Eine kostenlose HVV-Jahreskarte für den Großbereich Hamburg: Knapp 200 Kinder aus dem Reinbeker Ortsteil Neuschönningstedt haben sie derzeit. Bezahlt wird das Ticket von der Stadt Reinbek.

Reinbek. Jährliche Kosten: 78 000 Euro. Die CDU hat jetzt im Sozialausschuss der Stadt beantragt, diese Geldausgabe zu streichen - und hat sich mit knapper Mehrheit durchgesetzt. SPD und Forum 21 stimmten dagegen, FDP und Grüne enthielten sich.

Wenn die Stadtverordneten ebenso entscheiden, steht der Betrag im Haushalt 2010 nicht mehr zur Verfügung. Das bedeutet: Ab Beginn des Schuljahres 2010/2011 müssen die Eltern die Busfahrten ihre Kinder selbst bezahlen.

Das Ticket auf Stadtkosten gibt es schon seit 1986. Damals hatten die Politiker das Zusammenwachsen der Ortsteile fördern wollen. Neuschönningstedter sollten Reinbeker Schulen besuchen und nicht etwa über die Stadtgrenze nach Glinde gehen. Die Kosten trägt allein die Stadt Reinbek. Zwar gibt es Geld vom Kreis für Schülertickets, allerdings nur dann, wenn der Schulweg eine bestimmte Länge überschreitet. Das ist in Neuschönningstedt nicht der Fall.

Das Ticket bekommen derzeit alle Kinder des Ortsteils, die das Gymnasium oder die Gemeinschaftsschule in Alt-Reinbek besuchen. Gezahlt wird bis Erreichen der Oberstufe. Eine Bedürftigkeit muss nicht nachgewiesen werden, auch Kindern wohlhabender Eltern wird die Jahreskarte geschenkt.

Aber warum gleich eine Karte, die für den HVV-Großbereich gilt? Eine günstigere Lösung gebe es seitens des HVV nicht, heißt es im Rathaus. Für den Landtagsabgeordneten Mark-Oliver Potzahr (CDU), Mitglied im Reinbeker Sozialausschuss, bedeutet das, dass der Staat in diesem Fall auch private Fahrten der Kinder bezahlt. "Das können wir uns angesichts unseres Haushaltsdefizits wirklich nicht leisten", sagt er.

Thomas Unglaube (SPD), der Vorsitzende des Ausschusses, befürchtet, dass bei einem Wegfall der Tickets mehr Neuschönningstedter Kinder als bisher in Glinde zur Schule gehen würden. "Für die müssten wir dann einen Schulkostenbeitrag an Glinde zahlen", sagt Unglaube. Mit anderen Worten: So viel Geld lässt sich hier gar nicht sparen.

Außerdem befasste sich der Ausschuss mit der Umwandlung der Obdachlosenunterkunft neben der Kita "Bärenhöhle" in Krippenräume. Dies wurde empfohlen. Beschließen das auch die Stadtverordneten so, hat das notwendigerweise zur Folge, dass die seit Jahren leer stehenden Obdachlosenunterkünfte am Krabbenkamp wieder genutzt werden müssen. Andere Unterbringungsmöglichkeiten gibt es nicht. Der Abriss der Häuser am Krabbenkamp und ein Verkauf des Grundstücks an einen Bauherren steht damit nicht mehr zur Debatte. Eine gute Nachricht für die Anwohner, die sich gegen eine Bebauung des Grundstück, zu dem auch eine von Kindern gern genutzte Wiese gehört, gewehrt hatten.