Sprechstunde in Mollhagen: Wirkstoff kommt eine Viertelstunde vor dem Termin - und nach vielen Telefonaten.

Steinburg. Mittwochmittag, 11.45 Uhr. In einer Viertelstunde beginnt die Impfsprechstunde in der Praxis von Dr. Matthias Ogilvie im Steinburger Ortsteil Mollhagen. Die ersten Patienten sitzen bereits im Wartezimmer. Sie wollen sich gegen die Schweinegrippe impfen lassen. Der Impfstoff aber ist nicht da. Der Allgemeinmediziner bereitet sich schon darauf vor, die Patienten unverrichteter Dinge wieder nach Hause zu schicken. Doch dann kommt der Stoff doch noch - tatsächlich um fünf Minuten vor zwölf.

"Das ist ein unerträglicher Zustand", schimpft Matthias Ogilvie, einer der Stormarner Ärzte, bei denen man sich gegen die Schweinegrippe impfen lassen kann. "Da nehmen Menschen den Rat ernst, sich schützen zu lassen, und dann funktioniert die Logistik nicht."

Seine Sprechstunde war seit vier Wochen geplant. Seitdem hat er sich - so sagt er - "die Finger wund telefoniert", um den Impfstoff zu besorgen. Die Apotheke in Großhansdorf, von der er beliefert wird, hatte nichts vorrätig, weil der Arzneimittelgroßhandel aus Lübeck nicht geliefert hat. "Das ist die zentrale Verteilstelle für die Ampullen in Schleswig-Holstein", erklärt der Mediziner. Er rief im Kieler Gesundheitsministerium an, wo man Verständnis zeigte, aber keine Lösung parat hatte. Er versuchte es direkt in Lübeck und erhielt die Auskunft, man werde versuchen, rechtzeitig zu liefern. Planen lässt sich mit solch einer Auskunft nicht.

Dass die Bereitstellung des Impfstoffes nicht reibungslos funktioniert, diese Erfahrung hat auch Bettina Funke gemacht. Die Mollhagenerin wollte auf den Rat der Ärzte des Hamburger Wilhelmstifts ihre Tochter Merle gegen die Schweinegrippe immunisieren lassen. Die Elfjährige gehört zur Risikogruppe, weil sie chronisch krank ist. "Wir hatten schon einen festen Termin in einer Großenseer Praxis. Der wurde abgesagt, weil der Impfstoff fehlte", erzählt Funke. Sie griff zum Telefon und hatte Glück: "Eine Ärztin in Hoisdorf hatte noch eine Ampulle über", sagt sie.

Für Matthias Ogilvie gehört die Logistik auf den Prüfstand. Sein Unmut über die Lieferprobleme ist so groß, dass er schon mit dem Gedanken gespielt hat, seine Impfzulassung zurückzugeben. Die nächste Sprechstunde ist am kommenden Donnerstag. Ogilvie: "Ich bin gespannt, wann der Impfstoff kommt."

Sie impfen auch: Dr. Ursula Frenzel und Dr. Cornelia Cames, Allgemeinmedizinerinnen, 04102/45 77 22.