Höhe von 13 000 Euro vom Land Schleswig-Holstein bekommen, da wir als Zukunftsschule ausgezeichnet wurden - vor allem wegen des von den Kindern mitgestalteten Schulhofs", sagte Kahle. Die Schüler hatten Modelle gebaut, und viele Ideen seien später auch tatsächlich umgesetzt worden.

Bürgermeister Gerhard Horn erinnerte daran, dass er die Schule gewarnt habe, so viel Geld und Kraft in das Stück des Schulhofs zu stecken, da die Stadt damit noch etwas vorhaben könnte. Denn das Drittel des Grundstücks gehört der Stadt und nicht dem Schulträger, der sich aus der Stadt Reinfeld und den umliegenden Gemeinden zusammensetzt.

Elternvertreterin Christina Kahle widerspricht dem Bürgermeister: "Diese Aussage ist niemals getroffen worden. Wir hätten doch nicht so viel Geld und Arbeit investiert, wenn wir gewusst hätten, dass die Stadt alles wieder zunichte macht." Bürgermeister Horn und die Politiker sind der Meinung, dass die Innenstadt durch den Penny-Markt belebt wird. Das belege auch ein Einzelhandelsgutachten. "Danach fehlt in der Innenstadt ein Vollsortimentgeschäft", sagte Horn. Auch hier widersprechen die Eltern: Es gebe schon zwei Supermärkte in der Innenstadt, und ein Penny-Markt sei im Gewerbegebiet zu finden.

Die Protestler vermuten, dass es in Zeiten leerer Kassen vor allem finanzielle Gründe sind, die die Stadt lenken. So könnte Reinfeld für die 2700 Quadratmeter, auf denen der Penny-Markt gebaut werden soll, rund 400 000 Euro bekommen. "Es ist das Filetstück in unserer Stadt, das besonders viel Geld bringt. Das kann nur der einzige Grund sein. Denn schöner wird die Innenstadt dadurch gewiss nicht", sagte ein Vater. Und weiter: "Wir werden für unseren Schulhof kämpfen."