129 Ärzte im Kreis dürfen spritzen, doch ihnen fehlt der Stoff dazu. Allein in der Klinik Ahrensburg haben sich 150 Patienten angemeldet.

Bad Oldesloe. Nach anfänglicher Skepsis wollen sich nun doch immer mehr Stormarner gegen die sogenannte Schweinegrippe impfen lassen. Doch der Wille allein reicht nicht: Der Impfstoff ist immer noch knapp, die über die Apotheken ausgelieferten Dosen decken den Bedarf bei weitem nicht. Die Wartelisten in den Vorzimmern der Ärzte werden immer länger.

Unterdessen - und das mag mit zum Umdenken der Stormarner beigetragen haben - ist die Zahl der bestätigten Erkrankungen im Kreis sprunghaft angestiegen: Sie liegt um 50 Prozent höher als noch vor Wochenfrist. "Aktuell haben wir 153 Fälle registriert", beschreibt Andreas Musiol, Leiter des Kreisgesundheitsamtes den Sachstand Mittwochnachmittag. Hinzu kämen 569 Verdachtsfälle. Die an dem H1N1-Virus Erkrankten werden seiner Beobachtung zufolge immer jünger. Musiol: "In jüngster Zeit haben sich vor allem Kinder und Jugendliche infiziert."

Die Schweinegrippe macht auch vor den Schulen nicht Halt. Nach der beruflichen Schule des Kreises in Ahrensburg (wir berichteten) ist nun auch das Ahrensburger Gymnasium Stormarnschule betroffen. Der stellvertretende Direktor Eckhard Gaumnitz sagt: "Es sollen wohl zwei bis drei Fälle sein." Genau wisse er das allerdings nicht. "Die Ärzte testen ja oftmals gar nicht mehr", berichtet Gaumnitz, was er gehört habe. "Wir sind insofern ganz auf die Aussagen der Eltern angewiesen." Der Unterricht an dem Gymnasium läuft unterdessen uneingeschränkt weiter. "Die Zahl der Erkrankungen hat zum Glück noch kein solches Ausmaß angenommen, als dass wir uns Gedanken über eine Schließung einzelner Klassen machen müssten", sagt Gaumnitz. An anderen Schulen sieht es ähnlich aus. Wie sie - und im Übrigen auch Kindertagesstätten - auf Erkrankungen in ihren Reihen reagieren, liege in ihrem eigenen Ermessen, sagt Gesundheitsamtsleiter Musiol.

Seine Behörde hat auf der Internetseite des Kreises ( www.kreis-stormarn.de ) eine Liste mit kreisweit 129 Arztpraxen veröffentlicht, in denen sich Patienten impfen lassen können. Landesweit sind es mehr als 1800. Doch das ist im Augenblick offenbar eine eher theoretische Möglichkeit. Jakob Wilder von der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein beschreibt, was in Stormarns Wartezimmern Alltag ist: "Die Mediziner fassen die Patienten zu Zehner-Gruppen zusammen und schicken sie nach Hause, bis wieder Impfstoff da ist." Mit der Zahl zehn hat es Folgendes auf sich: Für so viele Impfwillige reicht ein Fläschchen Serum, das - einmal angemischt - innerhalb von 24 Stunden verbraucht werden muss.

Allein in der Praxis Dr. Helge Hansen in der Ahrensburger Klinik stehen aktuell 150 Namen auf der Warteliste. "Und wir haben nur 60 Impfdosen bekommen", sagt Assistenzarzt Robert Lenz, "90 Patienten müssen wir insofern vertrösten." Wie lange, das kann er überhaupt nicht sagen. Aber es könne bis nächste Woche dauern.

Bislang sind in Schleswig-Holstein 136 000 Impfdosen verteilt worden, 52 000 davon in dieser Woche. Für die Verteilung 204 sogenannte Logistikapotheken. Deren Mitarbeiter haben sich, wie aus Apotheker-Kreisen zu hören ist, offenbar schon erbosten Kunden gegenüber für die Lieferengpässe rechtfertigen müssen.

Dabei können die Apotheker gar nichts dafür. Nach Aussage der Landesregierung sind Schwierigkeiten bei der Produktion der Grund für die Impfstoffknappheit.