Die Verhandlungen mit Übernahme-Interessenten laufen. Geschäftsführer ist optimistisch, dass der Betrieb mit seinen 70 Mitarbeitern überlebt.

Ahrensburg. Die Ahrensburger Buchbinderei Willy Schacht GmbH hat Insolvenz angemeldet. Der vorläufige Insolvenzverwalter Heiko Fialski hat bereits seine Arbeit in dem Unternehmen aufgenommen. Auf einer Betriebsversammlung in den Produktionshallen an der Straße Am Tiergarten wurde den etwa 70 festen Mitarbeitern der Schritt mitgeteilt.

Der Insolvenzverwalter vom Rechtsanwaltsbüro Johlke, Niethammer und Partner aus Hamburg sieht eine gute Chance für den Fortbestand des Unternehmens. Ein Sprecher des Anwaltbüros sagte gestern auf Anfrage: "Es gibt einen Markt für das Produkt, und wir denken, dass es Interessenten für die Firma gibt. Wir sind zudem bestrebt, den Standort und die Mitarbeiterzahl zu halten." Kündigungen wurden bisher nicht ausgesprochen. Neben der Stammbelegschaft arbeiten auch noch 70 Leiharbeiter in dem Unternehmen, das sich auf Buchbindungen, Heftungen und Klebebindungen von Katalogen spezialisiert hat. Zu den Kunden zählten auch Axel Springer und Gruner + Jahr.

Der Sprecher des Anwaltsbüros sagt: "Wir versuchen jetzt, das Unternehmen zu stabilisieren. Die Arbeit läuft im Moment ganz normal weiter. Das sind nicht nur Durchhalteparolen - es besteht eine realistische Chance für die Firma."

Der Grund für den Insolvenzantrag, den Geschäftsführer Olaf Waskow am 6. November beim Reinbeker Amtsgericht eingereicht hat, waren Liquiditätsprobleme der Firma. Die Gehälter der Belegschaft sollen aber weiterhin pünktlich gezahlt werden.

Olaf Waskow hatte das Unternehmen Willy Schacht erst im August 2008 übernommen. Im Sommer dieses Jahres musste er Kurzarbeit einreichen, da Aufträge ausblieben. "Wir sind in Gesprächen", sagt Waskow, "es gibt ein starkes Interesse Dritter an der Firma." Konkrete Namen wollte der Geschäftsmann allerdings noch nicht nennen.

Dass es für den Betrieb eine Zukunft gibt, hofft auch Johann Rademacher vom Fachbereich Medien der Dienstleistungsgesellschaft Ver.di aus Lübeck. Er sagt: "Es liegen genug Aufträge vor. Ich denke, dass es dort weitergehen wird. Die spannende Frage wird sein, wer den Betrieb übernimmt." Er befürchtet aber einen Stellenabbau und meint, dass es auch ohne den Gang in die Insolvenz Signale gab, dass Personal abgebaut werden sollte.

In der Vergangenheit gab es immer wieder Ärger zwischen dem 1934 gegründeten Betrieb und den Anwohnern. Unmittelbar an das Firmengelände grenzen private Grundstücke. In Stoßzeiten warteten die Lastwagen außerhalb des Betriebsgeländes auf der Straße und sorgten für Verkehrsbehinderungen und Lärmbelästigung. Mit Antritt des neuen Geschäftsführers Olaf Waskow verbesserte sich die Lage. Er suchte das Gespräch mit den Nachbarn und strukturierte die Abfertigung auf dem Gelände neu. Da aber zuletzt die Geschäfte nicht besonders liefen, blieb der große Anlieferungsverkehr ohnehin aus. Nach Meinung der Anwohner sollte die Stadt die Gelegenheit nutzen, den Betrieb aus dem Wohn- ins Gewerbegebiet umzusiedeln. Diese Forderung gibt es schon seit etlichen Jahren. Frauke Liebig ist skeptisch, dass die die Buchbinderei auch nach einem Verkauf eine Zukunft hat. "Die Frage ist doch, ob die Firma überhaupt wieder auf die Beine kommt", sagt sie, "gibt es noch Nachfrage nach Katalogen?"

Auch die Politiker beschäftigen sich seit langem mit dem Thema. Bauausschuss-Mitglied Rafael Haase (SPD), der selbst an der Straße Am Tiergarten wohnt, ist der Meinung, dass die Verwaltung es verschlafen habe, das Gelände als Wohngebiet auszuweisen: "Der Bauausschuss hatte bereits vor zwei Jahren einstimmige Beschlüsse darüber getroffen." Nur so wäre gesichert, dass im Falle einer Pleite von Schacht nicht erneut ein Betrieb an dem Standort eröffnet. Geeignete Produktionsräume gäbe es auch im Gewerbegebiet, meint Haase.

Ob und wie es bei Willy Schacht weitergeht, werden die Verhandlungen mit den Übernahme-Interessenten in den nächsten Wochen zeigen. Der Betriebsrat war gestern nicht zu erreichen.