Weil eine Ansteckung über infiziertes Blut laut Robert-Koch-Institut als sehr unwahrscheinlich gilt, werden Proben nicht auf das Virus getestet.

Lütjensee. Während die Zahl der an Schweinegrippe erkrankten Menschen zunimmt, gehen die Blutspenden in Stormarn zurück. "Wir haben seit etwa zehn Tagen rund zehn Prozent weniger Spender", sagt Jens Lichte, Organisationsleiter beim Blutspendedienst Nord in Lütjensee. Zu einem Termin in Glinde seien zum Beispiel nur 133 der erwarteten 160 Spender gekommen. "Offensichtlich bleiben zurzeit viele Spendewillige wegen der steigenden Grippeerkrankungen zu Hause."

Zudem müssten 2,5 Prozent mehr potenzielle Spender als sonst zurückgestellt werden. Denn wer im direkten Umfeld Kontakt zu infizierten Menschen hatte, darf zurzeit nicht spenden. "Das dient der Fürsorge für den Spender", sagt Lichte. "Der Körper muss für neues Blut sorgen und sollte deshalb nicht geschwächt sein." Eine Ansteckung über infiziertes Blut gilt laut Robert-Koch-Institut (RKI) als sehr unwahrscheinlich. Die Blutproben werden deshalb auch nicht auf das Virus getestet.

Eine Grippeschutzimpfung - sowohl gegen die saisonale als auch die Schweinegrippe - sei kein Hindernisgrund zum Blutspenden, sagt Jens Lichte. "Solange sie nicht an schweren Nebenwirkungen leiden, dürfen Geimpfte gerne spenden." Zwischen Impfung und Aderlass müsse keine Wartezeit eingehalten werden. In Ahrensburg können Freiwillige am kommenden Donnerstag in der Stormarnschule (Waldstraße 14) und am Freitag in der Fritz-Reuter-Schule (Fritz-Reuter-Straße 51) jeweils von 15 bis 19.30 Uhr Blut spenden.

Sollte sich die Schweinegrippe weiter ausbreiten, sei der Blutspendedienst vorbereitet, sagt Lichte. "Wir haben drei Termine unter Pandemiebedingungen durchgeführt." Im Ernstfall dürfen nur wenige Menschen in den Spenderaum, alle tragen einen Mundschutz, schon vor dem Gebäude wird bei den potenziellen Spendern die Temperatur gemessen. Und um Menschenansammlungen zu vermeiden, bekommen die Spender ein Imbisspaket für zu Hause.

Schon jetzt hat sich die Schweinegrippe so weit ausgebreitet - das Stormarner Gesundheitsamt zählt 247 positive Tests -, dass Ärzte nicht mehr jeden Verdachts- und Krankheitsfall melden müssen. Die Ausbreitung werde jedoch weiter überwacht, heißt es aus dem Gesundheitsministerium. So gelten noch die Meldepflicht der Labore bei jedem Nachweis von Influenzaviren sowie die Meldepflicht der Ärzte beim Tod eines Menschen an der Schweinegrippe. Bundesweit sind laut RKI bis Sonnabend 16 mit dem H1N1-Virus infizierte Menschen gestorben, in Schleswig-Holstein gab es noch keine Todesfälle.

Trotz des momentanen Rückgangs der Blutspenden baut das DRK seine Kapazitäten weiter aus. In Lütjensee wurde gestern Richtfest für einen acht Millionen teuren Neubau des zweistöckigen Blutspendezentrums Nord gefeiert. Henning Kramer, Präsident vom DRK-Landesverband Schleswig Holstein, sagt: "Wir setzen auf Expansion, denn der Bedarf für Blutkonserven in den Krankenhäusern steigt ständig." Von Lütjensee werden Krankenhäuser im südlichen Teil des Landes und in ganz Hamburg mit Blutkonserven versorgt. Das Institut gehört zu den ersten Einrichtungen des DRK im Lande. Etwa 80 Mitarbeiter werden in dem gut 1000 Quadratmeter großem Gebäude ab Herbst nächsten Jahres rund um die Uhr arbeiten.