Gesamtkosten sind von 950 000 auf fast 1,5 Millionen Euro gestiegen. Dafür soll die Brücke nicht rosten und bis zu 80 Jahre halten.

Reinbek. Es ist kurz nach acht Uhr, als das erste Brückenteil sich den Stützpfeilern nähert. An einem langen Stahlseil schwebt die etwa 18 Tonnen schwere und 26 Meter lange Konstruktion eine Handbreit über dem Betonfundament. Beim Brückenbau gebe es immer Überraschungen, sagt Bauoberleiter Roland Gerloff. "Entscheidend ist jetzt, dass der Rohbau und die Brückenteile zusammenpassen." Er guckt zu den Bauarbeitern rüber, die die letzten Zentimeter gründlich ausmessen. Dann wird das Brückenteil langsam abgesenkt, und die Handwerker richten es aus. Bis alles genau passt.

Nach vier Jahren und vier Monaten Vorbereitungszeit wurde die neue Reinbeker Holländerbrücke an der Hamburger Straße gestern eingebaut. Trotz Wind und Regen gab es keine Probleme, als die drei Brückenteile per Telekran eingehoben wurden. Über Nacht waren sie mit drei Sattelzugmaschinen nach Reinbek transportiert worden. Für den Einbau waren Teile der Hamburger Straße und der Straße Am Holländerberg am Mittwoch bis in den frühen Abend gesperrt.

Als erste Brücke in Schleswig-Holstein ist die stählerne Holländerbrücke mit einem Belag aus glasfaserverstärkten Kunststoffplatten (GFK) ausgestattet. Die Platten seien in der Instandhaltung sehr günstig, sagt Finn Jernø von der dänischen Firma Fiberline, die die Platten herstellt. "Das Material ist korrosionsfrei, Streusalz kann zum Beispiel keine Schäden anrichten", sagt er. "Diese Brücke wird deshalb sehr lange halten." 80 Jahre seien durchaus denkbar. Dass die Platten besonders leicht seien, sei ein weiterer Vorteil. "Sie können vorproduziert und sehr schnell eingebaut werden." Bei Architekten seien die Plastikplatten zudem beliebt, weil sie in einer transparenten Variante schöne Lichteffekte erzielten, sagt Jernø. Die Holländerbrücke ist mit weißen Platten belegt. Das Design war in Reinbek nicht ausschlaggebend, als 2007 das Stuttgarter Ingenieurbüro Werner Sobek mit der Planung der Brücke beauftragt wurde. Wichtiger war die erhoffte Kosteneinsparung durch die pflegeleichten Plastikplatten. "Ziel der Politik war es, durch die GFK-Platten Wartungskosten zu sparen", sagt Projektleiter Sven Rosenbaum vom Reinbeker Bauamt. Zwar ist die Brücke teurer als eine Konstruktion nur aus Stahl oder Holz oder eine Ampel. Rosenbaum: "Wir hoffen aber, dass sich die Investition rentieren wird." Um die 100 Meter lange und 3,50 Meter breite Brücke hatte es immer wieder Diskussionen gegeben, weil die Kosten mehrmals gestiegen waren. Der gesamte Bau der Luxus-Brücke hat nun 1,46 Millionen Euro gekostet. Ursprünglich waren 950 000 Euro eingeplant. Grund für die Mehrkosten waren unter anderem Planungsfehler, Leitungsproblemen im Untergrund und die tiefere Verlegung der Anker für den Anprallschutz. Für die Herstellung des Brückenüberbaus wurden 600 000 Euro ausgegeben.

Der vor 13 Monaten begonnene Brückenbau ist noch nicht ganz abgeschlossen. Noch müssen unter anderem die Brückenteile verschweißt und die Rampen asphaltiert werden. Fußgänger und Radfahrer können die Brücke deshalb erst in einigen Wochen benutzen. Roland Gerloff sagt: "Mit Glück ist bis Weihnachten alles fertig."