In unserer Serie treffen wir Menschen aus Stormarn auf ihrer Lieblingsbank. Heute: der Gründer des Vereins Braaker Mühle.

Braak. "Glück zu!", ruft Karl-Heinz Borchert den Besuchern der Braaker Mühle gutgelaunt entgegen. So grüßten sich die Müller, und wie jeder ordentliche Müller trägt Borchert helle Kleidung, auf dem Kopf eine weiße Schirmmütze, die ihm hinten tief in den Nacken fällt. "Damit beim Schultern der Mehlsäcke nichts in den Kragen rieselt", sagt er und muss schmunzeln, denn mit seinen 79 Jahren trägt er natürlich keine Mehlsäcke mehr.

Auch das Vermahlen des Getreides hat der Gründer und Vorsitzende des Vereins Braaker Mühle in andere Hände gelegt. Den jetzigen Müller aus Langelohe hat er selbst angelernt. Karl-Heinz Borchert hat mit den Besucherführungen genug zu tun. Mühelos steigt er die fünf Stiegen mit den schmalen Stufen bis zur Galerie hinauf - an fünf Tagen die Woche, auch mit Brautpaaren, die sich in der historischen Mühle trauen lassen. Nach der Zeremonie dürfen die frisch gebackenen Eheleute die Flügel des 160 Jahre alten Galerie-Holländers in Gang setzen. Voller Enthusiasmus erklärt Borchert den Besuchern die alte Technik, den Schüttler etwa, aus dem das Getreide zwischen die beiden Mühlsteine fällt und der dabei ein gleichmäßiges klackerndes Geräusch macht. So sei das Lied "Es klappert die Mühle am rauschenden Bach, klipp, klapp" entstanden. Borchert klopft auf das Gebälk und sagt: "Das alles hier ist 160 Jahre alt und funktioniert noch."

Karl-Heinz Borchert ist Bauer, seinen Hof in Brunsbek bewirtschaftet heute sein Sohn. Er selber hat sich seit 1990 ganz der Mühle verschrieben. Hat sie mit vielfältiger Unterstützung, Spenden und Fördergeldern vor dem Verfall gerettet. Umgerechnet mehr als 210 000 Euro hatte die Restaurierung gekostet. Damit wurden die Galerie, die Kappe, Windrose, die Mahlgänge und die Fußböden erneuert. 1996 wurde das denkmalgeschützte Bauwerk und Wahrzeichen von Braak wieder in Betrieb genommen. Nach zwei Jahrzehnten des Stillstands. Der Galerie-Holländer, seit 150 Jahren im Besitz der Familie Lessau, war 1977 stillgelegt worden, weil sich der Betrieb nicht mehr lohnte. "Wir haben einen Wind-Mahlgang und einen Elektro-Mahlgang einbauen lassen", sagt Karl-Heinz Borchert. Seitdem kann auch bei Flaute Getreide vermahlen werden. 130 Tonnen Dinkel, Roggen, Weizen im Jahr, alles aus biologischem Anbau, für die Bäckerei seines Schwiegersohns Joachim Lessau.

Karl-Heinz Borchert mag es, wenn die Mühle in Betrieb ist, auf allen sechs Böden alles läuft, rattert und vibriert, die Flügel mit den Aluminium-Lamellen und den Stahlruten sich drehen. "Das ist wie Musik", sagt der gebürtige Mecklenburger, der sich 1958 in Brunsbek niederließ. Immer noch fährt er regelmäßig in seine Heimatstadt Ludwigslust, ebenso regelmäßig besucht er die Vorstellungen im Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin, wo er im Förderverein ist.

"Heimat bleibt Heimat", sagt der ehemalige Kommunalpolitiker. Zehn Jahre saß er im Brunsbeker Gemeinderat, war Vize-Bürgermeister und stellvertretender Amtsvorsteher. "Irgendwann muss man Schluss machen", sagt er und fügt schmunzelnd hinzu: "Ich wollte die Abende auch mal zu Hause verbringen." Auch Zeit für seine sechs Enkel und den Urenkel haben.

Kürzlich mussten die Flügel der Windmühle repariert werden. "An den holzführenden Teilen gab es gravierende Mängel", sagt Karl-Heinz Borchert. Gut 27 000 Euro hat das den Verein gekostet. "Zum Glück haben uns der Lions Club Ahrensburg und die Hamburger Sparkasse geholfen, mit insgesamt 6000 Euro", sagt Borchert. Die Braaker Windmühle sei jetzt auf überschaubare Zeit wieder sicher. Ein gutes Gefühl für den 79 Jahre alten Mühlen-Liebhaber, der ans Aufhören noch lange nicht denkt.